Verbindungstechnik - Nieten, Kleben, Schweißen

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Ich weiß, das könnte jetzt in eine Grundsatzdiskussion ausarten, aber da ich neulich diese Diskussion mit einem Hobbyschrauber hatte, würde mich interessieren, welche Meinungen bzw. Erfahrungen ihr auf diesem Gebiet gesammelt habt.

Konkret: mein Grand Voyager hat ein Loch im Außenschweller, Größe ca. 5cm x 2cm - leider unbemerkt gewachsen. Besagten Hobbyschrauber habe ich gefragt, ob er das für mich schweißen würde, da mir hier die Kenntnisse fehlen. Er hat abgelehnt (macht gar nichts mehr an Autos, die nicht ihm gehören), mir allerdings angeraten, den Schweller nicht zu schweißen, sondern mittels eines passenden Blechs und einer Kombination aus Kleben und Nieten zu reparieren. An einem seiner Fahrzeuge, an denen er mal so eine Operation vorgenommen hatte, konnte man von außen kaum noch erkennen, dass der Schweller überhaupt repariert wurde, so gut war das geklebte und vernietete Blech nachbearbeitet.

Nun ist ja bekannt, dass in der Automobilindustrie Verklebungen keine Seltenheit sind. Industrie und nachträgliche Reparatur sind aber natürlich zwei Paar Schuhe. Daher meine Fragen:

Hat jemand schon mal sowas gemacht?
Wenn ja, welchen Kleber kann man dafür empfehlen? 2K-Karosseriekleber? Der Hobbyschrauber verwendet ein Produkt von Petec.
Gibt es spezielle Niete? Stahlniete und kein Alu, soweit ist klar. Aber vielleicht gibt es sonst eine bestimmte Spezifikation?
Überhaupt, welche Verbindung übernimmt die Hauptrolle, die Klebung oder die Vernietung?
Worauf ist zu achten?

Oder ist davon komplett abzuraten?
 
Oder ist davon komplett abzuraten?
Meines Erachtens an der Stelle ganz klar ja. Die Kleberei gehört aus meiner Sicht nur an Stellen, an denen auch werksseitig geklebt wurde. Und dann auch nur entsprechend den Werksvorgaben. Und Nieten ist aus meiner persönlichen Sicht schlicht Pfusch schlechthin.
Aber die Sache ist ohnehin ganz einfach: Frage den HU-Prüfer Deines geringsten Mißtrauens, was er von der Geschichte hält. Ich denke, er geht da mit mir konform. Aber evtl. liege ich ja auch völlig falsch.
 
+1

Volle Zustimmung zu dem was René sagt.
 
Darf ich an dieser Stelle mal bekennen, dass es an zwei meiner Autos je eine Stelle gibt, an der mit Nietkleben gepfuscht ist? :redface:
Es sind diese mit Gummistopfen verschlossenen Ablauflöcher am Unterboden, die auf diese Weise verschlossen wurden, weil zu dem Zeitpunkt gerade keine Zeit oder Möglichkeit war, den Innenraum zum Schweißen freizuräumen.
Nach gründlichem Entrosten und Konservieren hab ich das sorgfältig angeformte Blech ebenfalls konserviert mit BK 3in1 "angeklebt" und nach dem Fixieren mit Blindnieten damit in dicker Schicht überstrichen.
Die Stellen sind seit Jahren unauffällig, noch nie jemandem (außer mir) aufgefallen, und IMHO ist diese Methode an dieser Stelle auch festigkeitstechnisch irrelevant.
Aber es ist ein Provisorium, das bei passender Gelegenheit "ordentlich" gemacht wird - wann immer diese Gelegenheit kommt. :rolleyes:

Einen Schweller würde ich so jedoch keinesfalls "behandeln".

Die Antwort eines Prüfers würde mich aber auch interessieren.
 
Einen Stopfen mit sowas zu ersetzen ist aber ja auch was anderes als ein Schwellerblech (tragendes Teil) zu reparieren. Anstelle von Gummistopfen ist das okay so, wenn es funktioniert. An tragenden Teilen andere Hausnummer.
 
Frage mich was bei dem Wagen Außenschweller heißt. Wenn der nur Verkleidung sein sollte für Design und Aerodynamik, dann kann man das wohl machen. Aber sobald es Richtung tragend geht wäre Schweißen oder von mir aus auch MIG-Löten angesagt.
Auch wenn eine gute Klebung besser halten dürfte als die von TÜV gewünschten Lochpunktschweißungen, insbesondere hinsichtlich dynamischer Belastung.
Frage den HU-Prüfer Deines geringsten Mißtrauens,
Ich glaub das heißt bei ihm anders. Aber vermutlich sind die Regeln ähnlich.
 
