Ein Jahr später...
Wer weiß noch, was er/ sie vor einem Jahr gemacht hat? Ich kann mich an diesen Tag vor einem Jahr noch genau erinnern.
Es war Sonntag, es war kalt, es lag Schnee in Europa, es war Winter. Und dennoch trafen sich europa- und sogar weltweit an diesem Tag über zehntausend Menschen. Um Solidarität mit einer kleinen Firma und deren Mitarbeitern zu zeigen oder um Abschied zu nehmen. Tolle Bilder gingen danach um die Welt. Eine Sonett I im Schnee von Schweden, Saab- Mitarbeiter in 9-5- Prototypen, Saab- Züge durch die Niederlande, Formationsflug in Taiwan, Treffen in den USA und der Schweiz oder auch das Hupkonzert um 5 vor 12 vor der Europazentrale von GM in Deutschland. Diese Liste lässt sich weiter fortsetzen. Es waren Länder dabei, in denen ich kaum Saab- Fans erwartet hätte.
Ich war auch dabei. Es war die Zeit nach dem schwarzen Freitag im Dezember 2009, als GM das endgültige Aus verkündete, obwohl es noch Perspektiven gab. Ich wollte nicht mehr nur Zuschauer einer nervenaufreibenden Berg- und Talfahrt sein. Es sollte auch ein Zeichen an die Saab- Beschäftigen sein: „Kopf hoch und weiter kämpfen!“ Und doch war es auch eine Form des Abschiednehmens.
Ich hätte damals im Traum nicht daran gedacht, dass Saab heute ein Jahr später noch existieren würde. Die nächste Generation des 9-5 ist auf der Straße, der 9-3 knackt in drei Versionen (u.a. mit 180 PS!) bravourös staatlich vorgegebene CO2- Grenzen, ein neuer Kombi steht vor der Tür. Ich hätte auch nie gedacht, dass diese weltweiten Saab- Konvois in der Firmenzentrale von GM wahrgenommen würden oder es irgendjemanden interessieren würde. Und doch ist von Seiten GM zu lesen, dass sie über den „Aufruhr“ überrascht waren. Pontiac, Saturn oder Hummer konnten geräuschlos entfernt werden. Nicht so Saab. Da war er wieder, der „Spirit of Saab“.
Es läuft vieles nicht rund im Moment. Ich denke, es wurde vielleicht unterschätzt, welche Folgen ein völliger Fabrikstillstand haben kann. Erst zum letzten Quartal des Jahres 2010 konnten daher positivere Verkaufszahlen generiert werden. Es wird sicher ein hartes Jahr 2011 für Saab werden und spätestens der nächste 9-3 wird zeigen, wohin die Reise gehen wird. Hoffentlich bekommen einige Ländermärkte endlich die Kurve (hallo Deutschland!).
Vielleicht geht es schief, aber die Jungs und Mädels aus Trollhättan haben es zumindest versuchen dürfen/ können. Eine Chance vielleicht doch zu überleben. Eine Chance zu deren Zustande kommen dieser Sonntag vor einem Jahr ein kleines Puzzlestück war.