@Marzl "mal ne grundsätzliche frage: wenn ein autobauer motoren zukauft, erwirbt er dann nicht vorrangig nur den nackten motorblock?
wenn ja, werden doch alle motoren im prinzip neu entwickelt oder?"
Da kann man nur antworten "kommt drauf an".
Manche kaufen echt einfach alles. Block, Kopf, Turbo, Kraftstoffsystem, Nebenaggregate und so weiter und manchmal das Getriebe gleich mit. Manche Exoten aus den Sechzigern (Monteverdi, Jensen) haben unveränderte amerikanische Großserientechnik drunter, aber auch z.B. der OSI und so ein paar englische Exoten haben den ganz normalen Ford V6 unter der Haube.
Angepasst wird heutezutage meistens die Luftfilterung und -zuführung, weil die sich heute eben gerne in irgendwelchen noch verfügbaren Ecken im Motorraum versteckt und die Abgasanlage, weil die eben auch auf's Chassis angepasst werden muß sowie die Kühlung aus ähnlichem Grund. Die Abstimmung der Motorsteuerung (früher: Vergaser und Zündverteiler, heute Einspritzanlagen/Motorsteuerungskennfeld) muß eigentlich immer auf das jeweilige Zielfahrzeug stattfinden und ist daher spezifisch.
Beispiel für dafür ist der Opel-V6 im Saab 9000: Außer der Motorsteuerung, Luffi, Abgasanlage und ein paar Haltern, Anbauteilen und Blenden ist da nix anders am Motor, auch wenn das werbetechnisch natürlich als "von Saab überarbeitet" beschönigt wird.
Eine höhere Stufe ist dann erreicht, wenn der Grundmotor im wesentlichen gleich bleibt, aber das jeweilige Aggegat teil-weise überarbeitet wird: Die Motoren im Bitter SC/CD waren z.B. "getunt", an wesentlichen Teilen überarbeitet, die Grundkonstruktion bleibt aber gleich. Diese Methode wenden fast alle Klein- und Kleinstserienhersteller an, Wiesmann (BMW R6), Morgan (BMW V8), McLaren (BMW V12), Treser (VW-Motor) etc.
Wieder ein Level höher werden wesentliche Motorteile anders konstruiert, z.B. die Oettinger-Mehrventilköpfe für VW. Auch für BMW-Motorräder gab es immer wieder Zylinderkopf-Fremdkonstruktionen. Wird manchmal im Ursprungsfahrzeug als Tuning eingesetzt oder auch in anderen Fahrzeugen (Rennsport).
Stufe 4 ist dann erreicht, wenn nur noch einzelne Teile oder Grundmaße von Fremdherstellern verwendet werden ... in diese Kategorie fällt der B-Motor vom Saab: Der hat mit dem Triumph-Motor zwar Grundmaße, aber soweitichweiß kein einziges Bauteil gemeinsam.
Fazit: Schlußendlich ist es aber auch völlig egal. Ein Motor ist nicht deshalb schlecht, weil er bei Opel oder Fiat, VM Motori oder Isuzu entwickelt wurde. Genausowenig wie er deshalb gut ist, weil er in den heiligen Porsche-Hallen erdacht und zur Serienreifen gebracht wurde (Seat Ibiza I, Lada Samara, anyone ?).
Schließlich gibt's nach der Konstruktion auch noch die Fertigung - und mit DEREN Ergebnissen müssen wir als Kundschaft uns herumschlagen. Auch das perfekteste Motorenlayout kann durch schlechte Materialien, ungenaue Passungen, große Toleranzen und miese Verarbeitung verhunzt werden.