Deshalb wird es schwierig sein, ein entsprechendes Signal z.B. für einen Subwoofer abzugreifen und einfach Lautsprecher tauschen wird nur dann sinn machen, wenn Du einen besser klingenden Lautsprecher mit demselben Widerstand und Frequenzband und -Verlauf findest
Soweit ist das erstmal richtig ;)
Aber gut ... da ich gerade ausreichend Kaffee neben dem PC stehen habe, wage ich mal eine "Grundlagenschulung".
Jedes Lautsprecherchassis hat bauartbedingt einen begrenzten Übertragungsbereich, wobei man von der Bandbreite bzw. (in Diagrammform) vom Frequenzgang spricht. Vergleichbar dem Drehzahlband eine Motors: in den Grenzbereichen kann falsche oder zuviel Belastung dem Motor schaden. So auch bei Lautsprecherchassis, die zum Schutz über Frequenzweichen angesteuert werden.
In der "alten Schule" erfolgt dies passiv, was bedeutet, dass das Signal erst im/am/vor dem Lautsprecher gefiltert wird. Beispiel Home-HiFi: es werden alle Frequenzen vom Verstärker verstärkt und jeder Lautsprecher sucht sich mittels eingebauter Frequenzweiche(n) das für ihn passende Spektrum heraus.
Genau das macht das Audiosystem im 9-3 II bis einschließlich MY06 NICHT! Es gibt sich in vielerlei Hinsicht modern und folgt dem Trend der aktiven Frequenzteilung. Dabei erfolgt die Signalaufbereitung/Trennung bereits im Quellgerät bzw. generell vor der Verstärkung. Jeder Verstärker bekommt somit nur ein bandbegrenztes Signal, welches bereits für den dort angeschlossenen Lautsprecher optimiert wurde.
Nun basieren aber 99% der Audio-Um- und Aufrüstungen auf der Voraussetzung, dass ein unbearbeitetes Signal zur Verfügung steht. Üblicherweise wird dieses über Cinchbuchsen bereitgestellt, sogenannte Pre-Outs ("Vorverstärkerausgänge"). Diese existieren beim 9-3 II jedoch NICHT! Auch sind die Komponenten nicht über elektrische NF-Kabel verbunden, sondern mittels eines optischen Ring-Buses. Dieser folgt einem eigenen Standard (
"MOST") und überträgt neben dem Audiosignal auch zahlreiche Steuerbefehle und sonstige Daten, weshalb es nicht gelingen würde, dort mit einem normalen D/A-Wandler ein Audiosignal herauszuziehen.
Es stellt sich also die Frage "
wo kann man welches Signal abgreifen ... und wie?". Eine Lösungsmöglichkeit bieten sogenannte High-Low-Adapter, die ein bereits verstärktes Signal wieder auf Kleinsignalniveau dämpfen. Vereinfacht ausgedrückt wird das Lautsprecherkabel somit wieder zum Cinchkabel. Ich persönlich kann mich nicht damit anfreunden, einem Ferrari ein Untersetzungsgetriebe zu verpassen, aber hier und da ist es nunmal die einzige Möglichkeit.
Auf das Infotainment 150 bezogen bieten sich nun zwei mögliche Abgriffsstellen: die Radio-Haupteinheit hinter dem Klima-Panel oder aber der 3-Kanal-Verstärker unter dem Fahrersitz. Beiderseits gilt die Devise: friss oder stirb! Denn wie bereits erwähnt, stehen an beiden Punkten nur vorgefilterte Signale zur Verfügung. Ein Signalabgriff an der Radio-Haupteinheit liefert beim 150er System ein Signal ab etwa 150 Hz, welches zur Bassverstärker somit völlig ungeeignet wäre (der als "Druck" empfundene Bass spielt sich um etwa 70 Hz ab). Weiteres Problem: dieses Signal beinhaltet auch die Blinkgeräusche, Einparkhilfe, Warntöne etc.. Wer diese einem ordentlichen Verstärker-Lautsprecher-Gespann zuführt, der könnte jedem LKW-Rückfahrwarner Konkurrenz machen.
