Schwarzer September und ich, Szenen einer Annäherung, Teil 2.
1. Akt: Aufatmen. Auf wundersame Weise hat der alte Schwede die Nacht in Ottensen ohne eine einzige Schramme überlebt. Selten.
2. Akt: Auf vielen Umwegen zum hiesigen Saabhändler und ein paar schäbige Handyfotos gemacht.
3. Akt: Auf vielen Umwegen bei Burger King gelandet. Fensterplatz mit Panoramablick auf das eigene Auto eingenommen und seltsame Vorgänge beobachtet. Ein ungefähr 117,5 Jahre alter Rentner mit Karohut und beigem Anorak steht gefühlte Stunden andächtig und untätig vor dem Aero und betrachtet die Rückansicht. Kurz darauf radelt ein Mitt50er-Paar (Typ Regenjacken im Partnerlook von Aldi) vorbei, hält an, der Mann steigt ab und läuft wie ein Derwisch auf mein Auto zu. Ich verschlucke mich fast an meiner Fritte vor Schreck, aber glücklicherweise bremst er vor dem Zielobjekt ab, spaziert einmal rum, guckt durch die Scheibe in den Innenraum, spaziert noch einmal rum, kehrt zur Partnerregenjackenträgerin zurück und steigt wieder auf sein Fahrrad. Feststellung: An der Zielgruppenoptimierung muss der Aero noch arbeiten.
4. Akt: Vor uns ein schneeweißer später Citroen CX Turbo. Für einen Moment die automobile Welt um uns herum ausgeblendet und uns in die Zeit zurück versetzt, als Automarken noch unterscheidbar waren und einen eigenen Charakter hatten.
5. Akt: Waschanlage. Einmal tote Insekten vom makellosen Antlitz entfernen. Und weil Herr B. mich leidend ansah, als ich zugab, Waschstraßennutzer zu sein, nur mit Sprühpistole. Resultat: Vorher war das Auto sauber. Danach nicht mehr. Dafür mit sklavischer Hingabe die Ledersitze einbalsamiert. Glück.
6. Akt: Der Tuffmann, 10 Monate alte Nachwuchs meiner Freunde J&M, fängt an zu krähen, als die Familie vor dem Aero steht. Bislang mochte ich ihn. Aber das steht jetzt zwischen uns. Für immer.
7. Akt: Heimfahrt. Ach nee, doch nicht. Nur noch einmal durch den Elbtunnel ... und wieder zurück. In der Zwischenzeit Provisorium ausgedacht: Der Aero kommt zumindest in den Hamburger Nächten in das Parkhaus des nahegelegenen Einkaufszentrums.
8. Akt: Abschied für heute. September steht im gähnend leeren Parkhaus neben einem schwarzen 9-3 SportCombi, damit er sich nicht so einsam fühlt. Und sieht so schön aus.
9. Akt: Zuhause. Zweiter Spiegelstrich auf der Mängelliste: "Fasten Belts"-Lampe leuchtet nicht.
10. Akt: Vorfreude auf Morgen.







