Er vertauscht Täter und Opfer und verhöhnt die Opfer dass sie selber Schuld an ihrem vorzeitigen Tod sind.
Sieht man in Schweden gut: die Jüngeren haben weiter Party gemacht und die Alten sind geopfert worden und in großer Zahl verstorben.
Das man immer alles erklären muss...
Eieiei, da scheint sich jemand mal wieder von den eigenen Impulsen leiten zu lassen, ohne einmal wirklich darüber nachzudenken (s. z. B. auch A66-Unfall). Die evolutionär hart erfochtene Fähigkeit rationaler Reflexion wird auf diese Weise mir nichts, dir nichts über Bord geworfen. Angesichts offenbar mangelnder hermeneutischer Kompetenzen samt präsentierter Selbstgewissheit liegt vermutlich maximal ein Baumschulabschluss vor (ich kann das einschätzen, denn ich habe ja bekanntlich maximal einen

). Das kann ja sogar meine - Oma - besser. Ich habe außerdem meine noch ungeborenen fünf Kinder gefragt, auch sie haben eine überzeugendere Interpretationsleistung geliefert. No hard feelings, hang loose.
Die "Oma" steht in dem Video ganz sicher nicht für die unverschuldet verstorbenen älteren Semester, ob in Deutschland, Schweden oder sonstwo. Das
s man immer alles erklären muss...
Zum einen ist hier der Kontext entscheidend: Das Oma-Sujet und der Kinderchor verweisen auf die frühere klimabezogene Umdichtung des Lieds "Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad" durch eben diesen Kinderchor. In diesem Sinne kommt dem Oma-Sujet und dem Kinderchor, wenn sie nun nach dem Klimawandel eine weitere aktuelle Krise besingen, eine Art wiederkehrende satirische Kommentatorenfunktion zu. Dabei sind es genau die scheinbar naiven Kinder und die scheinbar unschuldige Vortragsform des weihnachtlichen Kinderchorsingens, die die satirische Fallhöhe zwischen bitterernstem Inhalt und scheinbar kindlich-unschuldiger wie weihnachtlich-harmoniebedürftiger Vortragsform ermöglichen.
Das Video stößt erst einmal vor den Kopf, weil die Kinder es besser wissen als die scheinbar reif(er)en Erwachsenen und letztere dafür folgerichtig kritisieren. Und für diese vor den Kopf stoßende Widersprüchlichkeit steht die Oma: für einen Fundus an gesammelter Lebenserfahrung, erlangter Bildung und historischem Erleben, das von den innehabenden Personen ironischerweise aber gerade nicht zu einer rational informierten Entscheidung genutzt wird, die da wäre: Befolgung wissenschaftlich fundierter AHA-Regeln, Nichtbefolgung wissenschaftlich widerlegter Verschwörungstheorien.
Die Oma kann tatsächlich auch präzise für eine Oma stehen, aber eben nur dann, wenn diese Oma auch präzise das im Video kritisch besungene Verhalten an den Tag legt. Ansonsten - soviel Interpretationsleistung und hermeneutisches Wohlwollen dürfen schon vorausgesetzt werden - steht sie stellvertretend für einen bestimmten Teil einer gegenüber den Kindern älteren Generation, der wider besseres Wissen unverantwortlich handelt und damit zu einem sehr großen Teil doch dafür verantwortlich ist, selbst zu erkranken - und leider eben auch, wenn andere durch dieses Handeln erkranken.
Mit Böhmermann als schmalzigem Tenor ist das Ganze zusätzlich eine schöne Ideologiekritik spießbürgerlichen Weihnachtskitschs, der doch vorgaukelt, einmal jährlich für ein paar Tage genau das zu tun, was dem selbstgerechten eigenen Anspruch gemäß eigentlich an jedem Tag im Jahr angebracht wäre. Und an dieser Fiktion weben eben Musikantenstadl, Weihnachtsmarkt, Christbaumkitsch und Geschenkkommerz gehörig mit.
Es ist eben diese heuchlerische Doppelmoral, die man auch sehr gut denjenigen Erwachsenen und möglicherweise Omas unter ihnen vorwerfen kann, wenn sie meinen, für Grundrechte auf die Straße ziehen zu müssen, diese dadurch aber gerade gefährden; wenn sie gerade auf innerhalb einer Pandemielage genehmigten Demonstrationen laut "Meinungsdiktatur" schreien; und wenn sie als selbstproklamierte kritisch-wache Subjekte dubiosen Gestalten folgen, die bei aller skandierten Liebe und Uneigennützigkeit kräftig an dem ganzen Spaß verdienen. Sie lassen sich nicht weniger täuschen als die militant weihnachtsfrommen Spießbürger.