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Leute - ich muss euch eine Geschichte erzählen. Setzt euch hin, nehmt euch ein Bier. Aber stellt es ein wenig weiter weg, denn ihr könntet es umstoßen wenn ihr das lest. Am besten, ihr setzt euch schon mal in folgender Position hin: der Ellenbogen stützt sich am Tisch ab, die Hand liegt auf der Stirn oder stützt den Kopf. Wie ihr wollt. Dann könnt ihr schon mal beginnen, bedächtig den Kopf zu schütteln, das wird früher oder später sowieso passieren, ihr könnt also auch gleich damit anfangen. Je nach Temperament könnt ihr auch schon einige Ausrufe üben. Sowas wie: "wie kann man nur so blöd sein!" oder "Junge, ist der vielleicht naiv!" oder, um dem ganzen eine religlöse Komponente zu verleihen: "um Him-mels Willen!"
Es begann letzten Oktober, als ich am BMW meiner Frau die Winterreifen aufziehen wollte. Hinten rechts kam ich mit meinem Rangierwagenheber nicht drunter, also half ich mit dem Bordwagenheber nach. Wie ich so kurbelte, knirschte es, und der Gute war wieder in Grundposition. Voller böser Ahnungen nahm ich den Wagenheber wieder weg und sah die Aufnahme am Schweller verbogen. Oberdoppelriesenmist. Der Schweller war definitiv durch. Ein Haufen Geld war ohnehin in die Kiste geflossen, weil die "Kinderkrankheiten" an diesem Auto (E46) listenlang sind. Für mich als Selbstschrauber war klar: das wird nichts mehr - nicht mal mit den gesparten Werkstattkosten würde ich das Teil irgendwann auch nur in die Nähe der Wirtschaftlichkeit bekommen können. Das teilte ich dann auch meiner Frau mit - die war alles andere als begeistert, denn sie mochte den Brocken - klar, ein 320i Coupé ist ein schönes und fahraktives Auto. Außerdem war es das erste, das sie jemals auf sich zugelassen hatte. Logisch, dass sie dran hing. Aber als ich ihr die Rechnung aufmachte und auf gute 3000€ kam, wenn man die Teile bedenkt, die da noch fern als "typische" oder "Kinderkrankheiten" (ZMS, DISA, VANOS) am Horizont dräunten, sah sie auch ein, dass wir die Kiste loswerden mussten. Wir machten das nicht sofort - sie fuhr ihn noch den Winter durch. Als sich dann das Gummiprofil am Türeinstieg fahrerseitig löste (Kinderkrankheit - natürlich), war es vorbei. Ich klebte das Teil wieder hin und fuhr mit dem Teil erst mal zu einer Horde Fähnchenhändler, denn an privat verkaufen wollte ich nicht - mit solchen Rostschäden hätte ich keine ruhige Minute mehr gehabt, egal ob ich es dem Käufer gesagt hätte oder nicht. Die Preise, die die aufriefen, waren ein schlechter Witz im Vergleich zu dem, was wir investiert hatten. Aber gut, ab mit Schaden. Wenn ein neues Auto in besserem Zustand dabei raussprang, dann war mir das recht.
Spaßeshalber waren wir auch bei wirkaufendeinauto und ich werde dort gewiss nicht mehr vorstellig. Unfreundlicher Kerl, der nicht mal auf Fragen Antwort gab und mir sofort erklärte, dass der Motor wahrscheinlich Schrott sei, weil ich ein Öldruckproblem hätte - dabei war das die Ölstandskontrollleuchte, und die war kaputt (Kinder-... ach, ihr wisst schon). Naja. Wir verkauften ihn für 800€ an den Meistbietenden.
Während dieser Episode war ich sporadisch auf der Suche nach einem Nachfolger - ursprünglich wollte ich einen Subaru, denn ich brauche etwas mit Langzeitqualität, da ich etwa 30.000 Kilometer im Jahr fahre, aufs Abendgymnasium gehe und Teilzeitler bin. Meinen üblichen Plan (eine mängelbehaftete, aber grundsätzlich gute Kiste für einen dreistelligen Betrag kaufen, den Kaufpreis nochmal reinstecken und dann an einem zuverlässigen Auto Freude zu haben) konnte ich nicht durchziehen.
Nja - recht schnell fiel Subaru aus dem Raster, denn zum Kaufpreis kommt noch eine LPG-Anlage, da sah ich keine Möglichkeit. Autos mit LPG in diesem Preissegment waren selbst mir schon zu heiß, und bei dem einzigen, der für mich infrage kam (Toyota Corolla) meldete sich der Verkäufer nicht mehr - naja, wer nicht will...
