Automatikgetriebe kein Kraftschluss

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Hallo,

jetzt hat's mich auch erwischt. Habe den 2.3T MY 93/94 nach 2 Jahren aus der Garage geholt.
Ca. 10 km normale Fahrt, dann bei'm Abbiegen ein kleines Rucken (vielleicht auch Knacken), bei'm Beschleunigen am Berg dann ein schnell ansteigendes Geräusch (Heulen wie alte Servopumpe) und Kraftschluss weg. Alle Gänge, auch R.
Abgeschleppt, 1/2h stehen lassen, dann ging er wieder. Öl gemessen, viel zu viel drin.
Öl gewechselt. Sieb war erstaunlich wenig verschmutzt, aber die alte Brühe war gelblich mit schwarzen Partikeln.
Probefahrt >nach 2 km am Berg wieder das schleifende durchdreh-Geräusch > kein Kraftschluss. Nach 2 min Stand ging es wieder halbwegs.

Kann jemand helfen?

Danke und Gruß,
Andreas
 
Automatikgetriebe

Welchen Geruch hat das ATF? Riecht es verbrannt?
 
Ja, es riecht leicht verbrannt. Dass in diesem Fall meist ein Getiebewechsel empfohlen wird, habe ich bereits gelesen.

Mich würde interessieren, ob dafür (wie so oft) irgendein verklebtes oder sprödes Kleinteil veranwortlich sein könnte, besonders wegen der langen Standzeit.

Nach erneuter Probefahrt:
Das Auto fährt 2 min normal, voller Kraftschluss auch bei ordentlich Ladedruck. Dann eine Steigung und der Kraftschluss schwindet in Sekunden auf null. Nach kurzer Pause (Motor aus) geht's dann wieder von vorn los.
 
Automatikgetriebe

Es gibt mehrere Fehlermöglichkeiten. Es kann die Ölpumpe sein, der Geräuschentwicklung nach. Es kann dem Geruch nach eine der Kupplungen sein z.B. die A. Als erstes würde ich aber, ehe Du in Getriebe tiefer einsteigst, die Gummidichtinge im Druckregler wechseln, wenn sie noch nicht gemacht wurden. Die lange Standzeit und das Alter des Fahrzeugs tötet meist die Dichtungen. Die Arbeiten habe ich schon mal beschrieben.
 
Dann eine Steigung und der Kraftschluss schwindet in Sekunden auf null.
Wie lange klappt es auf der Geraden? Was passiert, wenn Du (nach 'Wartezeit') direkt an der Steigung los fahren willst?

Dass der ATF-Stand bei laufendem Motor zu messen ist, ist Dir bekannt, hoffe ich.
 
Danke für die schnellen Antworten!

@René
Wir haben hier leider keine lange Gerade testen können.
Nach Wartezeit kann man auch an der Steigung wieder anfahren (länger Warten = besseres Ergebnis).
Am Ölstand lag es nicht.

Momentan sieht es so aus:

1) Den Fliehkraftregler hatten wir draußen. An neuen Dichtringen fehlt es natürlich am WE, aber eine genaue Inspektion sowie der Vergleich zu einem funktionierenden Regler brachte keine Anhaltspunkte für Fehlfunktion.
Ist dieser Regler nicht eher dafür verantwortlich, dass verschiedene Gänge nicht richtig schalten? Kann er bei normalem Fahrbetrieb einen plötzlichen Totalausfall verursachen und nach 5 min Standzeit wieder normal funktionieren?

2) Den Steuerkasten (Ventilblock) haben wir kpl. getauscht. Keine Änderung oder Verbesserung der Symptome.

3) Die Ölpumpe liegt auf dem Tisch. Sieht auf den ersten Blick aus wie neu. Wo genau würde man dort einen Fehler erkennen?

4) Unter der Ölpumpe ist eine Bremse mit innenliegendem Freilauf, welcher in die Bremse eingreift. Dieses Bauteil sieht aus als wäre es recht heiß geworden, die Bremslamellen riechen auch etwas verbrannt.
Kann dieser Freilauf oder die Bremslamellen für die beschriebenen Symptome verantwortlich sein?

5) Kann vielleicht das Öl selbst für den Fehler verantwortlich sein (lange Standzeit)? Hatten wir zwar gewechselt, aber nur 1 mal ca. 5 Liter.

Wir sind nun etwas ratlos.

