Das Phänomen ist bekannt und kommt bei fast allen mir bekannten 9k aller Baujahre irgendwann einmal vor.
Ursache ist ein minimalster Bug in der Motorsteuerung. Dieser tritt im Normalbetrieb überhaupt nicht auf und stört demzufolge auch nicht spürbar.
Es gibt allerdings zwei Betriebszustände, bei denen er gehäuft erscheint - und zusätzlich in einem *ganz-besonderen* Falle - dazu am Schluß mehr.
Die beiden Betriebszustände mit gehäuftem Fehlerauftritt sind:
- Nach langer Fahrt und dabei recht gleichmäßiger bis leicht erhöhter Motorlast bis hin zu langen Vollgasstrecken.
- Bei halbwarmem Motor, häufig bei Fahrzeugen die besonders oft oder fast ausschließlich im Kurzstreckenverkehr bewegt werden.
Ursächlich beteiligt ist der Leerlaufsteller. Den sollte ja wohl jeder 9k-Fahrer kennen, oder...?!?
In beiden oben beschriebenen Fällen ist der Regler kurzfristig zu träge - und die Motorsteuerung regelt eine Weile wüst hin- und her, bis sich die Angelegenheit wieder eingependelt hat. Die Trägheit entsteht im ersteren Falle durch die Temperaturdehnung des Kölbchens im Regler, im zweiteren Falle durch Ranz an gleicher Stelle. Dabei ist der Regler nicht defekt, sondern reagiert einfach nicht schnell genug auf die Motorsteuerung, nimmt erst mit geringer Verzögerung die gewünschte Position ein - und führt dadurch zum Leerlaufsägen, weil die Motorsteuerung die Trägheit nicht erkennt und simpel und einfach überregelt.
Zusätzlich habe ich mehrfach den Eindruck gewonnen, daß das Adaptionsvermögen der Trionic auf Fahrbetriebszustände einen zusätzlichen Einfluß auf das Geschehen hat, insbesondere wenn der Wagen nach langer Autobahnstrecke plötzlich an der ersten roten Ampel nach der Abfahrt das Spöken anfängt. Möglicherweise würde dem Steuergerät eine gehörige Ohrfeige helfen - um wach zu werden und zu kapieren, daß jetzt nicht mehr Vollgas angesagt ist, sondern sensibel eingeregelter Leerlauf...
Letztlich ist es in allen Fällen einfach eine leichte Zeitverschleppung im Regelkreis, die sich aufschaukelt. Die Trionic ist einfach zu schnell für den schnarchigen Leerlaufsteller und kapiert nicht, daß der eine Weile braucht, bis er die vorgegebene Position angefahren hat. So einfach ist das.
Der dritte, besondere Fall, bei dem der Fehler noch häufiger auftritt ist, wenn die Bordspannung im Augenblick des Regelns etwas geringer ist, als normal. Wenn dann noch einer der beiden oben beschriebenen Betriebszustände zufällig dazu kommt, kann das Ganze lästig werden. Typisches Beispiel wäre ein halbwarmer Motor eines 9k, der wenige Kilometer nach dem Kaltstart bei eingeschalteter Heckheizscheibe, Lüftung und Sitzheizung - zusätzlich noch kompletter Beleuchtung und aufgedrehter Musikanlage - im Leerlauf bei rausgenommenem Gang vor einer roten Ampel ausrollt. Die Bordspannung ist wegen den ganzen Verbrauchern eh schon etwas abgefallen - und jetzt läuft dann mit Motorleerlaufdrehzahl auch noch der Generator mit vermindeter Leistung. Gut, das ist natürlich nicht so schlimm wie früher bei den Gleichstrom-Generatoren, der Klauenpol-Generator hat auch bei geringer Drehzahl ein durchaus brauchbares Leistungsvermögen - aber spürbar ist dies doch - und Spannungsabfall bleibt Spannungsabfall. Habe ja schon mehrfach darauf hingewiesen, daß der 9k selbst bei geringfügig zu geringer Bordspannung manchmal sehr sensibel reagiert...
Was also tun...?
Wer von der Autobahn kommt und die Kiste spinnt auf einmal - Ruck-Zuck-Aktion - Kurz anhalten und Motor aus, um den Regelkreis des Grauens zu unterbrechen. Nach dem Neustart muß der Motor zwangsweise seinen stabilen Leerlauf wiederfinden. Meistens reicht das dann schon.
Vor der Ampel bei halbwarmem Motor hilft es häufig, schnell alle Verbraucher die nicht unbedingt erforderlich sind auszuschalten und dann im Leerlauf ein- oder zweimal einen kurzen Gasschub zu geben. Wenn dann der Motor trotzdem verreckt (...was er fast nie tut, er schwingt einfach nur mehrfach kurz in den Bereich einer entschieden zu niedrigen Leerlaufdrehzahl)
dann gibt es immernoch den Zündschlüssel zum Neustart. Wer dies verhindern möchte, geht zum Anhalten bei rausgenommenem Gang kurz mit dem linken Fuß auf die Bremse und hat den rechten frei, um den Motor bei Laune zu halten. Eine Dauerlösung ist dies natürlich nicht, aber es gibt bekanntlich Situationen, da *möchte* man nicht, daß der Motor ausgeht.
Wenn alles nicht hilft - und die Spinnerei vor allem gehäuft oder zunehmend auftritt, dann solltet Ihr den Leerlaufsteller reinigen oder tauschen. Böse und besonders faule Jungs blasen zu diesem Zweck bei abgenommenem Ansaugschlauch einen massiven Strahl Bremsenreiniger tief in den Schacht der Treibstoffbrücke, warten ein paar Minuten und starten dann bei noch abgenommenem Schlauch den Motor, weil sie wissen, daß es jetzt einmal ganz massiv knallt... - Ich rate ehrlich gesagt von solchen Aktionen ab, auch wenn sie gelegentlich funktionieren und das Phänomen beseitigen.
Brave Jungs machen sich übrigens die Mühe und reinigen den Leerlaufsteller auf konventionelle Weise. Wenn der dann auch nur ein *kleines-bischen* leichter flutscht und somit minimalst schneller auf die gewünschte Position fährt, ist der Regelkreis des Grauens überwunden und das Sägen hört schlagartig auf.
Hope, it helps...
J.R.