Persönliche Niederlage gegenüber einer dämlichen Schraube

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14. Apr. 2011
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86
Danke
4
SAAB
9-3 II
Baujahr
2005
Turbo
TiD
[Edit: gegenüber einer...]
Guten Abend, liebe Saabianer,

muss mir mal den Frust von der gequälten Seele schreiben.

Habe nach langer Recherche gestern einen Satz ATE Powerdiscs für meine 9-3 II besorgt (O-Ton Händler: "Ja, die kosten doppelt so viel wie bei einem Golf oder Benz, weil die halt so selten sind") und mich frohgemut ans Werk gemacht.

Bremsscheiben zu wechseln ist ja kein Hexenwerk für den versierten Schrauber. Habe das schon an vielen VW Käfern, alten Chevrolet, Opel, Mercedes gemacht - ohne Probleme. Deshalb verfüge ich ja über einen Rangierheber in Werkstattqualität, Unterstellböcke, Drehmomentschlüssel, sogar Zoll-Werkzeug.

Aber der Saab überfordert mich. Nicht nur, dass der zentrale Hebepunkt am vorderen Querträger erst dann nutzbar ist, wenn man die Kunststoffverkleidungen löst - bei auf dem Boden stehendem Fahrzeug.

Aber das kriegt man ja locker hin, man ist ja jung und gelenkig.

Sodann das Rad ab, den Bremsschlauch aus dem Halter am Federbein gelöst, und die Schrauben am Bremssattel gesucht. Super. Es gibt keine, sondern zwei Gleithülsen mit Innensechskant. Aber sowas hat man ja noch aus Opel-Zeiten. Von wegen. Opel hat 10 mm, Saab verwendet vornehme 7 mm. Das habe selbst ich nicht. Also den alten Vater zum Baumarkt geschickt.

Derweilen könnte man ja die kleine Innensechskantschraube in der Bremsscheibe schon mal lösen, die bei der Werksmontage die Scheibe am Herabfallen von der Nabe hindert, aber sonst keine weitere Funktion hat.

Sowas gab es früher auch nicht. Die Schraube wollte nicht. Nicht nach 24 Stunden Caramba-Bad, nicht nach kräftigen Schlägen mit dem Hammer auf den auf Spannung gehaltenen Schraubenschlüssel.

Der Vater is so nett und fährt nochmal los, einen Schlagschrauber zu holen. Mit 5-mm-Innensechskant. Gibt's aber nicht im Baumarkt, sondern nur bei einem Händler 8 km weiter. Man fährt ja gern etwas weiter.

Sodann mit Schlagschrauber und gutem Mut einen neuen Versuch gestartet. Erfolglos.

Letzte Möglichkeit: Zahnarztmethode. Ausbohren. Nicht fein, aber wirkungsvoll. Irgendwann ist der Schraubenkopf weg und ein kleiner Teil der hinter der Bremsscheibe liegenden Nabe vielleicht auch. Nun müsste sich die Scheibe eigentlich mit ein paar vorsichtigen Schlägen von hinten von der Nabe lösen lassen.

Wäre da nicht ein Bremssattelträger. Der sollte zu runter, da nicht sicher erkennbar ist, ob die Scheibe auch bei angebautem Träger von der Nabe flutscht. Jetzt folgte die Ernüchterung: Das Teil ist mit einer Schraube mit Außenvielzahn befestigt. Noch ein Trip zum Baumarkt? Nein Danke.

Also den ganzen Müll wieder zusammengeschraubt. Morgen bringe ich die ganze Fuhre mit den Powerdiscs zum Bosch-Dienst. Koste es, was es wolle.

Ich habe schon Zylinderköpfe an Chevy-V8-Motoren gewechselt, beim alten Unimog die Vorderachse getauscht und unzählige VW-Motoren ein- und ausgebaut, aber die Saab-Bremse mit dieser dämlichen Mini-Schraube und den exotischen Werkzeugmaßen hat mich zum Aufgeben gebracht.

