Und auf dem 901 funktioniert der Energy Saver ganz hervorragend, wie auch letztwochenendlich beim
Fahrsicherheitstraining in Haltern zu sehen war. Sogar naß (und auf der Gleitfläche), was mich etwas verwundert hat, weil doch der ES genauso wie der ES+ in parktisch jedem Reifentest in der Naßkategorie abgewatscht wurde.
Die beim Training anwesenden 901 waren, soweit ich das sehen konnte und zumindest in meiner Halbgruppe, hauptsächlich ES- (bis auf ein Cabrio, das auf halbabgefahrenen Winterreifen stand, und den Bürgermeister auf abgefahrenen und Zolder-gequälten PS3). Diese Kombination 901 und Michelin funktionierte dabei offensichtlich so gut, daß sich der Instruktor über Funk immer wieder darüber wunderte, wie unerwartet beherrschbar doch die alten Autos am Grenzbereich seien, und während einer Pause extra noch einmal bei mir vorbeikam, um nach meinen Reifen zu schauen (ich hatte das einzige ABS-lose Auto in der Halbgruppe und konnte trotzdem leidlich mithalten, was nach der Reaktion des Trainers wahrscheinlich weniger an meinem Fahrkönnen gelegen haben wird).
Anzumerken sei dabei noch, daß die Michelin-900er die Übung "Ausweichen vor Hindernis auf Gleitfläche und zurück in die Spur" mit 40-42km/h fuhren (laut Geschwindigkeitsmeßanlage der Übungsanlage), während bei den 9-5 bei 38-39km/h Schluß war. Vielleicht lag das an den 9-5, vielleicht an der Elektronik, vielleicht auch an deren Reifen - einer stand auf Hankook, der andere auf Conti, den dritten hab ich mir ncht näher angeschaut.
Um den Michelin noch einmal ins Verhältnis zu setzen sei mir hier vielleicht auch der Dreiervergeich von Alpin A4 und Energy Saver mit dem
Vredestein Q3 gestattet, den ich auf dem Plüschtier fahre. Ja, ein Ganzjahresreifen. Auf meinem Auto. Und daß, obwohl ich doch sonst lautstark von sowas
abrate... Wie kam es dazu?
Auf dem Plüschtier befanden sich, als ich den Wagen übernahm, auf der Vorderachse zwei fast neuwertige Q3 und auf der Hinterachse zwei halb abgefahrene Uniroyal Raindingsbums. Das hat überhaupt nicht miteinander harmoniert und fuhr sich scheiße, die Mischbereifung mußte man also bereinigen. Es gab zwei Möglichkeiten: entweder mußten die Q3 gehen oder die Uniroyals. (Alle vier Reifen wegwerfen wollte ich auch nicht, Geld drucken darf ich leider nicht.) Ich entschied mich dann dazu, den Satz Q3 zu komplettieren, und zwar mit folgender Begründung: beide Reifen hatten nur einen T-Index. Das heißt, daß ich die Q3, weil als M+S gekennzeichnet, bei drohender Überalterung auf dem Schneewittchen aufbrauchen könnte, was ich mit den Sommerreifen von Uniroyal nicht dürfte. Außerdem neigen sowohl das Voralpenland, natürlich die Alpen, aber auch Västergötland in Frühling und Herbst zu teilweise drastischen Wetterumschwüngen. Dmmerweise bin ich in diesen Gegenden aber nicht allzu selten.
Kurz nach Komplettierung des Satzes Q3 geriet ich dann auf einer österlichen Ausfahrt tatsächlich in einen Schneeschauer mit komplett schnee- und schneematschbedeckten Straßen, obwohl die Temperaturen zur Abfahrt noch an der 20°-Marke gekratzt hatten. Dabei schlugen sich die Reifen ganz manierlich und gewährleisteten sowohl Traktion und Bremsvermögen, als auch Lenkbarkeit auf brauchbarem Niveau. Sie waren hierbei natürlich den A4 unterlegen, und einen kompletten Winter möchte ich so nicht fahren, aber zum an-diesem-Tag-nach-Hause-bringen hat es gereicht, und mehr hatte ich auch nicht erwartet. (Um ganz ehrlich zu sein: ich hatte weniger erwartet und war positiv überrascht.) Ebenfalls sehr zufriedenstellend ist die Aquaplaningresistenz.
Auf trockener Straße, vor Allem bei höheren Temperaturen, lenken die Vredestein wesentlich präziser ein und fahren sich deutlich weniger schwammig als die A4. Sowohl die A4 als auch die Q3 fahre ich in 185/65r15T. Das Einlenkverhalten ist nicht ganz so präzise wie beim ES in 195/60r15V auf 7"-Felgen, aber wo der ES dann einfach immer noch greift und greift und weiter greift fängt der Q3 irgendwann, im direkten Vergleich zum 195er ES auch relativ früh an, über alle vier Räder zu schieben, was aber gut kontrollierbar ist.
Extrem unangenehm ist aber der nicht mehr vorhandene Fahrkomfort: ggü den Michelins mußte ich den Luftdruck deutlich reduzieren, damit es auf Kopfsteinpflaster nicht das Auto zerreißt oder Schlaglochkanten oder Autobahnquerfugen mir das Rückgrat brechen. In Zahlen: der Q3 ist bei 2,0/2,1 bar ungefähr so komfortabel wie der gleichgroße A4 bei 2,6/2,8 bar oder der ES in 195/60 auf der breiten 7"-Felge mit 2,5 bar. Daß der Vredstein damit deutlich heißer wird liegt auf der Hand, wie sich das auf die Haltbarkeit auswirken wird ebenso. (Interessanterweise haben sowohl der ES als auch der Q3 einen amerikanischen TWI von 400 und sollten sich in der Haltbarkeit nichts nehmen, aufgrund der unterschiedlich benötigten Drücke und Temperaturen erwarte ich in der Praxis aber deutlich abweichende Ergebnisse.)
Ich vermute, daß der Q3 sein überraschend agiles Einlenkverhalten zu einem großen Teil aus einer recht steifen Reifenflanke holt. Nachdem die vielen Lagerstellen und Buchsen der aufwendigen 900er-Vorderachse ein recht hohes Losbrechmoment mit sich bringen führt das dazu, daß kleine Fahrbahnunebenheiten nahezu ungefiltert ans Auto weitergegeben werden, wenn man nicht den Luftdruck drastisch reduziert.
Das dürfte auch erklären, warum bspw
@turbo_forever so auf die Uniroyal schwört, obwohl die in fast jedem Reifentest in der Trockenwertung wegen schwammigen Einlenkens und Untersteuerneigung kritisiert werden: die haben recht weiche Flanken - und genau das scheint der 900 zu mögen.
Handling und Grip sind ja nicht alles, man möchte ja auch etwas Komfort im Auto haben. Diesen Kompromiß sehe ich derzeit am Besten bei den Michelin verwirklicht. Meine laienhafte Schlußfolgerung aus dem Q3-Experiment: sollte mir irgendwann wieder etwas anderes als ein Michelin auf den 900 kommen, dann werde ich auf einen Reifen mit einer recht weichen Karkasse bestehen (und hoffen, daß die Mischung was taugt, aber das ist wieder ein anderes Thema).