Gruß Andreas
 
Automatikgetriebe

Die Fehler deuten daraufhin, dass der Öldruck bei warmem Getriebe nachlässt. Die erste Kupplung im Getriebe von der Antriebsseite ist die für den Rückwärtsgang. Nach der Beschreibung der Fehler funktioniert das Getriebe bis es warm wird.
Nachdem Wechsel des Ventilblocks gleiche Fehler. Demzufolge liegt hier der Fehler nicht. Micro-Risse der Druckreglerdichtungen sind nur im trockenen Zustand der Dichtungen unter der Lupe sichtbar, können aber die unterschiedlichsten Fehler hervorrufen.
Deshalb empfiehlt es sich immer bevor man das Getriebe zerlegt, sie zu tauschen. Neue Dichtungen wirken Wunder. Vermutlich baut sich bei warmen ATF nicht genügend Druck auf.
Bei Zusammenbau des Getriebes empfiehlt es sich die Antriebswelle mit einem Schlauchbinder zu fixieren, damit sie nicht immer wieder aus dem Getriebedeckel rutscht.
 
Noch mal vielen Dank für die Hilfe.

Leider war das WE nach ca. 26 Schraubstunden zu Ende. Wir mussten bei ausgebautem Getriebe abbrechen und das Auto einlagern. In 2 Wochen geht es dann mit einer der folgenden Varianten weiter:

A) Anderes Getriebe einbauen, falls es bis dahin beschafft werden kann (suche Automatikgetriebe für 2.3T, MY94 > andere Rubrik).

B) Vorhandenes Getriebe mit ungewissem Ausgang einbauen.

Vorher würde ich jeweils die Dichtringe von Wandler und Fliehkraftregler, sowie den KW Dichtring am Motor erneuern.

Gibt es noch andere, ergänzende Vorschläge?

Passt ein Getriebe MY90-93 an einen Motor MY94-98 und umgekehrt?

Gruß, Andreas
 
Hmmm, ...
Zumindest sind die reinen Gehäusenummern (also hinter der Glocke) im EPC auch unterschiedlich.
 
Hmmm, ...
Zumindest sind die reinen Gehäusenummern (also hinter der Glocke) im EPC auch unterschiedlich.

Tja, leider sind unterschiedliche Nummern nicht immer Garant für unterschiedliche Teile....

Irgendwann werde ich dem mal auf den Grund gehen...
 
Heute haben wir die Automatik zerlegt. Ist gar nicht so schlimm wie befürchtet. Gefunden wurde eine gebrochene Scheibenfeder am Ende der kleinen Welle und Schmutzablagerrungen auf dem Bremsband, sowie jede Menge schwarze Partikel im Öl auf dem Getriebeboden.
Einen offensichtlich für den Totalausfall verantwortlichen Fehler haben wir nicht gefunden, deshalb folgende Vermutung:

Das Getriebe war an seiner Verschleißgrenze (350Tkm), funktionierte aber im Alltagsbetrieb. Die 2 Jahre Standzeit haben den zahlreichen Dichtringen den Rest gegeben, deshalb massiver Druckverlust bei warmem Getriebe.

Kann jemand diese These bestätigen? In diesem Fall würde sich evtl. die Weiterverwendung des Getriebes nach Erneuerung sämtlicher Dichtungen lohnen.

Was sollte man sich im zerlegten Getriebe genau anschauen?
 
Mühle fragen oder warten bis er von selbst antwortet.......
 
Automatikgetriebe

Wenn das Getriebe im Alltagsbetrieb funktionierte, dann Gummidichtringe des Druckregler und den Simmerring am Getriebeeingang erneuern und wieder zusammenbauen. Diese gebrochene Federscheibe macht sich meistens nicht bemerkbar. Was waren für Späne am Magneten im Filterdeckel?
Nach einigen 100 Kilometer das ATF nochmals wechseln und beten, daß das Getriebe weiter funktioniert. Wenn der Ein-- und Ausbau keine Probleme darstellt, dann es nochmals mit dem Getriebe probieren. Viel Glück!
 
...sowie jede Menge schwarze Partikel im Öl auf dem Getriebeboden...

Wenn Du diese Partikel filterst, mit Bremsenreiniger entfettest und trocknen lässt - dann hast Du ein *prima* Puzzle für lange Winterabende. Du brauchst noch zusätzlich eine Tube Loctite und eine gute Lupe.

Am Schluß sollte ein Satz ehemaliger Dichtungsringe entstanden sein, vielleicht etwas unvollständig und auf Grund des Verschwindens aller Weichmacher etwas spröde - aber in der Grundform erkennbar...

Merke - Alles was nicht am Magneten hängen bleibt oder sich im Filter findet, sind zum größten Teil klitzekleine Gummi-Partikel. Der Rest ist minimalster, völlig normaler und auch zulässiger Metallabrieb aus dem früheren Betrieb - zusammengehalten durch den Abbrand verbrauchten Öls - verursacht durch Reibung an thermisch exponierten und nicht mehr hinreichend geschmierten und gekühlte Baugruppen.
 
