- Registriert
- 03. Dez. 2014
- Beiträge
- 1.349
- Danke
- 141
Ein besonderes Auto als Hochzeitskutsche wünscht sich (fast?) jeder. So wie hier: https://www.saab-cars.de/threads/toef-toefson.75973 Wer hatte denn noch einen besonderen Wagen zur Hochzeit? Oder hat wegen eines Autos geheiratet oder seine bessere Hälfte gefunden? Hier mal mein Bericht:
1989, lange vor eBay & Co, fand ich in einer der damals gängigen Zeitungen mit kostenlosen Kleinanzeigen das Angebot eines Volvos. Eigentlich ein DAF. Denn der Volvo 66 DL war nur ein umgelabelter DAF, der nach der Übernahme von DAF durch Volvo die für Volvo typischen dicken Stoßfänger bekommen hatte. Der Preis war sehr interessant, zudem hatte der Wagen kleinere Mängel, die ihn bei der Preisverhandlung noch günstiger machen würden. Ich rief an.
Die Frau, mit der ich sprach, war sehr nett und sie lieferte mir fast ungefragt weitere gute Argumente für die Preisverhandlung. Die Dame war nicht die Verkäuferin - der Wagen gehörte ihrer Tochter, die ihn aus finanziellen Gründen dringend loswerden wollte. Die Kosten für die Reparatur des defekten Anlassers, des defekten Fensterhebers und die fällige Hauptuntersuchung sollten laut Kostenvoranschlag vom örtlichen Volvo-Händler bei weit über 1.000 DM liegen.
Das war einfach viel zu viel für die Eigentümerin, die noch in der Ausbildung und entsprechend finanzschwach war. Der Volvo-Händler hatte ihr deshalb auch ein Angebot zum Ankauf gemacht: 100 DM wollte man dort zahlen. Die Frau am Telefon war so nett mir zu sagen, wo der Volvo parkte, damit ich ihn mir schon mal von außen ansehen konnte. Das tat ich.
280 DM sollte der DAF kosten. Die hätte ich sofort bezahlt, denn der Kilometerstand war mit knapp 60.000 belegbaren Kilometern lächerlich gering und das Auto stand tiptop da. Vielleicht nicht Jahreswagenzustand, aber fast. Für einen Wagen von 11 oder 12 Jahren ein toller Zustand (das auf dem Foto etwas geknitterte Blech vorne links habe ich nach dem Kauf verschuldet...).
Am Abend erreichte ich die Verkäuferin telefonisch. Wir sprachen ein bis anderthalb Stunden über das Auto und Gott und die Welt. Vom Hölzchen zum Stöckchen. Natürlich verabredeten wir einen Termin für den Folgetag, um über das Auto zu verhandeln.
Starten konnte man den Wagen wegen des defekten Anlassers nicht, Anschleppen war wegen der für DAF typischen stufenlosen Automatik nicht möglich. Ich kaufte den Volvo also, ohne den Motor starten zu können und zahlte 200 DM. Mit Hilfe der Verkäuferin, eines Abschleppseils und meines anderen Autos brachten wir den Wagen zu mir. Da ich nur wenige Kilometer weiter wohnte, ging das sehr schnell.
Ich suchte und fand in dem Kleinanzeigenblatt auch einen DAF 66 zum Ausschlachten, den ich für gerade mal 50 DM bekam. Ich baute noch vor Ort Anlasser und Fensterheber aus und wiederholte die Prozedur: Mit der Verkäuferin des DAFs schleppte ich diesen mit einem Seil ab. Aber diesmal nicht zu mir, sondern zum nächsten Schrottplatz, wo ich das Restauto kostenlos entsorgte.
Der Volvo war am nächsten Tag wieder fit. Anlasser und Fensterheber waren schnell eingebaut und ich konnte zum TÜV fahren. Ohne erkennbare Mängel bestand der Volvo die Hauptuntersuchung. Für etwa 300 DM Gesamtkosten hatte ich nun einen sehr schönen und exotischen Kleinwagen vor der Tür. Zeitwert in diesem Zustand mit der neuen Plakette: Um die 1.500 DM.
So wie ich es damals meistens machte, wollte ich den Wagen ein paar Wochen selber fahren und dann verkaufen. Das tat ich auch. Vorher besuchte ich aber noch einmal die sehr sympathische Verkäuferin des Volvos. Diesmal unterhielten wir uns nicht am Telefon, sondern von Angesicht zu Angesicht. Was den Vorteil hatte, dass wir das Gespräch mit einem Kuss beenden konnten. Ich hatte zum Wagen die Vorbesitzerin dazu bekommen!
Und so ging es weiter: Erst wurden wir ein Paar, dann wurde die nicht nur am Telefon sehr nette Frau nach fast genau einem Jahr meine Schwiegermutter. Die Volvo-Verkäuferin und ich bekamen zwei sehr gut geratene Kinder und feierten 2015 die Silberhochzeit. In diesem Jahr wird es 31 Jahre her sein, dass ich zu einem Auto die Vorbesitzerin dazu bekam. Eindeutig der beste Autokauf in meinem Leben!