Da ich einen Volvo fahre, hatte ich natürlich schon gute Erfahrungen mit Schweden gemacht - und wie ich mich auch nach V70I und 960ern umschaute, stolperte ich über Saabe, die ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Gefiel mir - ich bin schon ewig im Forum hier angemeldet, weil ich mir vor gut 10 Jahren beinahe mal einen 900I gekauft hätte. Bei dem waren aber die Antriebswellentunnel nicht mehr so toll, deshalb habe ich es gelassen. Mir fiel das erst wieder ein, als ich mich hier registrieren wollte und ein Account schon existierte.
Die Idee war jedenfalls geboren - ein Saab sollte es werden. Erst ein 900II, dann recht fix ein 9-3. Ich hatte auch Kontakt mit einem sehr netten Forenmitglied, der einen 9000 und einen 900II verkaufte. Leider hat es nicht geklappt.
Nun, sei es drum - auf Mobile hatte ich ein paar 9-3 gefunden, die ich mir anschauen wollte. Einer von denen stand in einer hessischen Großstadt - da ich in der Nähe Familie habe, verbanden wir den Besichtigungstermin mit einem Besuch. In der Anzeige stand "Topzustand". Reicht ja in diesem Preissegment eigentlich schon als absolute Abschreckung, ähnlich wie wenn "Rentnerauto" in der Beschreibung auftaucht. Aber ich bin schmerzfrei.
Wobei - von echten Rentnerautos halte ich Abstand: überall Kratzer und Dellen, die Kupplung runter, der Motor müde, der Innenraum pestet nach Alter und drei-Wetter-Taft. So stark, dass man nicht mal mit Wunderbaum Vanille dagegen ankommt. Aber ich schweife ab - ich schaute mir den Kleinen an. Im Topzustand war eigentlich nur die Handschuhfachverkleidung, die hatte nur kleine Kratzer. Zwei Mängel standen in der Beschreibung, die waren auch da, aber ich war trotzdem gewillt, das zu versuchen. Als ich startete, blieb das SRS-Licht an. Damit war es für mich klar, dieser wird es nicht. Da ich dem Verkäufer hinsichtlich Pflege absolut nicht über den Weg traute, und er mir dann noch eine Räuberpistole über die Airbags erzählte, (ist nur ein Fehler, kann man löschen lassen, kein Problem. Sagt jedenfalls mein absoluter Saab-Spezialist) war es endgültig vorbei. Er wollte ihn nämlich auch nicht zurücksetzen lassen, wenn es doch so einfach war. Airbags seien sowieso Luxus.
Nun gut, ich suchte weiter. Ein 9-3 in München war schon verkauft als ich anrief, aber einer stand noch in Heidelberg bei einem Fähnchenhändler. Den wollte ich mir dann besichtigen. Nach telefonischem Kontakt war klar, dass der Motor Geräusche macht, aber da HD nicht so weit weg ist, fuhr ich trotzdem hin. Auch, weil er meinte, dass er insgesamt drei Saabe hatte. Eines Samstags im August stand ich also auf der Matte und bekam den Schlüssel. Nach Überbrückung war klar, dass auch dieser 9-3 es nicht wird - entweder es war was mit den Pleuellagern oder mit der Kette - keine Chance. Schade, denn die Karosse war echt gut beieinander.
Ich sagte ihm also, dass ich mir die anderen beiden ansehen will - er führte mich zu einem 900II, den ich sofort mitnehmen könnte, bei dem es aber nicht funkte. Wegen zukünftiger Kinder will ich ein Auto mit vier Türen. Außerdem war der Preis recht ambitioniert und einige Details passten mir nicht recht in den Kram. So sagte ich ihm das auch und er meinte: "dann schauen wir uns halt den dritten an. Mit dem ist aber was besonderes - der stammt aus einer Erbmasse und der Brief fehlt. Ich habe ihn nur gekauft, weil der Motor gut läuft und ich diesen in den mit der guten Karosse einbauen wollte. Die Witwe kümmert sich aber um einen neuen Brief, wenn ich ihn verkaufe."
Ich dachte mir so: "WAS? Du Vogel - was willst du mir denn hier für eine Räuberpistole auft... - halt, der lügt nicht." Ich habe recht feine Antennen und bekomme oft mit, wenn mich jemand belügt. Und außerdem war ich ja vorgewarnt - Fähnchenhändler, ihr wisst schon.
