Wie und wo entstehen Saab Modellautos?

Turbo-Elch

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Autostudien

Fräsen für den Wow-Faktor

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Showcars kosten die Autobauer meist nicht nur jede Menge Geld, sondern auch reichlich Schweiß und Nerven. Doch die Investition scheint sich zu lohnen: Die coolen Karosserien sind die Stars jeder Automesse und machen neugierig, auf das was kommt.

Hamburg - Vor großen Messen sieht es in den Designstudios der großen Auto-Hersteller häufig aus wie beim Hobbybastler um die Ecke: Der Boden ist knöcheltief mit Staub und Spänen bedeckt, man hört Hämmern, Bohren und Fräsen, es riecht nach Lack und Leder. Rund um das luftige Gestell, das mal ein Auto werden soll, werkeln Mechaniker in Jeans und Turnschuhen. Vor jedem großen Autosalon entstehen in aufwändiger Handarbeit Designstudien und Showcars, die später zu den Stars der Messe zählen werden.

Dafür nehmen sich die Hersteller viel Zeit. Das Meriva Concept Car zum Beispiel, mit dem Opel im Frühjahr beim Genfer Salon auftrat, nahm bereits ein Jahr vor der Premiere Gestalt an, sagt Opel-Entwickler Frank Leopold. "Allerdings nur auf dem Papier und im Computer." Dann wurden einzelne Bauteile, später das ganze Fahrzeug im Rechner simuliert, daraufhin einfache Sitzkisten aus Sperrholz gebaut, bis die Maße abgestimmt und das Grundkonzept verabschiedet waren.

Erst dann gingen die Daten nach Italien zu einem Spezialbetrieb, wo binnen drei Monaten die Studie entstand. "Es sind immer ein paar unserer Designer vor Ort, um den Handwerkern über die Schulter zu schauen, offene Fragen zu klären und wenn es sein muss, schnell Entscheidungen zu treffen", erklärt Leopold den Entstehungsprozess.

Die aktuelle Mini-Studie wurde in Indien gebaut

Obwohl die Studien oft keinen einzigen Meter gefahren sind, haben sie oft schon die halbe Welt gesehen. Denn die Zeiten, in denen solche Autos ausschließlich beim Hersteller aufgebaut wurden, sind lange vorbei. Und auch Turin als Zentrum des Prototypenbaus hat viel von seiner Strahlkraft verloren. Zwar haben Studien wie Mazda Hakaze, Opel Meriva oder Saab 9-X ihre Wurzeln tatsächlich noch im Piemont. Doch immer öfter werden Showcars in Fernost gebaut; die meisten italienischen Designstudios haben inzwischen Ableger in China. Manche Modelle, wie das jetzt in Paris präsentierte Crossover Concept, kommen gar aus Indien.

Auch der Mazda Kiyora hat einen weiten Weg hinter sich - allerdings nur als Datenpaket. Weil im Mazda Design-Studio in Oberursel bei Frankfurt keine ausreichend großen Fräsen stehen, wurde das Auto dort nur als Miniatur aus einem Tonbatzen geschält. Als der finale Entwurf festgelegt war, wurde in Kalifornien binnen einer Woche das 1:1-Modell gefräst.

Aus einem riesigen Block Hartschaum kommen dabei zunächst die groben Konturen zum Vorschein. Diese Skulptur wird dann mit einer rund fünf Zentimeter dicken Plastilin-Schicht verkleidet, und die Fräse kommt erneut zum Einsatz. Computergesteuert surrt sie Tag und Nacht über den teuren Tonklumpen und bringt die Studie so in Form, dass man sie nur noch glätten und lackieren muss.

Viele Hersteller begnügen sich mit einem Tonmodell. Doch wer die Türen öffnen, den Messegästen ein Innenleben zeigen oder mit dem Einzelstück sogar auf die Bühne fahren will, muss mehr Aufwand treiben.

1,5 Millionen Euro für eine Studie

1,5 Millionen Euro für eine Studie

Bei Mazda wurde deshalb das fertige Modell wiederum eingescannt und erneut als Datenpaket über den Atlantik geschickt - diesmal zum Prototypenbauer Artware in Paris. Dort entstand binnen vier Monaten das Auto.

Der Aufwand ist hoch: Einfache Tonmodelle gibt es nach Informationen aus Branchenkreisen für wenige hunderttausend Euro. Doch in Studien wie dem Mazda Kiyora oder dem Opel Meriva Concept stecken nach Angaben der Designer jeweils rund 1,5 Millionen Euro. Offenbar ist das Geld gut angelegt, denn jede Studie ist ein Blickfang, bringt Marke und Modelle in die Medien und macht das Publikum neugierig auf die Modelle der nächsten Jahre.



"Aber Studien haben nicht nur eine Außenwirkung", sagt Opel-Entwickler Leopold. Oft nämlich helfen die Modelle viel besser als Designskizzen oder Computeranimationen, interne Widerstände gegen ein neues Autokonzept zu überwinden. "Wenn nur genug 'wow' aus einer Idee kommt, gibt es in den Vorstandsrunden grünes Licht."

Der Hauptdarsteller kam durch den Hintereingang

Je weiter Herstellungs- und Ausstellungsort von einander entfernt sind, desto länger müssen die Verantwortlichen bisweilen die Luft anhalten. "Nur selten werden Studien pünktlich fertig", verrät ein Insider. Das Mini Crossover Concept gelangte zwar schon vier Wochen vor dem Messebeginn in Paris wohlbehalten nach München, doch häufig wird an den Showcars noch bis zur letzten Minute gewerkelt.

Manchmal wird es so knapp, dass schon ein kleiner Stau den Premierenplan durcheinander bringen kann - wie zum Beispiel beim Debüt des Saab 9-X am Vorabend des Genfer Salons in diesem Frühjahr: das Auto kam so spät aus Italien, dass sogar die Generalprobe ohne den Wagen stattfand. Erst kurz bevor die ersten Gäste ins Premierenzelt gelassen wurden, rollte der Hauptdarsteller durch den Hintereingang auf die Bühne.

Nicht immer geht es dann doch noch so glatt wie an diesem Abend in Genf. So dürften die Mazda-Designer im November 2006 arg geschwitzt haben, als am Abend vor der Messe die Studie Nagare beim Ausladen schwer beschädigt wurde. Die ganze Nacht hindurch arbeiteten Experten an dem lädierten Exponat. Und als anderntags der Schleier gelüftet wurde, verriet - so berichteten damals Anwesende - der feine Lösungsmittelduft den frischen Lack, der angeblich noch nicht einmal ganz trocken war.
 
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