Mein nächstes Auto wird ein Lada Niva.

Entnervte Grüße

Euer Wordman
 
Herzliches Beileid! :frown:

Und ja, den 7 mm Innensechskant gibt es im Baumarkt nicht einzeln - habe ich erfahren, als ich ihn das erste Mal brauchte (weiß gar nicht mehr genau, an welcher Stelle...) - also Anlaß, sich einen mal kompletten Satz guter Innensechskantaufsätze zuzulegen... :redface:

Die kleine Bremsscheibenschraube ließ sich bei meinem Scheibenwechsel kürzlich glücklicherweise problemlos lösen, und auch den Außenvielzahn gibt es offenbar erst beim späteren Modell - beim 900II passte am Bremssattelträger einer der anderen aus dem extra angeschafften Komplett-Innensechskantsatz. :rolleyes:

Also alles in allem ein kurzweiliges, unaufgeregtes Nachmittagsprogramm. :smile:

Also, an deiner Stelle hätte ich deinen Vater nochmal zum Werkszeugladen geschickt - und wer weiß, wann du das nächste Mal einen aus dem neuen Außenvielzahnstecknüssekomplettsatz brauchst...! :redface:

Aber ich meine, der Platz müsste reichen, bei ausgebautem Sattel die Scheibe auch bei angebautem Halter von der Nabe nehmen zu können.

Nur, mit den leichten Schlägen von hinten auf die Bremsscheibe - das ist dann so eine Sache, da sind der Halter und das Schutzblech im Weg (und wer weiß, mit was für exotischen Schrauben das wiederum befestigt ist... :eek:).
Bei meinem ging es jedenfalls wunderbar mit dem großen Universal-Abzieher, dessen Krallen zwar nicht hinter die Scheibe in den Spalt zum Schutzblech passten, wohl aber ausreichend guten Halt in den Lüftungsschlitzen der Scheibe fanden. Das Abziehen gegen den Achsstummel ging dann ziemlich leicht. Und auf den Abzieher passt die normale 13er(?) Nuß - Papa muss nicht nochmal los...! :biggrin:

Nun ja - ich an deiner Stelle würd's ja nochmal selbst versuchen, wo du schon so weit bist und so viel Abwechslung hattest... :rolleyes:

Hier noch was zur Motivation:
2011_0510_174316_hf.jpg 2011_0510_175901_hf.jpg :smile:
 
Hm, sicher das es Außenvielzahn ist? Ich hätte außen-Torx erwartet, also in etwa E14. Die greifen wenigstens ordentlich. Ja, feine Schrauben. Sind die beim 932 mit Schraubensicherung geklebt oder mit Moment + Winkel angezogen?
 
Müsste E20 sein. Loctite 242, 110Nm.
 
Tja, Freunde - Wer halt keine Schreckschraube in seiner Küche oder im Ehebett findet, muß halt an der Bremsscheibe nach ihr suchen...
 
Herzliches Beileid! :frown:

Und ja, den 7 mm Innensechskant gibt es im Baumarkt nicht einzeln - habe ich erfahren, als ich ihn das erste Mal brauchte (weiß gar nicht mehr genau, an welcher Stelle...) - also Anlaß, sich einen mal kompletten Satz guter Innensechskantaufsätze zuzulegen... :redface:

:confused:

In welchen Baumarkt fährst Du? Praktiker? (ATU der Baumärkte)??

im Bauhaus haben die 7 mm Inbus Schlüssel.....
 