Nun ja, wir liefen hin. Ganz hinten stand er. Dunkelblau. Und ich stutzte - das war kein 9-3. Ich lief drum herum, sah die riesige Delle hinten in der rechten Tür und dann die Heckklappe - es war ein 9-5. Den hatte ich mal so gar nicht auf dem Schirm. Ich bat trotzdem um die Schlüssel und ließ mich in den Ledersitz gleiten. Ich sah mich um, und die Entscheidung war gefallen. Der wollte zu mir. Aus-ge-rechnet der. Für mich haben Autos eine Seele. Und manchmal sucht nicht der Käufer sich das Auto aus, sonder sich das Auto den Besitzer. Ich wusste einfach, dass ich den haben wollte. Schon als ich einstieg, fühlte ich mich zuhause. Ich bat um Überbrückung, der Motor sprang sofort und seidenweich an, es gab keine Wolke, er nahm das Gas willig an... dann testete ich die Kupplung, die war in Ordnung - es war vorbei. Endgültig.
Ich wollte nicht, dass er das mitbekam, also spielte ich cool. "Gefällt mir ganz gut, aber die Papiere machen mir Sorgen. Ich will nichts überstürzen und werde erst mal mit meiner Frau darüber reden." - "Kein Problem, die Witwe ist übrigens gerade im Urlaub und kommt in zwei Wochen wieder. Dann kannste auch mit ihr selber reden." Der wusste, welche Knöpfe er drücken musste. Im Handschuhfach habe ich noch etliches zur Historie gefunden, die Story war einigermaßen stringent, auch wenn sich noch Fragen ergaben. Jetzt hieß es cool bleiben. "Ich hau dann mal wieder ab. Melde mich am Montag. Bis denn dann."
So stieg ich in mein Sommerauto (auch ein BMW, aber ein anständiger, ein E30) und fuhr nach Hause. Nachdenklich. "wenn ich die Kiste kaufe, hole ich mir so eine dermaßene Überraschungskiste ins Haus - 245.000 auf der Uhr und ich hab' nicht mal 'ne Probefahrt gemacht, das ist eine Katze im Sack par excellence. Das kann ich doch nicht... - Verflucht, jetzt hat die Kiste sogar schon einen Spitznamen! Überraschungskatze - musste das denn sein?!"
Es musste.
Meine Frau traf ich am Abend und ich erzählte ihr, was ich so vorgefunden hatte. Erst vom 9-3, dann vom 900 und schlußendlich vom 9-5. Da ich die Gelegenheit für einen Spannungsbogen hatte, erzählte ich ihr erst ganz nüchtern vom Auto und den Begleitumständen, dann gestand ich, dass ich mich verliebt hatte.
Es begann letzten Oktober, als ich am BMW meiner Frau die Winterreifen aufziehen wollte. Hinten rechts kam ich mit meinem Rangierwagenheber nicht drunter, also half ich mit dem Bordwagenheber nach. Wie ich so kurbelte, knirschte es, und der Gute war wieder in Grundposition. Voller böser Ahnungen nahm ich den Wagenheber wieder weg und sah die Aufnahme am Schweller verbogen. Oberdoppelriesenmist. Der Schweller war definitiv durch. Ein Haufen Geld war ohnehin in die Kiste geflossen, weil die "Kinderkrankheiten" an diesem Auto (E46) listenlang sind. Für mich als Selbstschrauber war klar: das wird nichts mehr - nicht mal mit den gesparten Werkstattkosten würde ich das Teil irgendwann auch nur in die Nähe der Wirtschaftlichkeit bekommen können. Das teilte ich dann auch meiner Frau mit - die war alles andere als begeistert, denn sie mochte den Brocken - klar, ein 320i Coupé ist ein schönes und fahraktives Auto. Außerdem war es das erste, das sie jemals auf sich zugelassen hatte. Logisch, dass sie dran hing. Aber als ich ihr die Rechnung aufmachte und auf gute 3000€ kam, wenn man die Teile bedenkt, die da noch fern als "typische" oder "Kinderkrankheiten" (ZMS, DISA, VANOS) am Horizont dräunten, sah sie auch ein, dass wir die Kiste loswerden mussten. Wir machten das nicht sofort - sie fuhr ihn noch den Winter durch. Als sich dann das Gummiprofil am Türeinstieg fahrerseitig löste (Kinderkrankheit - natürlich), war es vorbei. Ich klebte das Teil wieder hin und fuhr mit dem Teil erst mal zu einer Horde Fähnchenhändler, denn an privat verkaufen wollte ich nicht - mit solchen Rostschäden hätte ich keine ruhige Minute mehr gehabt, egal ob ich es dem Käufer gesagt hätte oder nicht. Die Preise, die die aufriefen, waren ein schlechter Witz im Vergleich zu dem, was wir investiert hatten. Aber gut, ab mit Schaden. Wenn ein neues Auto in besserem Zustand dabei raussprang, dann war mir das recht.
