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Unbeteiligte büßen für Raserei
Wiesbadener Ehepaar und Mitfahrerin lebensgefährlich verletzt / Unfall-Fahrer blieb unbeschadet
Aus diesem Wrack wurden zwei Verletzte geborgen.
Eine Mitfahrerin war aus dem Wagen geschleudert worden.
RMB/Windolf
Vom 13.08.2005
WIESBADEN Drei Schwerverletzte forderte gestern gegen 3 Uhr nachts ein Unfall auf dem Kaiser-Friedrich-Ring. Ein BMW-Fahrer und ein Porsche-Lenker sollen sich ein Rennen geliefert haben. Die Opfer saßen in einem Auto, das einer der Raser regelrecht "abschoss".
Von
Wolfgang Degen
Drei Zeugen und die Spuren vom Unfallort stützen die Version, dass sich zwei junge Türken auf der Strecke vom Hauptbahnhof in Richtung Ringkirche ein Rennen geliefert haben könnten. Der 20-jährige Porsche-Fahrer und der ein Jahr ältere Lenker eines zehn Jahre alten Siebener-BMW leben in Bad Schwalbach. Nur wenige Häuser von einander getrennt Am Bräunchesberg.
Die Zeugen berichten nach Darstellung der Polizei, dass der Porsche und der BMW Sekunden vor dem Unfall zwei rote Ampeln ignoriert hätten, und zwar an der Adolfsallee und kurz darauf in Höhe Landeshaus an der Kreuzung zur Moritzstraße und zum Zubringer Biebricher Allee. Von dort kam den Rasern von links ein Renault Scenic entgegen. Die Ampel zeigte Grün für den Renault-Fahrer, einen 51-jährigen gebürtigen Hongkong-Chinesen. Der Mann mit britischem Pass wohnt in Wiesbaden. Der 51-Jährige hatte keine Chance: Mit voller Wucht prallte der BMW in die rechte Seite des Renault. Der drehte sich um die Achse und traf mit dem Heck den Mast der Ampel. Die hinten sitzende Mitfahrerin wurde aus dem Wagen geschleudert. Sie wurde als eine 55-jährige gebürtige Hongkong-Chinesin mit deutschem Pass identifiziert. Sie schwebt in akuter Lebensgefahr, ebenso wie die gleichaltrige Ehefrau des Fahrers. Auch sie ist in Hongkong gebürtig und besitzt einen britischen Pass. Der 51-jährige Fahrer erlitt schwere Kopfverletzungen. Er und die Beifahrerin mussten mit der Rettungsschere aus dem Wrack geschnitten werden.
Der BMW war durch die Wucht des Aufprall gegen die Mauer eines Hotel-Parkplatzes geschleudert worden. Die Mauer kippte um und beschädigte ein geparktes Auto. Der 20-Jährige im Porsche hatte ausweichen können und hinter der Unfallstelle gestoppt. Der Porsche Boxster trug ein Überführungskennzeichen, ausgestellt in Offenbach.
Der Alco-Test brachte keinen Hinweis, dass die Türken getrunken haben könnten. Laut Polizei sei jedoch bei beiden Fahrern der Drogen-Schnelltest positiv ausgefallen. Konkretes muss das Ergebnis der Blutuntersuchung zeigen. Die jungen Männer verweigerten jegliche Angaben zum Unfallhergang.
Vom Schicksal der Verletzten hängt die strafrechtliche Bewertung ab: Nach derzeitigem Ermittlungsstand komme "als Minimum" fahrlässige Körperverletzung in Betracht, in Verbindung mit Straßenverkehrsgefährdung, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Klaus Schulte. Falls eines der Opfer sterbe, was die Ärzte befürchten, sei, "maximal" auch ein Totschlag zu prüfen. Rasen, das Ignorieren roter Ampeln, könne als "bedingter Vorsatz" betrachtet werden, der Fahrer hätte "billigend in Kauf genommen", dass einem anderen Fahrer etwas zustößt. Zumal die Straße dort weithin einzusehen sei.
Kaum 500 Meter vom Unfallort erinnert ein Kreuz an die Folgen eines anderen Wettrennens: Am 19. November 2002 war auf dem Gustav-Stresemann-Ring ein 22-jähriger Beifahrer ums Leben gekommen. Mit fast 100 Stundenkilometern hatten sich zwei Autofahrer "duelliert". Bei Rot waren sie an der Mainzer Straße über die Kreuzung gerast. Die Anklage lautete auf fahrlässige Tötung. Am 13. Februar 2004 wurden die beiden Fahrer verurteilt - laut Schulte zu 100 sowie 130 Tagessätzen je zehn Euro. Dazu acht Monate Führerschein-Entzug.