Das derzeitige (seit einigen Jahren) Problem ist der blinde Aktionismus.
Für jede Sau, die durchs Dorf getrieben wird, muß man einen Stall bauen, die "Lösung" jedes Problems ist den Bestand entweder komplett auszutauschen oder aufwändig zu sanieren.
Als Beispiele in Kurzfassung:
Wenn ich meine Fassade "anfasse", bin ich zur Dämmung verpflichtet. Kann in den 20-30 Jahren Lebensdauer einer typischen EPS-Dämmung der "Fußabdruck" der Erzeugung durch Heizemmisionsersparnis getilgt werden? Mit viel Glück ja (also pari-pari, rote Null), aber jetzt sitze ich auf einem Riesenberg von giftigem Sondermüll, dessen Entsorgung führt die Aktion ad absurdum. Nicht berücksichtigt sind evtl auftretende Themen die Bausubstanz betreffend (Schimmel innen und außen - gegen letzteren wird in WDVS-Putzen relativ großzügig die chemische Keule eingebaut, welche sich nach und nach in der Umgebung verteilt). Als weiterer Denkanstoß zu diesem Fall könnte man mal Brandschutz nennen.
Ich darf mit Euro4-Dieseln nicht mehr in alle Innenstädte, die dazu passende Sau ist NOx. Nun stoßen die allermeisten Euro4 davon garnicht soviel aus, da hier nicht so stark auf Magerverbrennung (heiß) gezüchtet wurde, sondern auf ein "rundes" Gesamtpaket. Klar, das ergibt (lokal) etwas mehr CO2, aber ein heutiger Neuwagen muß lange Jahre laufen, um den Produktions-Fußabdruck durch seinen (vergleichsweise geringen) Minderausstoß wettzumachen. Natürlich sollte man die "notwendige" Neuproduktion, also die KFZ, welche eines "natürlichen Todes" gestorben sind, bestmöglich ersetzen, künstliche Lebensdauerverkürzungen durch Nutzungsuntersagung sind halt sinnfrei.
Ich darf und kann keine AGL mehr kaufen, sogar Leuchtstofflampen sollen gestrichen werden. Neben Komforteinbußen (Lichtfarbe und -qualität, Dimmbarkeit) sehe ich zB ein Mehr an Schadstoffen (tw auch gesundheitsschädlich), die versprochenen Lebenszyklen werden auch nicht immer zuverlässig erreicht und schon "rechnet" sich das tolle, neue Leuchtmittel auch nicht mehr wirklich (Erzeugung, Entsorgung, Rohstoffe).
Windkraft ist auch ein schönes Beispiel, ein "verlebtes"/verschlissens Rad (20-30 Jahre) zu entsorgen ist aufgrund der "Hightech"-materialien ein großer Aufwand, auch die Baulichkeiten (große Höhe, Zugänglichkeit der Standorte) fordert Tribut. Und: Es "fehlen" diverse Insekten, bzw sind in der Anzahl stark zurückgegangen. Dafür gibt es Windräder, welche mehrmals pro Jahr beklettert werden müssen, um Insektenleichen von den Rotoren zu entfernen (funktionserhaltende Reinigung, die Unwucht wird zu groß).
Bei nahezu jeder "Lösung" stelle ich fest, daß diese ein Invest beinhaltet. Kein Problem, uns gehts ja gut. Aber jedes Invest bedeutet ein Produkt, welches hergestellt, vertrieben, transportiert werden muß, ggf kommen noch Montage, Wartung und Entsorgung hinzu. Im Grunde würde ich jeden hieran beteiligten Unternehmer beglückwünschen, ich gönne die Umsätze und Gewinne, auch den Mitarbeitern gönne ich die Arbeitsplätze. Aber die Problematik bleibt, wird nur verlagert. Der globale Ausstoß steigt, die Heuschrecken werden gefüttert und wir erweisen der Welt einen Bärendienst.
Sehr viele aktuelle Produkte sind absichtlich auf Kurzlebigkeit hin konstruiert und ausgelegt, um die Nachfrage zu erhalten.
(Um mal was aus der beruflichen Vergangenheit einzubringen:)
"Kinos von Bauer sind Werte auf Dauer" - Stimmt, viele Bauer-Projektoren waren seit den 50er/60er Jahren bis zur Digitalisierung (ab 2009) im täglichen Einsatz, da geht einfach nix kaputt, bzw wenn ein Federchen bricht, dann gibts das als Normteil für Kleingeld neu, alle 20 Jahre mal ne Schalt- oder Wickelrolle, jährlich neues Öl. Diese Qualität hat die Firma Bauer zugrunde gerichtet, es fehlte einfach die Nachfrage (wurde von Bosch aufgekauft und dann liquidiert) . Als sich die Ansprüche in den 70ern änderten und plötzlich vollautomatischer Betrieb gefordert wurde (Stichworte No-Rewind (Filmteller) und Objektivrevolver), konnte die Entwicklung nicht mehr geleistet werden und so wurde Kinoton (Ex Philips) Marktführer. Hier war der Verschleiß von Hause aus größer und von daher mehr Cashflow vorhanden (dafür gabs die Maschinen günstiger). Saab erlitt mMn ein ähnliches Schicksal, aus ähnlichen Gründen.
Der derzeitige Ansatz läßt sich mMn mit "Substitution" beschreiben. Was nötig wäre, ist eine Therapie, die komplette Herangehensweise müßte sich ändern, es braucht einen Sytemwechsel.
Auch hierzu mal ein Beispiel:
Aufgrund steigender Spitzentemperaturen erhöht sich die Nachfrage nach Kälteerzeugern. Diese sind idR strombasiert und bringen noch so blöde Probleme wie Kältemittel mit.
Dh es wird mit Verlusten (Abwärme) thermisch Strom erzeugt (idR fällt dabei auch noch CO2 an, meist auch noch schlimmeres), dieser treibt eine Kompressionskältemaschine an, diese transportiert stark verlustbehaftet (wieder Abwärme) Energie/Wärme aus Gebäuden nach draußen. Es wird also in die sowieso schon sehr warme Situation (des Gesamtsystems) noch erheblich Wärme eingebracht. Gleichzeitig entstehen Lastspitzen, die auch in Kraftwerkskapazitäten dargestellt werden müssen. Technisch möglich wäre auch, Wärme als Antrieb zur Kältegewinnung zu nutzen (Ad-/Absorptionskältemaschine). Diese (schon vorhandene) Wärme könnte über Solarthermie "eingesammelt" werden (ja, auch die Kollektoren müssen produziert werden), schöner Nebeneffekt wäre die perfekte Synergie, der größte Energieintrag korrelliert ganz gut mit dem größten Kühlungsbedarf (da nur wenig elektrische Energie erforderlich ist, sinkt der Eintrag ins Gesamtsystem). Gibt es so leider nicht von der Stange zu kaufen. Hat eben wenig Potential, einmal verbaut tut so ein Sytem lange ohne Eingriffe oder Ersatzteile (ja, mal hier und da ein Pümpchen...), das ist für Hersteller und Wartungsfirmen nicht rentabel, weil Folgeaufträge ausbleiben. Also wird solche Technik schlicht nicht produziert und angeboten.
Alles derzeitig "neue" ist mMn zu kurz gesprungen, es muß sich grundlegend was tun.
Zwei Gegenargumente: Umbau im laufenden Betrieb ist schwer, aber viel entscheidender: Gier frißt Hirn!