Hallo liebe Saabgemeinde,
viele von Euch berichten hier im Forum über den Ausfall des Frischluftgebläsereglers. Anfang April war es auch bei mir soweit. Ich fuhr offen und plötzlich, die Drehzahlanzeige des ACC änderte sich nicht, arbeitete das Gebläse mit voller Drehzahl. Drücken der Gebläsesteuertasten änderte die Anzeige, nicht die Drehzahl. Auch die Kalibrierung des gesamten Systems brachte keinen Erfolg. Meine Schnelldiagnose, geschult durch dieses und auch andere Saabforen: Drehzahlregler, das wird teuer (Angaben schwanken in den Foren zwischen 160€ und 200€ inkl. Montage). Als alter Elektronikbastler ging ich der Sache also auf den Grund. Herausgekommen ist eine Reparaturanleitung, von der ich hoffe, dass sie vielen von Euch weiterhilft.
Schritt eins
Wekzeug: Bordwerkzeug, Wärmeleitpaste
- Handschuhfach ausbauen
- Runde Verkleidung unten links im rechten Fussraum ausbauen (eine Schraube), man sieht jetzt den, auf einer Aluplatte montierten, Regler.
- Verkleidung links, rechter Fussraum ausbauen.
- Regler (zwei Schrauben) demontieren.
- Steckverbindung zum Regler trennen (wohl dem, der schlanke Finger oder einen Gynäkologe zum Nachbarn hat).
Bis hierhin hat man immerhin schon 40-60€ gespart. Wenn man das Ganze auch wieder zusammengebaut bekommt und einen neuen Regler verbaut. Ist doch schon was oder? Bitte unbedingt unten die Hinweise zum Einbau des Reglers weiterlesen.
Schritt zwei:
erweitertes Werkzeug: schmalen Schraubenzieher und/oder stabiles Messer, Elektroniklötkolben (max 30W), Entlötpumpe- litze, feuerfestes Isolierband
Der Regler besteht aus drei Komponenten: Kabelbaum, Aluplatte (war mit Alukühler im Fussraum verschraubt) und Kunstoffdeckel.
- Beide Schrauben der Zugentlastung des Kabelbaums entfernen.
- Mit breitem, dünnen Werkzeug (Messer, Schraubenzieher....) das Kunststoffgehäuse von der Aluplatte trennen. Gedult, Gedult, Gedult. Das Werkzeug nur an den Kanten ansetzen.
- Nach erfolgreicher Entfernung des Deckels, die Torx-Schraube, die den eigentlichen Leistungsregler (größtes Bauteil auf der Platine) am Alukörper fixiert, entfernen.
- Leistungsregler auslöten (drei Anschlüsse)
- Leistungsregler mit Widerstandsmessgerät (Ohmmeter) im Kiloohm-Bereich durchmessen. Ergibt die Messung zwischen zwei Anschlüssen einen Wert kleiner unendlich, dann geht es weiter. Bei einem Ergebnis, alle Anschlüsse zueinander unendlich auch mit verschiedener Polarität des Messgeräts, kann der Fehler auf der restlichen Reglerplatine oder auch in der Ansteuerung durch die ACC-Kasette liegen. Also Fachmann fragen.
- Für alle anderen gilt: neuen Regler auf die Platine legen.
- Der Regler sollte geringfügig höher als der seitliche Streifenwiderstand (Blechstreifen) sein. Wenn nicht, Unterschiedshöhe mit schwer entflamm-/brennbarem Material aufpolstern, ich verwendete Coroplast, bitte googeln.
- Loch für die Schraube in der Aufpolsterung herstellen.
- Regler einlöten, dabei unbedingt mittig auf den Regler drücken, damit er später plan zur Aluplatte (Kühlkörper liegt).
- Alte Wärmeleitpaste (weißer Belag) mit einem Blatt trockener Küchenrolle von der Aluplatte entfernen.
- Neue Wärmeleitpaste hauchdünn auf Regler und Aluplatte aufbringen (einmassieren schadet nicht), das Metall muß danach noch zu sehen sein. Viel hilft hier nicht viel !!!!!!
- Aluplatte mit Platine mittels Torx-Schraube fest verbinden (fest, nicht zu fest, denn nach fest kommt ab).
- Kunststoffdeckel aufpressen, Kabelentlastung montieren, reparierte Reglereinheit an das Bordnetz anschließen und ....... Hoffentlich erfolgreich!!! ACHTUNG: Nur kurzzeitig testen, denn sonst wird der Regler durch Überhitzung erneut zerstört.
- Alte Wärmeleitpaste wie oben beschrieben vom Kühlkörper des Fahrzeugs entfernen. Neue Paste auf beide Alukörper wie bereits beschrieben auftragen, verschrauben und fertig.
- Die Montage von Handschuhfach und Verkleidungen schafft Ihr ohne meine Hilfe.