So scheiden sich die Geister, unser 945 Hat ein Loch im Schweller, nicht unerheblich, ging vor 3 Monaten als Hinweis bei der HU durch, ich soll dieses so lassen und Konservieren, so der Tüv Rheinland.
OK, ich werde es trotzdem "zubraten"
 
So, vielen Dank schon mal für alle Antworten.

Die Situation stellt sich nun leider doch ganz anders dar, und zwar viel schlimmer. Ich wollte das Rostloch heute völlig freilegen und bin auf einen völlig morschen Schweller gestoßen, der auf einer Länge von etwa 1m viele Durchrostungen aufweist.
Wie mir das entgehen konnte, ist sicher eine berechtigte Frage, die ich mir selbst auch stelle. Nun, ich hatte den Schweller vor einigen Jahren bei einer bis dahin gut arbeitenden ungarischen Schrauberbude machen lassen, und das Ergebnis sah optisch tadellos aus, und die Ausführung wirkte stabil. Das Auto konnte trotz stattlichen Leergewichts problemlos am Falz gehoben werden, bis zuletzt übrigens.

Heute habe ich im Schweller Bauschaum gefunden, weiters außen unter dem harten Spritzschutz einen zähen Anstrich, der stellenweise völlig unterrostet ist.

Meine ursprüngliche Frage ist somit für den Moment obsolet, denn mit Kleben und Nieten geht an dieser Stelle sowieso nichts mehr.
 
Da ist die Karosseriearbeit vielleicht noch brauchbar gewesen, jedoch hatte die Konservierung allenfalls Karmann-Niveau...
Ein Grund, warum ich kein Auto, das schon mal restauriert wurde, kaufen würde, dessen Arbeiten nicht penibel dokumentiert sind.
 
Ich dachte, das Ausschäumen von Hohlräumen bei Autos wäre schon längst Vergangenheit. Wer macht sowas und verlangt dafür auch noch Geld? Mein Frustspiegel liegt gerade sehr hoch.

Der angerichtete Schaden, wenn man ihn fachgerecht und dauerhaft reparieren will, liegt nun in etwa auf der Höhe des Zeitwerts.

Ab sofort verlange ich bei Reparaturen dieser Art eine Fotodokumentation.
 
Das bestimmt allerdings.
Alternativ macht man alles selbst, dann weiß man, was man hat, aber dieses Können eignet man sich ja leider auch nicht so nebenbei an.
Bestehende Schrauber-Netzwerke von früher haben sich auch alle im Laufe der Jahre aufgelöst.
 
Ich dachte, das Ausschäumen von Hohlräumen bei Autos wäre schon längst Vergangenheit. Wer macht sowas und verlangt dafür auch noch Geld? Mein Frustspiegel liegt gerade sehr hoch.

Der angerichtete Schaden, wenn man ihn fachgerecht und dauerhaft reparieren will, liegt nun in etwa auf der Höhe des Zeitwerts.

Ab sofort verlange ich bei Reparaturen dieser Art eine Fotodokumentation.
Das Ausschäumen von Hohlräumen, wie z.B. der A-Säule ist doch Stand der Technik 2024. Dient der Geräuschdämmung...
 
Gut, ich präzisiere..."die Zeit, in denen man marode Schweller mit Bauschaum füllte, statt anständig zu reparieren und konservieren".
 
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Zunächst ist es erforderlich, das Ausmaß samt statische Relevanz des Schadens zu bestimmen. Ein Schweller ist ein tragendes Teil.

Wenn mit angegriffen, würde ich die inneren Bleche per WIG-Schweißen "klassisch" neu aufbauen. Das äußere Blech, sofern das als Ersatzteil lieferbar ist, könnte man ggf. auf den neu aufgebauten oder noch bestehenden Untergrund aufkleben. Je nach Aufwand wird das wohl heute öfters gemacht. Wir reden schließlich nicht über die Restauration von Flügeltürer sondern über die Reparatur von Alltagsgurken.

Ich hatte einen vergleichbaren Fall heuer mit einem Franzosen, der werksseitig hinter dem Radhaus nicht ganz dicht war und so unbemerkt die Jahre über von innen nach außen durchrostete.

Ich hatte mich dazu entschieden, auch das äußere Blech nachzubauen und dieses aufzuschweißen. Da es bei dieser Budget-Kiste nicht um Optik sondern ausschließlich um Haltbarkeit ging, hatte ich hinsichtlich Umsetzung freie Hand. Für mich war es die erste Schwellerreparatur dieser Größe. Der Mißtrauische vom TÜV meinte: "Gut gemacht." 🤓

So sah zunächst das "kleine" vom TÜV zum Prüfzwecke verursachte Rostloch aus:
1727176522188.png

Dann bekam ich einen Eindruck vom bisher geleisteten Pfusch:
1727176851163.png

So sah es drinnen aus:
1727177050405.png

Also entweder Schrott oder frisch ans Werk!
1727177231235.png
1727177360003.png
1727177400171.png
1727177457007.png
 
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