Natürlich hatte ich versucht, den Volvo wenigstens leihweise zur Hochzeit zurück zu bekommen. Leider klappte das nicht, weil der Wagen bereits einige Monate davor den Unfalltod starb. Totalschaden. Presse. Traurig. Aber unserer Ehe hat es nicht geschadet.
Und? Wie ist es Euch ergangen?
Gruß Michael
1989, lange vor eBay & Co, fand ich in einer der damals gängigen Zeitungen mit kostenlosen Kleinanzeigen das Angebot eines Volvos. Eigentlich ein DAF. Denn der Volvo 66 DL war nur ein umgelabelter DAF, der nach der Übernahme von DAF durch Volvo die für Volvo typischen dicken Stoßfänger bekommen hatte. Der Preis war sehr interessant, zudem hatte der Wagen kleinere Mängel, die ihn bei der Preisverhandlung noch günstiger machen würden. Ich rief an.
Die Frau, mit der ich sprach, war sehr nett und sie lieferte mir fast ungefragt weitere gute Argumente für die Preisverhandlung. Die Dame war nicht die Verkäuferin - der Wagen gehörte ihrer Tochter, die ihn aus finanziellen Gründen dringend loswerden wollte. Die Kosten für die Reparatur des defekten Anlassers, des defekten Fensterhebers und die fällige Hauptuntersuchung sollten laut Kostenvoranschlag vom örtlichen Volvo-Händler bei weit über 1.000 DM liegen.
Das war einfach viel zu viel für die Eigentümerin, die noch in der Ausbildung und entsprechend finanzschwach war. Der Volvo-Händler hatte ihr deshalb auch ein Angebot zum Ankauf gemacht: 100 DM wollte man dort zahlen. Die Frau am Telefon war so nett mir zu sagen, wo der Volvo parkte, damit ich ihn mir schon mal von außen ansehen konnte. Das tat ich.
280 DM sollte der DAF kosten. Die hätte ich sofort bezahlt, denn der Kilometerstand war mit knapp 60.000 belegbaren Kilometern lächerlich gering und das Auto stand tiptop da. Vielleicht nicht Jahreswagenzustand, aber fast. Für einen Wagen von 11 oder 12 Jahren ein toller Zustand (das auf dem Foto etwas geknitterte Blech vorne links habe ich nach dem Kauf verschuldet...).
Am Abend erreichte ich die Verkäuferin telefonisch. Wir sprachen ein bis anderthalb Stunden über das Auto und Gott und die Welt. Vom Hölzchen zum Stöckchen. Natürlich verabredeten wir einen Termin für den Folgetag, um über das Auto zu verhandeln.
Starten konnte man den Wagen wegen des defekten Anlassers nicht, Anschleppen war wegen der für DAF typischen stufenlosen Automatik nicht möglich. Ich kaufte den Volvo also, ohne den Motor starten zu können und zahlte 200 DM. Mit Hilfe der Verkäuferin, eines Abschleppseils und meines anderen Autos brachten wir den Wagen zu mir. Da ich nur wenige Kilometer weiter wohnte, ging das sehr schnell.
Ich suchte und fand in dem Kleinanzeigenblatt auch einen DAF 66 zum Ausschlachten, den ich für gerade mal 50 DM bekam. Ich baute noch vor Ort Anlasser und Fensterheber aus und wiederholte die Prozedur: Mit der Verkäuferin des DAFs schleppte ich diesen mit einem Seil ab. Aber diesmal nicht zu mir, sondern zum nächsten Schrottplatz, wo ich das Restauto kostenlos entsorgte.
Der Volvo war am nächsten Tag wieder fit. Anlasser und Fensterheber waren schnell eingebaut und ich konnte zum TÜV fahren. Ohne erkennbare Mängel bestand der Volvo die Hauptuntersuchung. Für etwa 300 DM Gesamtkosten hatte ich nun einen sehr schönen und exotischen Kleinwagen vor der Tür. Zeitwert in diesem Zustand mit der neuen Plakette: Um die 1.500 DM.
So wie ich es damals meistens machte, wollte ich den Wagen ein paar Wochen selber fahren und dann verkaufen. Das tat ich auch. Vorher besuchte ich aber noch einmal die sehr sympathische Verkäuferin des Volvos. Diesmal unterhielten wir uns nicht am Telefon, sondern von Angesicht zu Angesicht. Was den Vorteil hatte, dass wir das Gespräch mit einem Kuss beenden konnten. Ich hatte zum Wagen die Vorbesitzerin dazu bekommen!
Und so ging es weiter: Erst wurden wir ein Paar, dann wurde die nicht nur am Telefon sehr nette Frau nach fast genau einem Jahr meine Schwiegermutter. Die Volvo-Verkäuferin und ich bekamen zwei sehr gut geratene Kinder und feierten 2015 die Silberhochzeit. In diesem Jahr wird es 31 Jahre her sein, dass ich zu einem Auto die Vorbesitzerin dazu bekam. Eindeutig der beste Autokauf in meinem Leben!
Natürlich hatte ich versucht, den Volvo wenigstens leihweise zur Hochzeit zurück zu bekommen. Leider klappte das nicht, weil der Wagen bereits einige Monate davor den Unfalltod starb. Totalschaden. Presse. Traurig. Aber unserer Ehe hat es nicht geschadet.
Und? Wie ist es Euch ergangen?
Gruß Michael