The whole Story
Ich schreibe einfach mal runter, was ich so die letzten Tage und Wochen erlebt habe.
Viel von Euch haben mich ja so nett unterstützt, daß ich denke, daß die Story vielleicht doch den einen anderen interessiert.
Die Vorgeschichte
Einen Oldie wünsche ich mir schon seit 25 Jahren – leider hatte ich nie Platz.
Ich fahre seit 1996 Saab und habe die Marke schätzen und lieben gelernt (liegt auch mit an meiner Schmiede in Schleswig Holstein).
Hin und wieder habe ich nach einem 900er (bis Baujahr 92) gelechzt.
Die sind aber oft verheizt und man kann dabei auch teure und schlechte Autos kaufen.
Zudem brauche ich nicht noch so einen PS – Hirsch in der Garage (auch meine Frau fährt einen Saab).
Also sprang mir mehr und mehr der 96er ins Auge.
Die Recherche
Richtig angefangen hat alles an einem Freitagabend, als mir der grüne 96er aus Lohne beim Surfen vor die Nase geflattert ist.
Der sah ja auf den Fotos auch wirlich toll aus aber mehr als eine "Schlachteplatte" war er letztendlich nicht. Ich habe bereits darüber berichtet.
Auf Basis Eurer Tips habe ich mein Suchprofil auf möglichst gut erhaltene Wagen geändert (was ich im nachhinein auch als absolut richtig empfinde).
Ich habe dann unter anderem unter marktplaats.nl gesucht, da, wie hier schon geschrieben, die 96er in den Niederlanden recht populär waren/sind.
So habe ich dann versucht, eine Rundreise durch Holland zu organisieren, um möglichst viele Eindrücke über das Modell sammeln zu können.
Ein Händler aus Utrecht hatte einen beigen Wagen stehen (den Link habe ich leider nicht mehr) war aber bez. der Besichtigungszeiten leider sehr sehr unflexibel.
Van der Laan aus Overschild war im August partout nicht zu erreichen. Auch auf Mails gab es keine Antwort.
Vorwegnehmend kann ich aber sagen, daß die Autobesichtigungen in Holland ausgesprochen angenehm waren. Die Leute dort sind sehr relaxt, haben ein Herz für alte Dinge (man sieht am Wochenende unheimlich viele Oldies) und es gab fast immer einen Platz im Wohnzimmer oder auf der Terasse mit Kaffee und Kuchen.
Meine erste Reise beschränkte sich dann jedoch auf nur zwei Wagen:
1. Einen roten 96er aus Musselkanaal Bj. 1975 (ich nehme es vorweg: Es ist der heutige Harry)
Das Auto wurde 1987 karrosserieseitig überholt (Schweißarbeiten und Lackierung) und machte einen insgesamt recht gepflegten Eindruck obwohl offensichtlich war, daß es etwas Reparaturbedarf gibt (z. B. verlor er seinerzeit etwas Kühlwasser).
Es war kein nennenswerter Rost zu sehen - einzig am Schweller an der Einstiegsseite war im Bodenbereich eine leichte Rostspur zu erkennen. Auch wurde bis auf den Unterboden sehr viel mit Originalblechen gearbeitet. Eine Probefahrt ist auch recht erfolgreich verlaufen (kein einseitiges Bremsen, Motor lief rund und was man sonst alles noch so feststellen kann..).
Die Preisvorstellung des Verkäufers lag bei € 5.250,-.
Er war der zweite Besitzer und hat den Wagen fast nicht gefahren (manchmal nur 100 km pro Jahr).
Was mich beeindruckt hat, war, daß er mich auf die meisten vorhanden Mängel hingewiesen hat (z. B. auf den Kühlwasserverlust und auf die undichte Windschutzscheibe).
Ich habe zunächst kein weiteres Interesse geäußert, da ich noch zu wenige Autos gesehen hatte.
2. Einen silbernen 96er, Bj. 1970, aus Leek bei Groningen (Hofman)
Der Wagen sollte € 4.900,- kosten. Er machte aber einen sehr schlechten Eindruck. Der Innenraum war ziemlich vergammelt und verschlissen, der Unterboden war dick mit Teroson zugekleistert und die Spritzwand zur Fahrgastzelle war großflächig vergammelt.
