Turbo-Elch
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Auto Bild, 20.07.2012, Nr. 29, S. 34 - 37
Ressort: Kompakte Spezial
Jörg Maltzan
Ist ein Chevy der bessere Astra?
Kannibalisierung? Nein, nein, wann immer die Opel-Oberen mit diesem hässlichen Wort konfrontiert werden, halten sie tapfer dagegen. Chevrolet-und Opel-Modelle seien doch ganz anders positioniert, heißt es dann. "Verschiedene Zielgruppen, unterschiedliche Autos", so das typische Marketing-Gerede der GM-Strategen. Ach, wenn das doch so einfach wäre.
Fakt ist: Mit dem Chevrolet Cruze Station Wagon werfen die Amis einen Kombi auf den Markt, der baugleich mit dem Opel Astra ist und die gleiche Zielgruppe anspricht: Familien, Außendienstler und alle, die mehr Platz und Stil wollen, als es kompakte Steilheck-Limousinen bieten. Beim Ladevolumen und der Variabilität, den wichtigsten Kombi-Kriterien, sind sie nahezu identisch. 500 bis 1478 Liter Gepäck schluckt der Chevy, 500 bis 1550 Liter sein Opel-Vetter.
Die Verwandtschaft geht so weit, dass es bei geöffneten Heckklappen nicht leicht ist, die beiden Kombis auseinanderzuhalten (siehe Seite 36 unten). Vorn ist das einfach, da gibt sich der Chevy mit zweigeteiltem Grill sowie großem Markenlogo markant und angriffslustig. Im direkten Vergleich wirkt der Cruze sogar moderner als der vorm Facelift stehende Astra.
Doch das täuscht. Denn hinterm Lenkrad zeigt der Chevy nicht nur starke Seiten. Besonders Lenkung, Federung und Schaltgefühl lassen den Feinschliff des Astra vermissen. Bei schnellen Richtungsänderungen und in lang gezogenen Kurven fehlt es dem Cruze an Rückmeldung; seine Lenkung fühlt sich synthetisch an. Das Fahrwerk bietet keine klare Abstimmung. Der Cruze federt zwar weich, doch die zu steifen Dämpfer sorgen für stuckerige Hubbewegungen der Karosserie.
Chevrolet behauptet, dass "die Erfahrungen von zwei Titeln in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft in die Weiterentwicklung des Serienmodells eingeflossen sind". Wie bitte? Zu spüren ist davon nichts. Harmonie fühlt sich anders an.
So wie bei Opel. Der folgt einer sportlichen Auslegung und federt entsprechend straff. In scharf gefahrenen Wechselkurven bleibt die Karosserie ruhiger, und der Astra reagiert flinker auf Spurkorrekturen - hier sind die aufwendigere Vorderachskonstruktion und eine feinfühligere Abstimmung spürbar.
Außerdem hat der Astra-Käufer die Möglichkeit, sein Auto mit der Flexride-Fahrwerkverstellung für 980 Euro Aufpreis aufzurüsten. Dieses empfehlenswerte System erlaubt eine breite Spreizung zwischen genussvoller Tourenfahrt, Normalbetrieb und Sport-Modus, indem es Dämpfercharakter, Gasannahme und Lenkung anpasst. Das braucht nicht jeder, aber Kenner wissen so etwas zu schätzen.
Für den Cruze bietet Chevrolet dieses Extra nicht an. Auch Optionen wie das intelligente Lichtsystem AFL+ sind für den Chevy nicht erhältlich. Doch ist all das kaufentscheidend? Nein, nicht wirklich. Denn zumindest beim Motor zieht Chevy mit Opel gleich. Vorbei die Zeit, als die ehemaligen Daewoo-Modelle mit ihrer veralteten Technik schockten. Heute ist von den koreanischen Wurzeln des Cruze nichts mehr zu spüren. Er ist ein Weltauto und antriebstechnisch auf der Höhe der Zeit.
Dank Opel! Denn im Kombi arbeitet der gleiche aufgeladene 1.4er wie im Astra, der seine Kraft an ein Sechsgang-Schaltgetriebe liefert. Der Motor läuft kraftvoll, geschmeidig und ist im Teillastbereich sparsam. Unterm Strich zählen in der Kombi-Klasse besonders diese Alltagstugenden. Und natürlich ein attraktiver Preis.
