Falls es Euch tatsächlich interessieren sollte...
Es gab zur damaligen Zeit tatsächlich nur im Wesentlichen zwei Anbieter von Versiegelungen.
Bei Dinitrol unterscheidet bitte zwischen der offiziellen Neuwagenbehandlung, die häufig von Lackierereien durchgeführt wurde und der nachträglichen, auch als solche bezeichneten "Rostbremse" für Gebrauchtfahrzeuge. Im ersteren Falle wurden die Neufahrzeuge im Kundenauftrag vor Fahrzeugübergabe durch den Händler zu seinem "Hauslackierer" gebracht, denn niemand wollte die Sauerei in seiner Schrauberbude haben - zudem der Wagen in der Einbrennkammer vorgeheizt wurde, um optimales Fließverhalten des Konservierungsmittels zu erzielen.
Kenne eine Reihe von Fahrzeugen verschiedenster Art, die damals das Procedere durchlaufen haben - sowohl Neufahrzeuge, als auch Nachbehandlungen. Die "große" Neuwagenversiegelung ist an zusätzlichen Gummistopfen in Radhäusern und Längsträgern sowie den Türholmen zu erkennen. Dazu kam eine Teilzerlegung des Innenraumes. Sehr teuer, da arbeitsintensiv. Ich erinnere mich an Preise zwischen 1200-1500 DM - Nach einem Jahr wurde an kritischen Stellen mittels Endoskop geprüft und erforderlichenfalls kostenlos nachgesprüht.
Gebrauchtwagenversiegelung erfolgte mit identischem Material, aber etwas weniger Montageaufwand. Kosten lagen bei um die 400-700 DM und wurde häufig bei Übernahme von Jahreswagen in Privathand geordert. Der Umfang dürfte in etwa der nachträglichen Saab-Versiegelung entsprochen haben, dort waren die folgenden "Behandlungen" eher Kontrolltermine, bei denen lediglich an exponierten und extrem kritischen Stellen etwas nachgearbeitet wurde. Und ja, auch schon damals war das Thema Antriebswellentunnel bekannt und entsprechend berücksichtigt.
Bei allen mir bekannten Dinol/Dinitrol-Fahrzeuge aus dieser Zeit, egal ob Laternenparker oder Garagenfahrzeuge, ist die Versiegelung definitiv noch nicht ausgehärtet, ich würde den Zustand nach etwa 20 Jahren als zähelastisch mit noch hinreichendem Haftvermögen bezeichnen. Das Material dunkelt mit den Jahren auffallend nach, anfänglich fast sirupfarben wird es tatsächlich mit der Zeit opak braun. Mehrfache Fingernagelprobe meinerseits führte immer zu dem Ergebnis, daß die Haftung auf dem Untergrund auch nach Jahrzehnten hinreichend ist. Es zieht sich keinesfalls wie ein Film vollständig ab, auch wird es nicht brüchig, sondern verhält sich eher wie wie zäh-klebrige Knetmasse.
Waxoyl war immer das Konkurrenzprodukt, wurde aber im Gegensatz zu Dinol/Dinitrol nicht ausschließlich durch zertifizierte Franchise-Werkstätten verwendet, sondern auch im Handel frei vertrieben. Dies bedeutet nicht, daß es schlechter ist - aber es besteht dadurch, daß keine Werkstatt- oder Lackierereibindung mit geschultem Personal bestand, eine geringe Gefahr, daß bei der Anwendung Fehler gemacht wurden.
Der Service bei Saab mit abgestempeltem Heft wurde auffallend selten von Kunden geordert. Wenn doch, dann stehen die jeweiligen Fahrzeuge heute meistens noch recht gut da. Viele Werkstätten haben auch darauf verzichtet, diese Leistung explizit anzubieten, denn das Ganze war auch für den Händler entweder mit Hin- und Herfahrerei oder erheblichem Zeitaufwand verbunden, man konnte damit wenn es wirklich gut gemacht wurde eigentlich nichts verdienen.
Automatisch zum Service gehörte die Behandlung nie. Einige wenige Überzeugungstäter unter den meinstens kleineren Saab-Niederlassungen haben allerdings ihre wirklich guten Stammkunden bedrängt, es "machen" zu lassen, wenn sie wussten, daß der Wagen über längere Zeit gehalten werden sollte. Wer allerdings schon damals vor hatte, seinen Neuwagen nach wenigen Jahren wieder gegen das aktuelle Modell zu tauschen, dem waren Themen wie Rostversieglung reichlich wurscht. Besonders pfiffige Gebrauchtwagenkäufer dagegen gingen gezielt auf Suche nach "dinolversiegelten" oder "waxoylbehandelten" Fahrzeugen, weil sie wussten, daß dadurch kostenträchtige Rostschäden auf lange Zeit kein Thema waren.
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