Und , alle Pferdchen wieder da ?!
Was hat der R4 eigentlich an Leergewicht, nur zum Vergleich für mich?
Also, der originale Vergaser hatte die lange Standzeit nicht gut verkraftet. Ultraschallbäder brachten nur teilweise Abhilfe.
Die Übergänge der einzelnen Lastzustände waren nicht weich, es gab immer eine Verzögerung.
Die Zündung konnte als Übeltäter ausgeschlossen werden. Okay, der neue (!) defekte Kondensator war eine kleine Gemeinheit.
Aber Kummer mit der z. T. unterirdischen Ersatzteil"qualität" war ich ja mittlerweile gewohnt.
Die Kraftstoffversorgung bis zum Vergaser war auch unauffällig.
Tja, blieb nur die Gemischfabrik.
Alle Düsen und Leitungen waren durchgängig.
Eigentlich kam nur die Beschleunigerpumpe infrage.
Ein halber Treffer, denn die - ja richtig, die
neue Kolbenstange der Pumpe war zu lang.
Umbau auf den alten Kolben brachte etwas Abhilfe. Aber das Problem war nicht vollkommen beseitigt.
Ich war mit eigenen Mitteln bis 98% gekommen. Und die letzten 2% woltte ich auch noch.
Aber alleine kam ich nicht mehr weiter. Das mußte ich mir eingestehen.
Der Chef bei Bosch Classic ( gute alte Schule ) forschte auch in Richtung Beschleunigerpumpe.
Der Kanal zur Pumpe war zwar durchlässig, aber dennoch saß dort noch Schmodder der den Durchfluß reduzierte.
Die Pumpe bekam schlicht nicht die ausreichende Menge die sie benötigte.
Chemie, 16 Bar, Mechanik - nichts half, zumal der Kanal auch noch verwinkelt war.
Daß ein kleiner 32er-Vergaser derart nerven kann...
Es half nichts, ein neuer Vergaser mußte her.
Stand Freitagmittag.
28er gibt es wie Sand am Meer, gebraucht sowieso und für Leidenswillige auch neu aus China.
32er wurden nicht lange verwendet. Neue gibt es aus...China. Aber ich bin nicht leidenswillig.
Rumtelefoniererei brachte erst gar nichts.
Dann eventuell einen 32er in Mönchengladbach.
Später dann sicher einen in...Stuttgart.
Okay, eigentlich hätte ich dem 9000er vor der Winterpause noch etwas Bewegung gegönnt.
Und mir einen langersehnten Tapetenwechsel.
Aber der Saab stand mit demontierten Bremssätteln auf der Bühne. Die neuen Sättel waren noch beim Lackierer.
Also mußte der 940er ran. Seit der Schottlandtour hat er eigentlich kaum noch lange Strecken gesehen.
Er hatte Lust auf Bewegung.
Die bekam er dann auch.
Bestes Wetter, kalt, sonnig, Radio aus und im gestreckten Galopp Richtung Süden.
Der 940 lief immer besser, immer befreiter.
Nur den Termin mit dem Fotografen im Autobahnkreuz hatte niemand erwähnt.
Die Honorarforderung war anfangs happig und nur durch eine tiefe Verbeugung mit dem gesamten Vorderwagen wurden wir uns handelseinig.
Der Frontspoiler sang bereits "Ave Maria" während das Differential an der Hinterachse zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein paar Sonnenstrahlen abbekam.
Der Rest der Fahrt verlief unspektakulär aber mit weiterhin flotter Fahrt. Normalerweise fahre ich mit dem 940 sehr gemütlich aber am Samstag wollte er einfach rennen. Und der brave Brick muß ja auch mal seinen Willen bekommen.
Aufgrund der Abwesenheit des Verkäufers mußte der Vergaser konspirativ der Besitzer wechseln. Vertrauen gegen Vertrauen, oftmals funktioniert das eben doch.
Übergabeort war dieses Exemplar.
In einer Plastiktüte verpackt. Ich hätte mich nicht gewundert wenn mir Aldo Moro beim Öffnen der Tür vor die Füße gefallen wäre. Unverpackt...
Die Heimfahrt verlief ruhiger. Zumindest etwas...
Stand Montagmorgen.
Bei Bosch Classic gehen die Lichter an. Eine Minute später liegt der frisch erstandene Vergaser vor dem Chefarzt.
Kurze Besprechung, nicht viel Text. ( Der reinst Affront für mich...
)
Gestern war ich in der Nähe und habe mal spontan reingeschaut. Der Chefarzt stand gerade mit dem R4 alleine im OP-Saal.
Keine Angestellten in der Nähe, kein Radio, kein Telefon.
Der Chef war sehr motiviert. Und entspann sich ein sehr angenehmes Gespräch. Geht doch..
Flansch und Deckel waren schon geplant, neue Dichtungen und alle anderen Teile lagen parat. Der gebrauchte Vergaser war mehr als brauchbar. Alle Kanäle waren sauber. Es sah ganz gut aus...
Aber ich hatte gelernt beim R4 nicht zu früh zu jubeln.
Das konte ich dann heute umso mehr. Das kleine Stoßstangenmotörchen ist sicher nicht die hohe Schule des Motorenbaus. Aber er läuft richtig geil! Rund, sauber, leise - die lautesten Geräusche kommen von den beiden Keilriemen.
Und alle Lastwechsel verlaufen sanft un ohne Ruckeln, geradezu ( Achtung, Kitschalarm !
) ...cremig!
Meine 100% sind erreicht, mehr ist nicht zu tun.
Bitte nicht falsch verstehen, der Wagen ist nicht im Neuzustand. Das war auch nie meine Absicht Wo immer es möglich war habe ich mich für den Erhalt der Substanz entschieden. Und die Ausgangsbasis war einfach sehr gut.
Es ist ein sehr charmantes und stimmiges Auto geworden, bin ich jetzt sehr zufrieden.