Spaßeshalber waren wir auch bei wirkaufendeinauto und ich werde dort gewiss nicht mehr vorstellig. Unfreundlicher Kerl, der nicht mal auf Fragen Antwort gab und mir sofort erklärte, dass der Motor wahrscheinlich Schrott sei, weil ich ein Öldruckproblem hätte - dabei war das die Ölstandskontrollleuchte, und die war kaputt (Kinder-... ach, ihr wisst schon). Naja. Wir verkauften ihn für 800€ an den Meistbietenden.
Während dieser Episode war ich sporadisch auf der Suche nach einem Nachfolger - ursprünglich wollte ich einen Subaru, denn ich brauche etwas mit Langzeitqualität, da ich etwa 30.000 Kilometer im Jahr fahre, aufs Abendgymnasium gehe und Teilzeitler bin. Meinen üblichen Plan (eine mängelbehaftete, aber grundsätzlich gute Kiste für einen dreistelligen Betrag kaufen, den Kaufpreis nochmal reinstecken und dann an einem zuverlässigen Auto Freude zu haben) konnte ich nicht durchziehen.
Nja - recht schnell fiel Subaru aus dem Raster, denn zum Kaufpreis kommt noch eine LPG-Anlage, da sah ich keine Möglichkeit. Autos mit LPG in diesem Preissegment waren selbst mir schon zu heiß, und bei dem einzigen, der für mich infrage kam (Toyota Corolla) meldete sich der Verkäufer nicht mehr - naja, wer nicht will...
Da ich einen Volvo fahre, hatte ich natürlich schon gute Erfahrungen mit Schweden gemacht - und wie ich mich auch nach V70I und 960ern umschaute, stolperte ich über Saabe, die ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Gefiel mir - ich bin schon ewig im Forum hier angemeldet, weil ich mir vor gut 10 Jahren beinahe mal einen 900I gekauft hätte. Bei dem waren aber die Antriebswellentunnel nicht mehr so toll, deshalb habe ich es gelassen. Mir fiel das erst wieder ein, als ich mich hier registrieren wollte und ein Account schon existierte.
Die Idee war jedenfalls geboren - ein Saab sollte es werden. Erst ein 900II, dann recht fix ein 9-3. Ich hatte auch Kontakt mit einem sehr netten Forenmitglied, der einen 9000 und einen 900II verkaufte. Leider hat es nicht geklappt.
Nun, sei es drum - auf Mobile hatte ich ein paar 9-3 gefunden, die ich mir anschauen wollte. Einer von denen stand in einer hessischen Großstadt - da ich in der Nähe Familie habe, verbanden wir den Besichtigungstermin mit einem Besuch. In der Anzeige stand "Topzustand". Reicht ja in diesem Preissegment eigentlich schon als absolute Abschreckung, ähnlich wie wenn "Rentnerauto" in der Beschreibung auftaucht. Aber ich bin schmerzfrei.
Wobei - von echten Rentnerautos halte ich Abstand: überall Kratzer und Dellen, die Kupplung runter, der Motor müde, der Innenraum pestet nach Alter und drei-Wetter-Taft. So stark, dass man nicht mal mit Wunderbaum Vanille dagegen ankommt. Aber ich schweife ab - ich schaute mir den Kleinen an. Im Topzustand war eigentlich nur die Handschuhfachverkleidung, die hatte nur kleine Kratzer. Zwei Mängel standen in der Beschreibung, die waren auch da, aber ich war trotzdem gewillt, das zu versuchen. Als ich startete, blieb das SRS-Licht an. Damit war es für mich klar, dieser wird es nicht. Da ich dem Verkäufer hinsichtlich Pflege absolut nicht über den Weg traute, und er mir dann noch eine Räuberpistole über die Airbags erzählte, (ist nur ein Fehler, kann man löschen lassen, kein Problem. Sagt jedenfalls mein absoluter Saab-Spezialist) war es endgültig vorbei. Er wollte ihn nämlich auch nicht zurücksetzen lassen, wenn es doch so einfach war. Airbags seien sowieso Luxus.
