Meine Güte hat Euch die Scherib- und Diskussionswut gepackt. Bin gard mal 3Tage unterwegs gewesen, da kommt ja keiner mehr mit!

@klawitter :
Ich bin dankbar, dass Du mich ernstnimmst (vom "Ach StRudelchen" zum "Stefan"). Das ist wichtig in einer offenen, ernsten Diskussion - mit jedem.
Nach meiner Wahrnehmung siehst Du viele potentielle Täter, und viele potentielle Opfer. Das macht doch nicht glücklich. Und vor allem ist es: irrational. Es entspricht nicht der Realität.

Ich sehe an erster Stelle überall: Menschen. Menschen, die selbst entscheiden wollen und können - Letzteres soll nach meinem Wahrnehmen momentan sehr genommen werden.
Es ist ganz wichtig zu begreifen, dass ich für meine Angst selbst verantwortlich bin - niemand anderes! Es ist genauso wichtig zu begreifen, dass nicht angebliche "Leugner" oder "Ignoranten" für weitere Einschränkungen sorgen - sie sind nicht die, die weitere Maßnahmen beschließen. Diese Maßnahmen werden von anderen Menschen entschieden. Auch da komme ich auf meinen Beitrag zuvor zurück: es gibt keine besseren, und es gibt keine schlechteren Menschen. Sucht Euch keine Sündenböcke, verurteilt nicht andere für Eure eigene Angst und Euer eigenes Verhalten. Sie sind dafür nicht verantwortlich.
Es ist Deine Angst, Matthias. Ich wünsche Dir (sehr!), dass Du sie loslassen kannst - und dass Du Wege und Möglichkeiten finden kannst, lockerer und freier durch Deinen Tag zu gehen und mit Claudia zu sein. Ich mag Euch!
Danke und Du, mein lieber StRudel, Du machst da einen riesengroßen Unterschied im Mitein-statt Gegeneinander. Du antwortest und Du hast Argumente, die nicht an den Haaren herbeigezogen daher kommen und nicht lediglich die Aussagen Dritter sind. Deine Gedanken hast Du Dir wohl überlegt und sie sind in sich konsistent. Das ist ein galaktisch großer Unterschied zu denjenigen, die hier kritisiert werden, auch von mir (und ich bemühe mich zumindest anfangs, mit Argumenten und nicht mit einer festen Einstellung gegenüber dem anderen Menschen zu reagieren) . Deshalb kann ich das, was Du sagst, respektieren, auch wenn ich ihm nicht frank und frei zustimmen kann oder möchte. Was ich auf jeden Fall sehr an Dir schätze, sind die Werte, die Du Dir selbst setzt und wie ernsthaft und sorgsam damit umgehst. Das beeindruckt mich menschlich sehr und insbesondere deshalb mag ich Dich auch.
In der Frage der (Ir-)Rationalität widerspreche ich Dir aber. Wobei, die in Sachen Corona zu bemessen, ist ein wahrlich nicht einfaches Unterfangen. Das hat einen wesentlichen Grund darin, dass wir keine konkrete, sinnliche Wahrnehmung dazu haben, zumindest nicht solang bis es und erwischt hat. Wir müssen Umgang finden mit etwas, was sich unserer direkten Wahrnehmung völlig entzieht. Wir müssen zu einer Einschätzung für uns selber kommen, die wir auf nichts für uns selbst greifbares stützen müssen.
Ein weiterer Punkt ist für mich die Mechanik des Infektionsgeschehens. Man muss nicht auf eine Hochburg der Corona-Leugner verweisen, Bergamo oder Ischgl taugen ebenso als treffendes Beispiel - in diesen Fällen nachvollziehbare Unwissenheit. Solange die Maßnahmen irgendwie greifen, passiert weniger. Darauf lässt sich aber keine Kalkulation abstellen mit der Annahme, es sei doch gar nicht so schlimm. Wenn das Infektionsgeschehen nicht kontrolliert wird, expandiert es schlagartig exponentiell. Letzlich ist es eben ein Rechenbeispiel.
Man kann ein Leben lang ohne Führerschein Auto fahren. Das ist dem einen oder anderen auch schon gelungen. Den Zeitpunkt wann oder ob man überhaupt erwischt wird, mag niemand vorherzusagen. Wenn man aber erwischt wird, dann wars das. Die Grundlage für eine persönliche Einschätzung hierzu ist allein die bekannte Konsequenz im Falle von, ohne dass deren Eintrittswahrscheinlichkeit bemessen werden könnte.
Der einzige wirksame Einfluss, den man darauf nehmen kann, ist entweder nicht Auto zu fahren oder den Führerschein zu machen. Eine andere Handlungsbleitung dazu, die nicht ein unkalkulierbares Risiko beinhalten würde, gibt es nicht. Eines von beiden für sich zu entscheiden ist in diesem Fall rational, alles andere riskant.
Mit Covid-19 verhält es sich ähnlich. Auch hier ist dabei das Maß der zu erwartenden negativen Folgen von entscheidender Bedeutung. Die wären, wie schon geschrieben, für Claudia potentiel fatal. Was man wahrnehmen kann, ist die Folge exponetieller Ausbreitung infolge fehlender Kontrolle (-> Rechenbeispiel). Alles dazwischen können wir nicht steuern. Man kann für sich also nur eine Entscheidung auf der Basis (s)einer möglichen Erwartung fällen. Für mich ist der Maßstab dafür eben Ischgl, Heinsberg, Bergamo, NewYork etc. und Kopfrechnen. Und die Erwartungshaltung als +50jähriger sieht sicher auch noch mal anders aus als bei einem jungen Menschen. Ich brauch mir dazu nur meine Töchter anzusehen. Ich verstehe sie zwar, aber ich habe da dann doch andere und vor allem mehr Sorgen.
Claudia und mir gehts soweit ja gut. Wir haben Platz und wenig Zeit sowie ohnehin noch weniger Lust, uns in irgendwelche Getümmel zu stürzen. Das Büro, die Saabs, der HunT und die Pferde freuen sich über jedes Mehr an Aufmerksamkeit. Ich denke aber auch an die Menschen, die keine Möglichkeit haben, sich so bequem wie Claudia und ich unserem eigenen Leben und Alltag in outer Suburbia zu widmen und alldem aus dem Weg zu gehen. Meine Einstellung zur Thematik generiere ich nicht nur aus meiner Perspektive. Das ist ein Wert, den ich für mich hochhalte.