Dennoch sollten Oldie - Interessierte einen Trip zu Hofman in Erwägung ziehen. Was dort an alten englischen Wagen (Triumph, MG etc.) steht, ist die wahre Pracht. Auch der Restaurationszustand der meisten Autos ist sehr gut.
Am darauffolgenden Samstag habe ich mir dann noch einen roten Wagen Bj. 79 oder 80 aus Dortmund angeguckt (stand seinerzeit unter Kleinanzeigen - ebay). Er sollte knapp € 4.000,- kosten, hatte aber schon reichlich Rost angesetzt. Man muß aber erwähnen, daß er noch seinen ersten Lack hatte und daß Motor und Getriebe einwandfrei liefen.
Der Verkäufer hat auch angeboten, ihn noch durch den TÜV zu bringen. Dennoch war ich nicht weiter interessiert, da mir der Rostfraß schon viel zu massiv vorkam.
Die Entscheidungsphase
Mittlerweile hatte ich mit Harrys Besitzer aber schon etwas verhandelt. Ich hatte gehofft, ihn für vielleicht € 4.500,- bekommen zu können. Immerhin war ich mir ja auch noch unsicher darüber, ob der Wagen so über den TÜV kommt (ein paar kleine aber beherrschbare Probleme hatte er ja schon).
An eine Preisreduktion war jedoch nicht zu denken.
Ich bin dann an dem darauffolgenden Sonntag wieder nach Holland gefahren und habe mir einen grünen aus dem Jahr 73 angeschaut. Der Wagen wurde hier auch schon von Saabotör ausgegraben und auch von Meki promoted. Er sollte € 3.900,- kosten.
Der Verkäufer war extrem nett und fair. So wurde das gute Stück zum Beispiel zur Besichtigung des Unterbodens auf einer Bühne hochgefahren.
Viele Teile waren schon getauscht worden (Stoßdämpfer, Bremstrommeln etc.).
Es war das gepflegteste Auto was ich bei meiner Suche besichtigt habe. Der Innenraum war einfach prächtig.
Die Probefahrt war allerdings etwas ernüchternd:
- Stotternder Motor (vor allem im kalten Zustand)
- Stark tanzende Tachonadel (vielleicht ja der Abgang am Getriebe)
- Laute Getriebegeräusche beim Fahren im 2. Gang
Ich habe aber vor allem deshalb die Finger von dem Wagen gelassen, weil am Übergang der hinteren Kotflügel zum Kofferaum ordentliche Rostblasen unter dem wunderschönen Lack hochkamen und weil im "oberirdischen" Sichtbereich, nämlich auf den Schwellern, kleine Bleche aufgesetzt waren.
Irgendwie hatte ich bei dem Wagen das Gefühl, daß die Probleme für mich nicht einfach beherrschbar wären.
Der Wagen ist mittlerweile offensichtlich verkauft. Ich denke auch schon, daß er sein Geld wert war. Es war aber nicht das was ich gesucht habe. Ein Profi, der sich mit komplexeren Reparaturen auskennt, hätte mit diesem Wagen sich einen prima Kauf gemacht.
Harry
Ich bin dann ein zweites Mal zu Harry gefahren und der positive Eindruck vom Wagen hat sich weiter verfestigt.
Leider war am Verkaufspreis nicht zu rütteln. Allerdings hat der Verkäufer angeboten, eine TÜV - Vollabnahme durchführen zu lassen und die Kosten für die Exportbescheinigung zu übernehmen. Obendrauf gab es noch eine Tankfüllung und eine Kiste Ersatzteile.
Also habe ich eingeschlagen.
Die Vollabnahme hat Harry dann auch ohne erkennbare Mängel bestanden.
Die Überführung
Am letzten Dienstag dann habe ich das gute Stück mit Überführungskennzeichen abgeholt. Die kosten € 115,- und man kann sie 5 Tage europaweit nutzen. Der Wagen ist dann für Überführungsfahrten etc. versichert.
Wir waren dann noch bei der Exportbehörde, wo der Verkäufer 3 niederländische Originalfahrzeugdokumente vorlegen mußte, damit der Wagen für den Export freigegeben werden konnte.
Ich bin dann ganz stolz unter Beobachtung aller Nachbarn meines Verkäufers losgefahren.
Die anderen holländischen Autofahrer waren sehr rücksichtsvoll.