Wer den Euro dreimal umdreht, muss einen Cruze nehmen. Der 1.4 Turbo kostet in der bereits üppig ausgestatteten Version "LT+" rund 3000 Euro weniger als das ähnlich ausgestattete Astra-Edition-Modell, bei dem die jeweiligen Extras auf der Optionsliste stehen. Das Start-Stopp-System ist beim Chevy serienmäßig an Bord, Opel verlangt dafür 355 Euro extra. Warum eigentlich? Außerdem gibt es für den Cruze drei Jahre statt nur ein Jahr Mobilitätsgarantie. Das zählt im Alltag mehr als der großzügigere Durchrostungsschutz des Opel (zwölf statt sechs Jahre).
Wie man es auch wendet: Unterm Strich sprechen wichtige Argumente für den neuen Kombi von Chevy. Er ist zwar nicht der bessere Astra, aber der deutlich billigere.
Fazit
Ein Motor, ein Mutterkonzern: Die gemeinsame Herkunft der beiden Kombis ist mehr zu sehen als zu fühlen. Gut einpacken können beide, ihre Aufgabe als Alltags-und Reisekombis beherrschen sie. Unterschiede gibt es dagegen beim Fahrgefühl. Der Opel liefert mehr davon und glänzt mit höherer Dynamik. Den günstigeren Transporter aber liefert die Schwestermarke.
Erster Fahreindruck
Chevrolet Cruze Station Wagon
Kein Chevy, der das Herz zum Rasen bringt. Eher ein Praktiker mit ruppigem Abrollkomfort, weicher Lenkung und ordentlichem Innenraum.
Opel Astra Sports Tourer
Der Astra ist chic, fährt sich sportlich. Sein Vorsprung zum Schwestermodell ist spürbar, muss aber teuer erkauft werden.
TECHNISCHE DATEN -> Gleicher Motor Anhang anzeigen 98895
Opel Astra 1.4 Turbo
Vierzylinder, Turbo, vorn quer vier Ventile pro Zylinder Hubraum 1364 cmÍ Leistung 103 kW (140 PS) bei 4900/min max. Drehmoment 200 Nm bei 1850/min Vorderradantrieb Sechsganggetriebe L/B/H 4698/1814/1535 mm Tankinhalt 56 l Kofferraumvolumen 500-1550 l 0-100 km/h 10,4 s Spitze 200 km/h Verbrauch EU-Mix 5,8 l Super CO2 136 g/km
TECHNISCHE DATEN
Chevrolet Cruze 1.4 Turbo
Vierzylinder, Turbo, vorn quer vier Ventile pro Zylinder Hubraum 1364 cmÍ Leistung 103 kW (140 PS) bei 4900/min max. Drehmoment 200 Nm bei 1850/min Vorderradantrieb Sechsganggetriebe L/B/H 4675/1797/1521 mm Tankinhalt 60 l Kofferraumvolumen 500-1478 l 0-100 km/h 9,5 s Spitze 200 km/h Verbrauch EU-Mix 5,7 l Super CO2 134 g/km
Opel gegen Chevy: auf Kollisionskurs
Die GM-Marke Chevrolet drängt immer aggressiver auf den europäischen Markt. Der krisengeschüttelte Traditionshersteller Opel droht dabei unter die Räder zu geraten. Denn die wachsende Chevy-Modellpalette kämpft gegen Astra und Co .Mehrere Modellfamilien machen sich hausintern Konkurrenz
Kompakte: Der Cruze kreuzt ins Astra-Revier
Noch hat Opel die Nase weit vor seiner Schwestermarke Chevrolet. Im ersten Halbjahr 2012 wurden in Deutschland 38 112 Astra neu zugelassen. Der baugleiche Cruze kam im gleichen Zeitraum auf nur 2524 Exemplare. Mit neuen Modellvarianten zu Kampfpreisen dürfte der Neuwagenverkauf aber weiter anziehen. Bislang gibt es den in Korea produzierten Ami als fünftüriges Steilheckmodell, als viertürige Limousine und neuerdings eben als Station Wagon. Der Einstiegspreis beginnt für das gut ausgestattete Grundmodell wie beim Astra bei 14 990 Euro.
Mittelklasse: Insignia kontra Malibu
Der Insignia ist der große Opel - ein Nachfahre von Vectra und Omega zugleich. Ein buchstäblich schweres Erbe. Denn der Insignia ist in der Tat ein gewichtiges Auto, an dem vor allem der 1.8er-Saugmotor schwer zu schleppen hat. Mit dem neuen Zweiliter-Biturbo (195 PS) aber ist er inzwischen gut motorisiert. Chevys Insignia- Derivat heißt Malibu -ein großer Name mit einer Tradition, die bis 1964 zurückreicht. Ab August wird der Heavy Chevy als Topmodell der Marke auch in Deutschland angeboten und teilt sich Plattform und Technik mit dem Opel Insignia.