Anmerkungen:
Als Bauteil war bei mir ein 75343G der Firma "FAIRCILD" verbaut (HUF75343G). Hierbei handelt es sich um einen N-Channel MOSFET (Transistor). Das Gehäuse ist TO-247. An Hand der im I-Net vorhandenen Datenblätter wählte ich den IRFP064N HexFet. Er verfügt über ca. 10% Mehrleistung (das Gebläse dreht sich dadurch nicht schneller) und produziert weniger Abwärme. Bezahlt habe ich 4,21€ für den Regler und 1,45€ für die Wärmeleitpaste (reicht für mindestens 800 Reparaturen).
Unser Fahrzeug ist Baujahr 1995. Der Transistor Bj. 2001 und die Platine 2004. Wir haben das Fahrzeug 2005 gekauft, d.h. der Regler hielt max. drei Jahre. Der Transistor starb durch schlampige Verarbeitung seitens des Herstellers der Gesamtkomponente und dem schlampigen Einbau seitens des Reparateures. Zwei Drittel der Kühlfläche des Transistorsrs wurden nicht genutzt, da dieser Bereich keinen Kontakt zum Alukörper hatte. Zu erkennen an der rauhen, verfärbten Oberfläche. Der Reparateur hat noch einen "draufgelegt". Die aufgetragene Wärmeleitpaste war aussen am Kühlkörper min 1 mm dick, vieleicht hat er früher Dampflokomotiven abgeschmiert (wer viel schmärt, der gut fährt). Jede Oberfläche, scheint sie mit dem blossen Auge noch so glatt, verfügt über kleine Riefen. Diese werden nun mit Wärmeleitpaste "zugeschmiert". Ergebnis ist eine bessere Wärmeleitung zwischen Flächen, die vorher eine geringen bzw. keinen Kontakt hatten. Wärmeleitpaste leitet die Wärme immer schlechter als der eigentliche Kühlkörper (in der Regel Aluminium) und ist daher ein NOTBEHELF. Daher DÜNN auftragen.
Die mittlere Haltbarkeitsdauer der MOSFET's beträgt in der Regel 10.000 Stunden bei 175 Grad/C, d.h. Temperaturen darunter verlängern die Lebensdauer. Kurzfristig (max 10s) halten diese Bauteile Temperaturen von bis zu 300 Grad/C aus, die einwandfreie Funktion wird danach allerdings von den Herstellern nicht mehr gewährleistet. Wählt daher, wenn erforderlich, euren Unterfüterungsstoff sorgfältig aus, oder wollt Ihr euch einen romantischen Abend im Cabrio, Sternenhimmel, Mond... durch Worte wie: "Schatz ich glaub meine neuen, 160€ teuren Dessous brennen" vermiesen lassen?
Hat's geholfen?
Grüße
Robert11
viele von Euch berichten hier im Forum über den Ausfall des Frischluftgebläsereglers. Anfang April war es auch bei mir soweit. Ich fuhr offen und plötzlich, die Drehzahlanzeige des ACC änderte sich nicht, arbeitete das Gebläse mit voller Drehzahl. Drücken der Gebläsesteuertasten änderte die Anzeige, nicht die Drehzahl. Auch die Kalibrierung des gesamten Systems brachte keinen Erfolg. Meine Schnelldiagnose, geschult durch dieses und auch andere Saabforen: Drehzahlregler, das wird teuer (Angaben schwanken in den Foren zwischen 160€ und 200€ inkl. Montage). Als alter Elektronikbastler ging ich der Sache also auf den Grund. Herausgekommen ist eine Reparaturanleitung, von der ich hoffe, dass sie vielen von Euch weiterhilft.
Schritt eins
Wekzeug: Bordwerkzeug, Wärmeleitpaste
- Handschuhfach ausbauen
- Runde Verkleidung unten links im rechten Fussraum ausbauen (eine Schraube), man sieht jetzt den, auf einer Aluplatte montierten, Regler.
- Verkleidung links, rechter Fussraum ausbauen.
- Regler (zwei Schrauben) demontieren.
- Steckverbindung zum Regler trennen (wohl dem, der schlanke Finger oder einen Gynäkologe zum Nachbarn hat).
Bis hierhin hat man immerhin schon 40-60€ gespart. Wenn man das Ganze auch wieder zusammengebaut bekommt und einen neuen Regler verbaut. Ist doch schon was oder? Bitte unbedingt unten die Hinweise zum Einbau des Reglers weiterlesen.
Schritt zwei:
erweitertes Werkzeug: schmalen Schraubenzieher und/oder stabiles Messer, Elektroniklötkolben (max 30W), Entlötpumpe- litze, feuerfestes Isolierband
Der Regler besteht aus drei Komponenten: Kabelbaum, Aluplatte (war mit Alukühler im Fussraum verschraubt) und Kunstoffdeckel.
- Beide Schrauben der Zugentlastung des Kabelbaums entfernen.
- Mit breitem, dünnen Werkzeug (Messer, Schraubenzieher....) das Kunststoffgehäuse von der Aluplatte trennen. Gedult, Gedult, Gedult. Das Werkzeug nur an den Kanten ansetzen.
- Nach erfolgreicher Entfernung des Deckels, die Torx-Schraube, die den eigentlichen Leistungsregler (größtes Bauteil auf der Platine) am Alukörper fixiert, entfernen.