Kurz hinter Musselkanaal fing es an zu regnen. Ich habe dann die Scheibenwischer angemacht. Da kam auf einmal ein Windstoß und hat den rechten Wischer abgerissen. Ich habe dann angehalten und ihn wiedergefunden. Leider hat der Wischerarm dann auf der Scheibe gescheuert. Ich bin dann in Deutschland in den ersten Supermarkt gefahren. Auf dem Parkplatz habe ich die Fahrertür abgeschlossen und das Schloß ausprobiert. Leider ließ sich die Tür dann nicht mehr öffnen, so daß ich dann über die Beifahrertür eingestiegen bin.
Im Supermarkt habe ich einen Damenstrumpf und Gummis gekauf. Damit habe ich mir ein Polster konstruiert, das ich dann über den Wischerarm gezogen habe.

So ging es weiter bis auf die Autobahn. Der Wagen hat hier eine prima Straßenlage.
Selbst die deutschen Autofahrer waren sehr rücksichtsvoll mit mir (z. B. beim Überholen).
Ich bin dann so 120 km/h gefahren - leider wurde der Wagen dabei ziemlich warm, so daß ich die Geschwindigkeit auf 100 km/h gesenkt habe.
Kurz vor Osnabrück habe ich dann das erste Mal eine Rast gemacht. Ich habe den Wagen noch laufen und anschließend recht lange abkühlen lassen. Anschließend habe ich 1 Liter Wasser nachgefüllt.
Ich glaube der Kühler ist ziemlich dicht und die Wasserpumoe defekt.
Öl hat Harry zwar verbraucht, aber der Stand war noch OK. Ich glaube das ist auch normal nach der ersten langen Fahrt nach so vielen Jahren.
Ich konnte dann die Fahrertür von innen öffnen und sie wieder benutzen. Leider habe ich dann vergessen, die Beifahrertür zu schließen. Ich bin losgefahren und in der ersten Rechtskurve auf dem Parkplatz ist mir die Tür aufgeflogen und die Mappe mit allen Papieren (TÜV - Abnahme, Fahrzeugbrief, Exportpapiere etc.) rausgefallen.

Ich mußte dann mit Warnblinker halten und habe alles wieder eingesammelt. Leider habe ich dabei einen kleinen Stau verursacht.
Ein paar hundert Meter weiter ist mir die Motorhaube aufgegangen, da sie nicht richtig eingerastet war. Ich mußte also wieder in eine Nothaltebucht.
Gegen 20.30 Uhr war ich dann glücklich zuhause. Ich habe noch einen halben Liter Wasser auf den Kühler gefüllt und den Ölstand kontrolliert. Ich habe 0,3 l Öl nachgefüllt - das ist wahrscheinlich noch OK für die recht lange Fahrt (ca. 250 km). Leider ist mir dabei im Dunkeln der Ölpeilstab abgebrochen.
Am nächsten Tag habe ich den Wagen mit zur Arbeit genommen, um ein Oldtimergutachten zu bekommen.
Es hat den ganzen Tag geregnet und ich hatte Angst um die Windschutzscheibe - sie blieb aber dicht.
Das Oldtimergutachten habe ich leider nicht bekommen, da auf dem Unterboden und im Radkasten kleinere Bleche aufgesetzt waren.
Ich habe Harry dann mit einem Saisonkennzeichen zugelassen.
Der Import aus Holland war dabei überhaupt kein Problem. Ich mußte nur den Kaufvertrag, die Bescheinigung über die Vollabnahme und die Originalfahrzeugpapiere vorlegen.
Leider kostet mich die normale Zulassung aber € 350,- (Steuern und Versicherung) pro Jahr mehr als eine Oltimerzulassung. Ich werde es nochmal mit einem anderen Gutachterin der Nähe probieren (ich werde sehr oft auf das Auto angesprochen und bekomme viele Tipps). Wenn das auch nicht klappt, lasse ich den Boden in 2 Jahren noch einmal restaurieren und versuche es dann erneut.
Ich konnte noch nicht sehr viel an dem Wagen machen.
Mittlerweile habe ich aber schon alle Scharniere, Schlösser und Bowdenzüge geschmiert. So läßt sich der Gute schon ganz anders bedienen.
Meine folgenden Wochenenden sind jetzt durchgeplant. Ich werde berichten und fragen...
Fotos habe ich ins Album gestellt!!
P. S.: Mir ist kürzlich noch ein recht schöner 96er aus Malmö angeboten worden. Bei Interesse bitte PN an mich.