Jon schrieb:
: es stehen 2 Batterien zur Auswahl: einmal eine mit 50Ah / 900A und eine mit 75 Ah / 350A, dann sollte ich wohl eher zur ersten greifen, nicht?
Falsch ! Die von Dir erfragte zweit Zahl, der sog. Kälteprüfstrom hat NICHTS mit der eigentlichen Kapazität der Batterie zu tun !, sie gibt lediglich an, wieviel Ampère maximal KURZZEITIG an einen Verbraucher (in vorliegendem Fall Dein Anlasser) die Batterei abgeben kann.
Dein Saab Anlasser z.B. zieht im Winter bei höchstem Widerstand durch Kälte, dickflüssiges Öl usw. maximal 150 Ampère. - Mehr als diese 150 Ampère kannst Du NICHT ausnützen (das kann höchstens z.B. ein 12 Volt Aussenbord-Bootsmotor, der zieht beim Start z.B. 500 und mehr Ampère...) !
Ich hab das mal peinlich erfahren müssen, als ich am Lago die Garda-Teutonengrill in Italien "stolz und grosskotzig" mit meiner fabrikneuen, voll geladenen Saab-900 12Volt 60/190 AH Batterie einem deutschen Bootsfahrer aus der Startpatsche helfen wollte... Meine Batterie war, wie gesagt voll geladen, jedoch besagter Aussenbormotor machte nur müde 2mal "plopp"...
Volt 12 und Kapazität 60AH wären OK gewesen, jedoch der Anlasser vom wohlgemerkt 12 Volt Aussenborder zog mehr als meine maximal verfügbaren 12 Volt 190AH Kurzzeitstrom...
Nix war's mit landsmannschaftlicher Strathilfe...
Und jetzt noch als Ergänzung eine kleine, komprimierte, volkstümlich gehaltene Batterie-Elektrolehre von "Klein Gerd" *g*:
Die AH-Zahl, sprich Kapazität einer Autobatterie wäre überhaupt kein Problem, nur ein Vorteil, wenn da kein beschränkter Platz in den Autos im Allgemeinen und im Saab 901 im Besonderen wäre. Man könnte damit (z.B. im Winter) viel länger "orgeln" bis er endlich anspringt. Die Batterie könnte z.B. 200 AH und mehr (AH= Kapazität) haben und es schadet nichts, weil der Anlasser auf Grund seines Widerstandes (Ohmsches Gesetz !) SELBST bestimmt, wieviel Ampère er zieht... (Wohlgemerkt, der Anlasser "zieht" und bestimmt auf Grund seines Innenwiderstandes seinen Strom SELBST, er kann theoretisch nicht (wie viele irrtümlich annehmen !), durch einen "zu starken Batteriestrom" zerstört werden !!! - höchstens durch eine Überspannung von z.B. wesentlich mehr als 12 Volt, aber die hat mit den fliessenden A=Ampère und der AH=Kapazität, (Ampèrestunden) nix zu tun !
Dasselbe gilt für die Lichtmaschine, von welcher auch der landläufige Aberglaube herrscht, sie würde eine Batterie mit höherer Kapazität nicht aufladen können, oder dabei Schaden nehmen. (Stichwort Spannungregler...)-lernt man im Physikunterricht...
Auch die im Saab 900 eingebaute Lichtmaschine könnte eine z.B. 200 und mehr AH-Batterie unbeschadet aufladen; es würde lediglich etwas länger dauern ! (Bei beispielsweise 6 Ampère Lima-Ladestrom für eine 60AH-Batterie rein rechnerisch 10 Stunden )
Der Begriff „Stromstärke“ ist in Zusammenhang mit dem sog. Kälteprüfstrom irreführend. Eine Batterie hat Spannung (Volt) Kapazität (AH) und meist wird noch der höchstmöglicher Maximal Kurzzeit-Entladestrom in Ampère angegeben...so hat's mir damals mein Physiklehrer erklärt:
Laien kann man die Sache mit der AH-Kapazität einer Batterie gemessen in Ampèrestunden versuchen so zu erklären:
Stellt Euch einen Eimer mit Wasser vor. Man kann jetzt logischerweise aus einem Eimer, in dem 69 Liter Wasser drin sind, länger trinken (z.B. ein Pferd), als wenn nur 60 Liter oder 55 Liter drin wären, usw... Diese AH-Zahl gibt also lediglich an, wieviel (Wasser=Kapazität=[Strom]) DRIN ist, mehr nicht.
Was sich jetzt z.B. ein Anlasser von diesem Strom „herausnimmt“, sprich zieht, um den Motor zu starten, wird in Ampère (nicht Ampèrestunden!) angegeben. Man sagt z.B. ein Anlasser "zieht" 120 Ampère. Nehmen wir mal an, er würde nur 60 Ampère ziehen, dann würde er rein rechnerisch eine 60 AH-Batterie in einer Stunde entleeren. (Eine Stunde lang 60 Ampère nennt man in Fachkreisen 60 Ampèrestunden) Da besagter Anlasser aber ca. das Doppelte, nämlich 120 A. zieht, ist eine 60 AH-Batterie rein rechnerisch schon in einer halben Stunde leer. (In Wirklichkeit ist es allerdings viel weniger, weil enorme Wärmeverluste dazukommen.)
Den höchstmöglichen Entladestrom könnte man mit verschieden grossen Löchern im Eimer vergleichen, aus denen das Wasser ausfliessen kann. Z.B. gäbe ein faustgrosses Loch kurzzeitig mehr Wasser her, als ein daumendickes Loch (daraus würde es aber viel länger fliessen, bevor der Eimer leer ist, als es bei dem grossen Loch der Fall ist usw. )
Die herrschende Spannung von in unserem Fall 12 Volt könnte man im weitesten Sinne mit dem Wasserdruck vergleichen, der im Eimer besteht...
Alle Vergleiche hinken natürlich, dies ist nur ein Versuch, einem technisch interessierten Laien die Zusammenhänge zu erklären. -
Viel Spass beim Vermehren evtl. neuer Erkenntnisse samt Gruss Gerd B. :D
PS: Ich weiss genau, was z.B. gstudierte Dipl. Inges wie GSUS & Co. mir jetzt alles für theoretische Spitzfindigkeiten entgegenhalten werden, die in der Saab-Praxis kaum eine Rolle spielen... *g* - Nur zu !