- Leistungsregler auslöten (drei Anschlüsse)
- Leistungsregler mit Widerstandsmessgerät (Ohmmeter) im Kiloohm-Bereich durchmessen. Ergibt die Messung zwischen zwei Anschlüssen einen Wert kleiner unendlich, dann geht es weiter. Bei einem Ergebnis, alle Anschlüsse zueinander unendlich auch mit verschiedener Polarität des Messgeräts, kann der Fehler auf der restlichen Reglerplatine oder auch in der Ansteuerung durch die ACC-Kasette liegen. Also Fachmann fragen.
- Für alle anderen gilt: neuen Regler auf die Platine legen.
- Der Regler sollte geringfügig höher als der seitliche Streifenwiderstand (Blechstreifen) sein. Wenn nicht, Unterschiedshöhe mit schwer entflamm-/brennbarem Material aufpolstern, ich verwendete Coroplast, bitte googeln.
- Loch für die Schraube in der Aufpolsterung herstellen.
- Regler einlöten, dabei unbedingt mittig auf den Regler drücken, damit er später plan zur Aluplatte (Kühlkörper liegt).
- Alte Wärmeleitpaste (weißer Belag) mit einem Blatt trockener Küchenrolle von der Aluplatte entfernen.
- Neue Wärmeleitpaste hauchdünn auf Regler und Aluplatte aufbringen (einmassieren schadet nicht), das Metall muß danach noch zu sehen sein. Viel hilft hier nicht viel !!!!!!
- Aluplatte mit Platine mittels Torx-Schraube fest verbinden (fest, nicht zu fest, denn nach fest kommt ab).
- Kunststoffdeckel aufpressen, Kabelentlastung montieren, reparierte Reglereinheit an das Bordnetz anschließen und ....... Hoffentlich erfolgreich!!! ACHTUNG: Nur kurzzeitig testen, denn sonst wird der Regler durch Überhitzung erneut zerstört.
- Alte Wärmeleitpaste wie oben beschrieben vom Kühlkörper des Fahrzeugs entfernen. Neue Paste auf beide Alukörper wie bereits beschrieben auftragen, verschrauben und fertig.
- Die Montage von Handschuhfach und Verkleidungen schafft Ihr ohne meine Hilfe.
Anmerkungen:
Als Bauteil war bei mir ein 75343G der Firma "FAIRCILD" verbaut (HUF75343G). Hierbei handelt es sich um einen N-Channel MOSFET (Transistor). Das Gehäuse ist TO-247. An Hand der im I-Net vorhandenen Datenblätter wählte ich den IRFP064N HexFet. Er verfügt über ca. 10% Mehrleistung (das Gebläse dreht sich dadurch nicht schneller) und produziert weniger Abwärme. Bezahlt habe ich 4,21€ für den Regler und 1,45€ für die Wärmeleitpaste (reicht für mindestens 800 Reparaturen).
Unser Fahrzeug ist Baujahr 1995. Der Transistor Bj. 2001 und die Platine 2004. Wir haben das Fahrzeug 2005 gekauft, d.h. der Regler hielt max. drei Jahre. Der Transistor starb durch schlampige Verarbeitung seitens des Herstellers der Gesamtkomponente und dem schlampigen Einbau seitens des Reparateures. Zwei Drittel der Kühlfläche des Transistorsrs wurden nicht genutzt, da dieser Bereich keinen Kontakt zum Alukörper hatte. Zu erkennen an der rauhen, verfärbten Oberfläche. Der Reparateur hat noch einen "draufgelegt". Die aufgetragene Wärmeleitpaste war aussen am Kühlkörper min 1 mm dick, vieleicht hat er früher Dampflokomotiven abgeschmiert (wer viel schmärt, der gut fährt). Jede Oberfläche, scheint sie mit dem blossen Auge noch so glatt, verfügt über kleine Riefen. Diese werden nun mit Wärmeleitpaste "zugeschmiert". Ergebnis ist eine bessere Wärmeleitung zwischen Flächen, die vorher eine geringen bzw. keinen Kontakt hatten. Wärmeleitpaste leitet die Wärme immer schlechter als der eigentliche Kühlkörper (in der Regel Aluminium) und ist daher ein NOTBEHELF. Daher DÜNN auftragen.
Die mittlere Haltbarkeitsdauer der MOSFET's beträgt in der Regel 10.000 Stunden bei 175 Grad/C, d.h. Temperaturen darunter verlängern die Lebensdauer. Kurzfristig (max 10s) halten diese Bauteile Temperaturen von bis zu 300 Grad/C aus, die einwandfreie Funktion wird danach allerdings von den Herstellern nicht mehr gewährleistet. Wählt daher, wenn erforderlich, euren Unterfüterungsstoff sorgfältig aus, oder wollt Ihr euch einen romantischen Abend im Cabrio, Sternenhimmel, Mond... durch Worte wie: "Schatz ich glaub meine neuen, 160€ teuren Dessous brennen" vermiesen lassen?
Hat's geholfen?
Grüße
Robert11