Der Getriebe-Freilauf im 96-er wurde in den Zeiten des V4 gerne als "Spezialität zum Sprit-Sparen" angepriesen...obwohl es einfach nur ein Relikt aus der 2-Takter-Zeit war.
Die 2-Takter waren eh schon relativ anfällig...und darum war der Freilauf unbedingt bei diesen Motoren nötig, weil sonst der Motor im Schiebebetrieb einfach gefressen hat.
Der Ford V4 hatte das Problem aber nicht und daher war der Freilauf quasi unnötig geworden...aber eben im Getriebe vorhanden und konnte somit auch positiv vermarktet werden.
Die damaligen Fahrer, welche das Auto neu gekauft haben, nutzten dieses feine "Extra"...oder eben auch nicht. Das lag ganz an der Fahrweise des Nutzers, ob es genutzt wurde oder nicht. Defensive Fahrweise...rollen lassen vor der Ampel...oder eher progressiv und erst kurz vor der Kreuzung bremsen...das machte jeder Fahrer für sich selber aus.
Mein Bruder hatte damals einen 96er gekauft, gebraucht, und immer den Freilauf genutzt. Bis ich die Schnauze voll hatte...denn der schaffte die vorderen Bremsklötze innerhalb 10.000km bis aufs Eisen. Das Spielchen habe ich zweimal mitgemacht, dann den Freilauf gesperrt und den Haken entfernt.
Danach hielten die Bremsklötze...oh Wunder...locker 40.000km durch.
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Das Fahren mit Freilauf ist für Jemanden, der das Patent nicht kennt, ziemlich gewöhnungsbedürftig. Gas wegnehmen...der Motor geht auf Leerlaufdrehzahl...und beim Beschleunigen geht erstmal nichts, bis der Kraftschluß über die Motordrehzahl wieder vorhanden ist...damit muß man umgehen können.
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Getriebeschäden beim 96-er...sind meistens normale Lagerschäden. Irgendwann läuft ein Lager rauh und beginnt zu singen und zu surren...bis es brummt.
Beim Zerlegen des Getriebes...was für manchen Mechaniker schon kniffelig genug ist...fliegt auch gerne mal der Freilauf auseinander.
Die Rollen und Keile findet man ja noch relativ schnell wieder...aber die winzigen Federn...fliegen auch schon mal 5 Meter weit.
Schadensbilder am Freilauf...gibt es eigentlich nur 2 unterschiedliche.
Die Druck-Spuren...die Eric schon beschrieben hat, wenn der Freilauf immer nur gesperrt blieb, und richtigen Verschleiß.
Dann sind aber alle Laufflächen deutlich eingelaufen, incl. Rollen.
Die Druckstellen machen sich erst bemerkbar, wenn man den Freilauf tatsächlich mal wieder nutzen möchte...und dann Probleme mit dem Kraftschluß auftreten.
Dann rappelt und ruckelt es im Getriebe, sobald es wieder einen Kraftschluß gibt.
Wird der Freilauf NIE genutzt...auch nie ausprobiert...bleibt dieser "Schaden" unerkannt...und ist bis zur Getriebereparatur, wegen defekten Lagern, völlig unsichtbar.
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Meine persönlichen Erfahrungen mit den Getrieben mit Freilauf vom 96-er sind unendlich lange her. Sehr kompakt und eng zusammengesetzt...und eben der Freilauf, der sich gerne mal selbstständig machte. Beim Zerlegen...aber auch beim Zusammenbau immer ein spannender Moment.
Aber aufgrund der Verschleiß-Zustände der Freilauf-Einrichtungen einen Tipp zu geben, wie man am besten fährt,...kann ich nicht!
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Wer mit Freilauf fährt, kann in der Schiebe-Phase auch ohne zu kuppeln herunterschalten!!!...weil es ja keinen Kraftschluß zwischen Motor und Getriebe gibt.
Nutzt jemand von euch diesen kleinen "Komfort-Vorteil" aus???
Da schont man wenigstens die Hydraulikteile der Kupplung...durch geringere Betätigung...
Oder ist euch dies nicht bekannt?