Nun gut, ich suchte weiter. Ein 9-3 in München war schon verkauft als ich anrief, aber einer stand noch in Heidelberg bei einem Fähnchenhändler. Den wollte ich mir dann besichtigen. Nach telefonischem Kontakt war klar, dass der Motor Geräusche macht, aber da HD nicht so weit weg ist, fuhr ich trotzdem hin. Auch, weil er meinte, dass er insgesamt drei Saabe hatte. Eines Samstags im August stand ich also auf der Matte und bekam den Schlüssel. Nach Überbrückung war klar, dass auch dieser 9-3 es nicht wird - entweder es war was mit den Pleuellagern oder mit der Kette - keine Chance. Schade, denn die Karosse war echt gut beieinander.
Ich sagte ihm also, dass ich mir die anderen beiden ansehen will - er führte mich zu einem 900II, den ich sofort mitnehmen könnte, bei dem es aber nicht funkte. Wegen zukünftiger Kinder will ich ein Auto mit vier Türen. Außerdem war der Preis recht ambitioniert und einige Details passten mir nicht recht in den Kram. So sagte ich ihm das auch und er meinte: "dann schauen wir uns halt den dritten an. Mit dem ist aber was besonderes - der stammt aus einer Erbmasse und der Brief fehlt. Ich habe ihn nur gekauft, weil der Motor gut läuft und ich diesen in den mit der guten Karosse einbauen wollte. Die Witwe kümmert sich aber um einen neuen Brief, wenn ich ihn verkaufe."
Ich dachte mir so: "WAS? Du Vogel - was willst du mir denn hier für eine Räuberpistole auft... - halt, der lügt nicht." Ich habe recht feine Antennen und bekomme oft mit, wenn mich jemand belügt. Und außerdem war ich ja vorgewarnt - Fähnchenhändler, ihr wisst schon.
Nun ja, wir liefen hin. Ganz hinten stand er. Dunkelblau. Und ich stutzte - das war kein 9-3. Ich lief drum herum, sah die riesige Delle hinten in der rechten Tür und dann die Heckklappe - es war ein 9-5. Den hatte ich mal so gar nicht auf dem Schirm. Ich bat trotzdem um die Schlüssel und ließ mich in den Ledersitz gleiten. Ich sah mich um, und die Entscheidung war gefallen. Der wollte zu mir. Aus-ge-rechnet der. Für mich haben Autos eine Seele. Und manchmal sucht nicht der Käufer sich das Auto aus, sonder sich das Auto den Besitzer. Ich wusste einfach, dass ich den haben wollte. Schon als ich einstieg, fühlte ich mich zuhause. Ich bat um Überbrückung, der Motor sprang sofort und seidenweich an, es gab keine Wolke, er nahm das Gas willig an... dann testete ich die Kupplung, die war in Ordnung - es war vorbei. Endgültig.
Ich wollte nicht, dass er das mitbekam, also spielte ich cool. "Gefällt mir ganz gut, aber die Papiere machen mir Sorgen. Ich will nichts überstürzen und werde erst mal mit meiner Frau darüber reden." - "Kein Problem, die Witwe ist übrigens gerade im Urlaub und kommt in zwei Wochen wieder. Dann kannste auch mit ihr selber reden." Der wusste, welche Knöpfe er drücken musste. Im Handschuhfach habe ich noch etliches zur Historie gefunden, die Story war einigermaßen stringent, auch wenn sich noch Fragen ergaben. Jetzt hieß es cool bleiben. "Ich hau dann mal wieder ab. Melde mich am Montag. Bis denn dann."
So stieg ich in mein Sommerauto (auch ein BMW, aber ein anständiger, ein E30) und fuhr nach Hause. Nachdenklich. "wenn ich die Kiste kaufe, hole ich mir so eine dermaßene Überraschungskiste ins Haus - 245.000 auf der Uhr und ich hab' nicht mal 'ne Probefahrt gemacht, das ist eine Katze im Sack par excellence. Das kann ich doch nicht... - Verflucht, jetzt hat die Kiste sogar schon einen Spitznamen! Überraschungskatze - musste das denn sein?!"
Es musste.
Meine Frau traf ich am Abend und ich erzählte ihr, was ich so vorgefunden hatte. Erst vom 9-3, dann vom 900 und schlußendlich vom 9-5. Da ich die Gelegenheit für einen Spannungsbogen hatte, erzählte ich ihr erst ganz nüchtern vom Auto und den Begleitumständen, dann gestand ich, dass ich mich verliebt hatte.
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