Den Rest vom Artikel in der Autobild.
Ressort: Kompakte Spezial
Jörg Maltzan
Ist ein Chevy der bessere Astra?
Kannibalisierung? Nein, nein, wann immer die Opel-Oberen mit diesem hässlichen Wort konfrontiert werden, halten sie tapfer dagegen. Chevrolet-und Opel-Modelle seien doch ganz anders positioniert, heißt es dann. "Verschiedene Zielgruppen, unterschiedliche Autos", so das typische Marketing-Gerede der GM-Strategen. Ach, wenn das doch so einfach wäre.
Fakt ist: Mit dem Chevrolet Cruze Station Wagon werfen die Amis einen Kombi auf den Markt, der baugleich mit dem Opel Astra ist und die gleiche Zielgruppe anspricht: Familien, Außendienstler und alle, die mehr Platz und Stil wollen, als es kompakte Steilheck-Limousinen bieten. Beim Ladevolumen und der Variabilität, den wichtigsten Kombi-Kriterien, sind sie nahezu identisch. 500 bis 1478 Liter Gepäck schluckt der Chevy, 500 bis 1550 Liter sein Opel-Vetter.
Die Verwandtschaft geht so weit, dass es bei geöffneten Heckklappen nicht leicht ist, die beiden Kombis auseinanderzuhalten (siehe Seite 36 unten). Vorn ist das einfach, da gibt sich der Chevy mit zweigeteiltem Grill sowie großem Markenlogo markant und angriffslustig. Im direkten Vergleich wirkt der Cruze sogar moderner als der vorm Facelift stehende Astra.
Doch das täuscht. Denn hinterm Lenkrad zeigt der Chevy nicht nur starke Seiten. Besonders Lenkung, Federung und Schaltgefühl lassen den Feinschliff des Astra vermissen. Bei schnellen Richtungsänderungen und in lang gezogenen Kurven fehlt es dem Cruze an Rückmeldung; seine Lenkung fühlt sich synthetisch an. Das Fahrwerk bietet keine klare Abstimmung. Der Cruze federt zwar weich, doch die zu steifen Dämpfer sorgen für stuckerige Hubbewegungen der Karosserie.
Chevrolet behauptet, dass "die Erfahrungen von zwei Titeln in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft in die Weiterentwicklung des Serienmodells eingeflossen sind". Wie bitte? Zu spüren ist davon nichts. Harmonie fühlt sich anders an.
So wie bei Opel. Der folgt einer sportlichen Auslegung und federt entsprechend straff. In scharf gefahrenen Wechselkurven bleibt die Karosserie ruhiger, und der Astra reagiert flinker auf Spurkorrekturen - hier sind die aufwendigere Vorderachskonstruktion und eine feinfühligere Abstimmung spürbar.
Außerdem hat der Astra-Käufer die Möglichkeit, sein Auto mit der Flexride-Fahrwerkverstellung für 980 Euro Aufpreis aufzurüsten. Dieses empfehlenswerte System erlaubt eine breite Spreizung zwischen genussvoller Tourenfahrt, Normalbetrieb und Sport-Modus, indem es Dämpfercharakter, Gasannahme und Lenkung anpasst. Das braucht nicht jeder, aber Kenner wissen so etwas zu schätzen.
Für den Cruze bietet Chevrolet dieses Extra nicht an. Auch Optionen wie das intelligente Lichtsystem AFL+ sind für den Chevy nicht erhältlich. Doch ist all das kaufentscheidend? Nein, nicht wirklich. Denn zumindest beim Motor zieht Chevy mit Opel gleich. Vorbei die Zeit, als die ehemaligen Daewoo-Modelle mit ihrer veralteten Technik schockten. Heute ist von den koreanischen Wurzeln des Cruze nichts mehr zu spüren. Er ist ein Weltauto und antriebstechnisch auf der Höhe der Zeit.
Dank Opel! Denn im Kombi arbeitet der gleiche aufgeladene 1.4er wie im Astra, der seine Kraft an ein Sechsgang-Schaltgetriebe liefert. Der Motor läuft kraftvoll, geschmeidig und ist im Teillastbereich sparsam. Unterm Strich zählen in der Kombi-Klasse besonders diese Alltagstugenden. Und natürlich ein attraktiver Preis.