Bleibt also nur der Verstärker unter dem Fahrersitz, der die Türlautsprecher ("Kickbässe") versorgt und somit ein Signal von etwa 60 bis 150 Hz liefert ... beim 150er System ggf. sogar noch etwas tiefer. Dieses wäre für eine Subwooferansteuerung halbwegs tauglich. Dort könnte also ein High-Low-Adapter angeschlossen werden, der einer nachgeschalteten Endstufe ein entsprechendes Audiosignal zuführt. Sinnvollerweise sollte es sich um eine 3-Kanal- oder brückbare 4-Kanal-Endstufe handeln, da es durchaus sinnvoll wäre, im gleichen Atemzug auch die Tür-Kickbässe zu tauschen und mit neuem "Saft" aus der nachgerüsteten Endstufe zu versorgen. Konkret also: Kanäle 1+2 für die Türlautsprecher, Kanal 3 (bzw. 3+4 gebrückt) für den Subwoofer. Ich hatte das in diversen Varianten durchprobiert....
Mir persönlich hat diese Lösung letztlich nicht zugesagt, was im lautstärkeabhängigen Equalizing des werksseitigen Audiosystems gründet. Die Werksanlage passt beispielsweise die Bassquantität an die Lautstärke an. Das ist einerseits sinnvoll, um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen und andererseits um
dem menschlichen Gehör auf die Sprünge zu helfen. So nehmen wir beispielsweise leise Bässe deutlich schwächer wahr, wodurch leise gehörte Musik manchmal etwas farblos/blutleer erklingt. An Heim-HiFi-Komponenten gibt es dafür mitunter eine Loudness-Funktion, die Bässe und Höhen entsprechend anhebt. Bei einigen Komponenten ist diese sogar regelbar (beispielsweise bei Yamaha).
Das Saab-System macht genau dies in digitaler Form und mehreren Stufen, hebt also bei niedriger Abhörlautstärke dann Bass an und schwächt ihn stufenweise mit Erhöhung der Lautstärke wieder ab. Wer seine Werksanlage mal genau abhört, wird dieses Phänomen bestätigen können. Das Sytem ist dabei natürlich auf die verwendeten Lautsprecher optimiert.
Ein nachgerüstetes Endstufen-Subwoofer-Gespann hat gegenüber den Türlautsprechern jedoch einen wesentlich höheren Wirkungsgrad und Tiefgang, was das gerade erwähnte Equalizing deutlich hörbar macht. Bei geringen Lautstärken wird der Bass derart aufgedickt, dass ein nachgerüsteter Subwoofer unnatürlich fett und schwammig klingt und somit auch zum Dröhnen neigt. Ein ungeschultes, ggf. sogar "Pop-geeichtes" Ohr mag das als spektakulär empfinden, ehrlich klingt dies jedoch keineswegs. Bei höheren Lautstärken kehrt sich das Verhältnis um. Durch die Reduzierung des Basses vermisst man vor allem bei Autobahnfahrten (hohe Außengeräusche) den Bassdruck. Wer in seinem System die geschwindigkeitsabhängige Lautstärkeregelung aktiviert hat, der kann letztlich sogar mit dem Gasfuß den Bass beeinflussen.....
Kurzum: selbst wenn man alle grundsätzlichen Probleme umschiffen kann, so bleibt eine Aufrüstung stets sehr kompromissbehaftet. Selbst derjenige, der mit den klanglichen Eigenheiten (Equalizing) leben kann, wird früher oder später am Rest verzeifeln. Keine mp3-Tauglichkeit, magerer Basisklang, auch sonst mangelhafte Konnektivität (USB!? iPod!?) usw. ... selbst die im SID fehlende Spielzeitanzeige hat mich irgendwann genervt.
Wer Kosten und Aufwand scheut, dem kann ich guten Gewissens nur den Tipp geben, sich all das zu sparen, stattdessen hier und da mal ins Leckrad zu beißen und nebenher für ein ordentliches Fahrzeug zu sparen. Denn es muss auch mal gesagt werden, dass die Zeit für derart aufwändige Umrüstungen eigentlich viel zu schnelllebig ist und man ein Fahrzeug in der Regel nicht lang genug fährt, um wirklich genug Nutzen aus der Umrüstung zu ziehen. Zumal im 9-3 II noch andere Probleme hinzukommen. Beispielsweise der Oberbass-Peak der Fahrzeugakustik, der tiefe Stimmen dröhnig erscheinen lässt sowie die mangelnde Geräuschisolation der Scheiben (starke Außengeräuscheinwirkung). Der 9-3 II wird also nie DAS HiFi-Fahrzeug werden....
EDIT: ich sollte vielleicht noch ergänzen, dass ich mein Signal teils am Verstärker der 6x9"-Subwoofer abgegriffen hatte - dort ist das Equalizing gegenüber den Türlautsprechern deutlich stärker!