Hallo, ich bin der Neue, hab auch an dem Getriebe mit gebaut. War gestern beim Automatik-Spezialisten hier. Der schwarze Abrieb ist alles verbranntes Zeug von den Belägen, kein Problem. Die gebrochene Feder ist auch nicht das Problem, die ausgeschlagenen Kupplungskörbe wären evtl. noch zu tolerieren. Allerdings hat das Teil komplett einen Wasserschaden davon getragen. D.h. es hat bis zum abstellen vor 2Jahren gut funktioniert, dann sind im Lauf der Zeit aufgrund eingedrungenen Wassers die Beläge von Kupplungen und Bremsen eine mehr oder weniger intensive Beziehung mit ihren metallenen Nachbarn eingegangen oder haben sich ganz vom Träger gelöst. Eins von den Teilen hat dann vermutl. immer bis zum Klemmen mitgeschliffen. Jedenfalls ist eine Reparatur von den offensichtlichen mit der Option von Folgeschäden nicht sinnvoll, wird wohl dann ein gebrauchtes. Wer ein zerlegtes Automatikgetriebe als Anschauungsmaterial haben möchte, kann sich melden :hello::call:
Beste Grüße
steini
 
Hallo Steini, hast du das Getriebe noch? wäre interessiert; Fotos von damals hast du nicht,oder?
 
bei unserem gibts ganz ähnliches Problem:
bis 10-15min Fahrt alles normal mit Ausnahme eines Pfeifens, das stets (dann und nur dann) auftritt wenn Kraftschluss beim Schalten von Stufe 1 auf Stufe 2 in Stufe 2 sich herstellt. Dies bei allen Drehzahlen, bei wenig oder starker Last, nur Geräuschdauer/intensität variiert. Bei anderen Gängen pfeift es nicht, beim Runterschalten auch nicht, auch nicht von oder zu Fahrstufe2.
Wenn Getriebe dann warm geworden ist, gibt es die beschriebenen Effekte: erst Schwächeln am Berg, dann bald Totalausfall, ohne jede Reaktion/Kraftübetragung, egal welche Wählhebelstellung; Motor aus, Sekunden später neu gestartet und es geht überraschend weiter, allerdings mit eingeschränktem Kraftschluss und bis bald wieder alles versagt.
Die Probleme traten erstmals ca.3000km nach einer "Getriebespülung" mit ca 8ltr Öleinsatz ("Dexron VI mineralisch") auf, durchgeführt bei Saab-Zentrum. ( Es wurde also nicht Dexron II oder III verwendet wie eigentlich vorgesehen.)170320167546.jpg 170320167548.jpg
Daraufhin ließ ich selbst weniger als halben Liter Getriebeöl ab am Filtereinsatz. Es kamen dabei jede Menge feinster Metallspäne (wie Glitterfarbe) mit raus, siehe Fotos.
Ich schöpfe nun Hoffnung, wobei ich bitte ohne Rücksicht auf diese zu antworten:
Könnte dieser Abrieb (eventuell im neuen Ölbad gelöst, und zuvor angesammelt?) unter die harmloseren Erscheinungen fallen, die in josef-reichs Beitrag #16 geschildert werden. ?
und sollte ich ergo vor Ausbau noch die Massnahme Dichtungstausch versuchen wie von @Mühle beschrieben?

Getriebenr = FA43005 (nicht GA.... )
 
Hallo Steini, hast du das Getriebe noch? wäre interessiert; Fotos von damals hast du nicht,oder?

Bilder haben wir nicht, aber das Getriebe sollte noch in der Garage liegen (PLZ 01683).

Da es zum Fehlerbild noch keine Lösung gab, stelle ich hier mal eine weitere These zur Diskussion:
Irgendwo im Getriebe hat sich Wasser angesammelt. Bei Temperatur bildet sich eine Dampfblase, welche, während Sie Regler, Ventilblock oder Wandler passiert, die Symptome verursacht. Nach kurzer Standzeit entweicht der Dampf, alles geht wieder (aber nur kurz/schlecht). Nach langer Standzeit/Abkühlung geht es erstmal wieder symptomlos, bis es wieder dampft. Allerdings müsste das Wasser dann irgendwann verbraucht sein (haben wir so nicht getestet).

Oder kann gar das Öl selbst verdampfen (eine Dampfblase bilden), weil es durch einen anderen Defekt überhitzt wird? Eine Siedetemperatur für Dexron 2 konnte ich auf die Schnelle nicht finden, aber als Zündtemperatur gibt ein Hersteller nur >160°C an.
 
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