Wer den Euro dreimal umdreht, muss einen Cruze nehmen. Der 1.4 Turbo kostet in der bereits üppig ausgestatteten Version "LT+" rund 3000 Euro weniger als das ähnlich ausgestattete Astra-Edition-Modell, bei dem die jeweiligen Extras auf der Optionsliste stehen. Das Start-Stopp-System ist beim Chevy serienmäßig an Bord, Opel verlangt dafür 355 Euro extra. Warum eigentlich? Außerdem gibt es für den Cruze drei Jahre statt nur ein Jahr Mobilitätsgarantie. Das zählt im Alltag mehr als der großzügigere Durchrostungsschutz des Opel (zwölf statt sechs Jahre).
Wie man es auch wendet: Unterm Strich sprechen wichtige Argumente für den neuen Kombi von Chevy. Er ist zwar nicht der bessere Astra, aber der deutlich billigere.
Fazit
Ein Motor, ein Mutterkonzern: Die gemeinsame Herkunft der beiden Kombis ist mehr zu sehen als zu fühlen. Gut einpacken können beide, ihre Aufgabe als Alltags-und Reisekombis beherrschen sie. Unterschiede gibt es dagegen beim Fahrgefühl. Der Opel liefert mehr davon und glänzt mit höherer Dynamik. Den günstigeren Transporter aber liefert die Schwestermarke.
Erster Fahreindruck
Chevrolet Cruze Station Wagon
Kein Chevy, der das Herz zum Rasen bringt. Eher ein Praktiker mit ruppigem Abrollkomfort, weicher Lenkung und ordentlichem Innenraum.
Opel Astra Sports Tourer
Der Astra ist chic, fährt sich sportlich. Sein Vorsprung zum Schwestermodell ist spürbar, muss aber teuer erkauft werden.
TECHNISCHE DATEN -> Gleicher Motor Anhang anzeigen 98895
Opel Astra 1.4 Turbo
Vierzylinder, Turbo, vorn quer vier Ventile pro Zylinder Hubraum 1364 cmÍ Leistung 103 kW (140 PS) bei 4900/min max. Drehmoment 200 Nm bei 1850/min Vorderradantrieb Sechsganggetriebe L/B/H 4698/1814/1535 mm Tankinhalt 56 l Kofferraumvolumen 500-1550 l 0-100 km/h 10,4 s Spitze 200 km/h Verbrauch EU-Mix 5,8 l Super CO2 136 g/km
TECHNISCHE DATEN
Chevrolet Cruze 1.4 Turbo
Vierzylinder, Turbo, vorn quer vier Ventile pro Zylinder Hubraum 1364 cmÍ Leistung 103 kW (140 PS) bei 4900/min max. Drehmoment 200 Nm bei 1850/min Vorderradantrieb Sechsganggetriebe L/B/H 4675/1797/1521 mm Tankinhalt 60 l Kofferraumvolumen 500-1478 l 0-100 km/h 9,5 s Spitze 200 km/h Verbrauch EU-Mix 5,7 l Super CO2 134 g/km
Opel gegen Chevy: auf Kollisionskurs
Die GM-Marke Chevrolet drängt immer aggressiver auf den europäischen Markt. Der krisengeschüttelte Traditionshersteller Opel droht dabei unter die Räder zu geraten. Denn die wachsende Chevy-Modellpalette kämpft gegen Astra und Co .Mehrere Modellfamilien machen sich hausintern Konkurrenz
Kompakte: Der Cruze kreuzt ins Astra-Revier
Noch hat Opel die Nase weit vor seiner Schwestermarke Chevrolet. Im ersten Halbjahr 2012 wurden in Deutschland 38 112 Astra neu zugelassen. Der baugleiche Cruze kam im gleichen Zeitraum auf nur 2524 Exemplare. Mit neuen Modellvarianten zu Kampfpreisen dürfte der Neuwagenverkauf aber weiter anziehen. Bislang gibt es den in Korea produzierten Ami als fünftüriges Steilheckmodell, als viertürige Limousine und neuerdings eben als Station Wagon. Der Einstiegspreis beginnt für das gut ausgestattete Grundmodell wie beim Astra bei 14 990 Euro.
Mittelklasse: Insignia kontra Malibu
Der Insignia ist der große Opel - ein Nachfahre von Vectra und Omega zugleich. Ein buchstäblich schweres Erbe. Denn der Insignia ist in der Tat ein gewichtiges Auto, an dem vor allem der 1.8er-Saugmotor schwer zu schleppen hat. Mit dem neuen Zweiliter-Biturbo (195 PS) aber ist er inzwischen gut motorisiert. Chevys Insignia- Derivat heißt Malibu -ein großer Name mit einer Tradition, die bis 1964 zurückreicht. Ab August wird der Heavy Chevy als Topmodell der Marke auch in Deutschland angeboten und teilt sich Plattform und Technik mit dem Opel Insignia.
Den Rest vom Artikel in der Autobild.