210 NM + 30°

..... was auch immer das bringen soll.​
Wahnsinn, das sind ja fast Werte die man sonst für die große Antriebswellenmutter oder an der Riemenscheibe hat. Und dann auch noch erst so ein hohes Moment, da tut es ja nicht mal mehr der kleine Drehmomentschlüssel um dann mit dem stabilen Hebel den Winkel zu machen. Ob die Werkstätten (insb. die freien) das so machen :hmmmm:

Flemming
 
:confused:
In welchen Baumarkt fährst Du? Praktiker? (ATU der Baumärkte)??
im Bauhaus haben die 7 mm Inbus Schlüssel.....
Bauhaus gibts in HRO nicht - also Bahr oder hagebau - aber nirgendwo 7 mm einzeln!

210 NM + 30°
..... was auch immer das bringen soll.

Wahnsinn, das sind ja fast Werte die man sonst für die große Antriebswellenmutter oder an der Riemenscheibe hat. ... Ob die Werkstätten (insb. die freien) das so machen :hmmmm:
Also, für den 900 II mit der kleinen Bremse: lt. WIS 118 Nm (an anderer Stelle 105 Nm) + Schraubensicherung - schon das fordert Überwindung bei der Montage! Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das Anzugsmoment für die größere Bremse soo viel höher sein soll...?!
 
Zu meiner Ehrenrettung:

Die Jungs in der Werkstatt haben die Schrauben auch nicht rausbekommen und haben sie (bzw. was davon übrig war) schlussendlich herausfräsen müssen. Die glaubhafte Aussage: "Ohne Profi-Werkstattausrüstung keine Chance".

Und weil sie das Auto aus Haftungsgründen nicht ohne Schrauben herausgeben wollen, mussten sie diese erst bestellen, d.h. es dauert bis morgen und wird etwas teurer.

In meinem Handbuch von Haynes sind übrigens auch gigantische 210 Nm angegeben - was mich sehr wundert. Denn nach fest kommt ab, und das ist ja nur ein 8-er oder 10-er Gewinde, wenn ich vom Kopf aus schließe.

Vielen Dank für eure Meinungen.

HG

Wordman
 
Hm, wenn da wirklich E20 drauf ist, dann würde ich ein größeres Gewinde erwarten. Die Radnabe vom V70 hat 4xE14, ich hab nicht nachgemessen, war aber meine ich das gleiche Gewinde wie die Radschrauben. Gemäß DIN wären dass bei E20 M14 oder M16.

Trotzdem heftig das Moment. V70 hat da 100Nm. Bei Fahrzeugen mit Führungsstift kenne ich so um die 70Nm. Auch die Achtzylinderbremse vom Benz liegt bei gut 100Nm. Hm, Traktortechnik. Radmuttern sind mit 500Nm anzuziehen.
 
:confused:
In welchen Baumarkt fährst Du? Praktiker? (ATU der Baumärkte)??

Na, so pauschal würde ich Praktiker nicht verurteilen, man muß halt wie immer vergleichen. Und wenn´s dann noch 25% gibt, wie die nächsten 2 Tage bei uns, kann man da schon ordentliche Schnäppchen machen:smile:.

Bauhaus gibts in HRO nicht - also Bahr oder hagebau - aber nirgendwo 7 mm einzeln!

7er Inbusschlüssel gibts übrigens bei unseren Praktikermärkten (wir haben sogar 2 davon) aus dem Black&Decker Werkzeug-Sortiment EINZELN für ca. 3,-€ zu kaufen :smile:. Aber vielleicht sind die Praktiker-Baumärkte im Norden nur mit einem "Sparsortiment" ausgestattet.
So selten ist die Größe übrigens gar nicht, das ist Standard z.B. bei den VW-Bremsen.
 
Na, 3 Euro ist ja auch viel Geld :-)))
Hätte ich ja auch prompt ausgegeben - es gab sie aber einfach nicht, bei keinem der Verdächtigen. Und der Europarts-Laden hatte schon zu, als ich merkte, dass ich so einen brauchte. Aber so böse bin ich nicht, dass ich jetzt einen stabilen Inbussteckschlüsselsatz habe! ;-)
 
Das End' von der Geschicht...

Die rechte Schraube konnte vorsichtig ausgebohrt und der Rest dann mit einem Schraubenausdreher herausoperiert werden.

Auf der linken Seite wurde das Material komplett ausgefräst und ein neues Gewinde eingebaut. Zudem war die Bremsscheibe derart auf der Nabe festgefressen, dass der Mechaniker trotz Abziehwerkzeug usw. über eine Stunde brauchte, um das Teil runterzukriegen.

Immerhin schmeichelt die Komplikation meinem leicht geknickten Ego als Künster der Werkstatt.

HG

Wordman
 
Zudem war die Bremsscheibe derart auf der Nabe festgefressen, dass der Mechaniker trotz Abziehwerkzeug usw. über eine Stunde brauchte, um das Teil runterzukriegen.

Das verwundert mich ebenso (nicht) wie das Schraubenproblem.

Ich kenne keinen Mechaniker der einen Abzieher benutzen würde um eine festsitzende Bremsscheibe zu lösen die man danach eh auf den Altmetallhaufen wirft. Dafür benutzt man einen Fäustel.
 
soll ich Euch mein Geheimrezept für abgerissene Schrauben verraten ? :rolleyes:

ich schweisse eine Sechskantmutter an die abgerissenen Reste der Schraube, die zumindest eine Nummer grösser ist

(geschweisst wird dabei natürlich INNEN durch das Loch in der Mutter)

je nach Position und weiteren Details der Schraube mache ich das allerdings mit verschiedenen Schweiss-Verfahren

das WIG-Verfahren erlaubt mit einiger Übung auch den Wiederaufbau einer M5-Schraube, bei grösseren Schrauben bzw. Muttern kann auch MAG verwendet werden.

Empfehlenswert ist das WIG-Verfahren auch und besonders bei eben oder sogar tiefer abgerissenen Schrauben in ALU,
da durch die Schweissung keine echte Bindung mit dem Stahl entstehen kann.

Man sollte aber die abgerissene Schraube samt der aufgeschweissten Mutter gut abkühlen lassen, bevor man daran dreht :smile:


manchmal kann es auch nötig sein, eine zweite grössere Mutter an die erste anzuschweissen, um mehr Kraft aufbringen zu können

P.S.

verzinkte Muttern oder auch Billigstschrott - Muttern sind dabei kontraproduktiv
 
soll ich Euch mein Geheimrezept für abgerissene Schrauben verraten ? :rolleyes:

ich schweisse eine Sechskantmutter an die abgerissenen Reste der Schraube, die zumindest eine Nummer grösser ist

(geschweisst wird dabei natürlich INNEN durch das Loch in der Mutter)

je nach Position und weiteren Details der Schraube mache ich das allerdings mit verschiedenen Schweiss-Verfahren

das WIG-Verfahren erlaubt mit einiger Übung auch den Wiederaufbau einer M5-Schraube, bei grösseren Schrauben bzw. Muttern kann auch MAG verwendet werden.

Empfehlenswert ist das WIG-Verfahren auch und besonders bei eben oder sogar tiefer abgerissenen Schrauben in ALU,
da durch die Schweissung keine echte Bindung mit dem Stahl entstehen kann.

Man sollte aber die abgerissene Schraube samt der aufgeschweissten Mutter gut abkühlen lassen, bevor man daran dreht :smile:


manchmal kann es auch nötig sein, eine zweite grössere Mutter an die erste anzuschweissen, um mehr Kraft aufbringen zu können

P.S.

verzinkte Muttern oder auch Billigstschrott - Muttern sind dabei kontraproduktiv


Ich fürchte nur, der Einsatz einer Wolfram-Elektrode am Ende eines passenden Rüssels dürfte als Lösungsansatz für das beschriebene Problem erheblich unter der recht geringer Verbreitung in heimischen Garagen leiden - zumindest unter Berücksichtigung der Tatsache, daß manche Baustelle sogar schon am Fehlen eines simplen Imbus scheitert.....
 
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