Jetzt haben wir dann wohl das ganze Sortiment vollständig.
Von "Komplett getauscht, aber eigentlich nicht notwendig gewesen..." bis hin zu "Kurz vor dem Verrecken von Schwesterleins Kiste doch noch an die Kette gedacht..."
Nun, um den Fragenden die ellenlange Sucherei zu dem Thema etwas zu verkürzen mal ein paar Statements meinerseits in Steno-Version.
Offene Kette einziehen kein Problem, solange noch keine Karies oder beginnende Paradontitis im Räderwerk. Nur die Steuerkette im letzten Augenblick vor dem Totalausfall tauschen ist mutig, da dürften eigentlich schon Einlaufspuren vorhanden sein, die neue Kette auf den alten Rädern ist aber immerhin noch besser als gar nicht zu handeln. Der Ausgleichstrieb schert gelegentlich total weg, mancher merkt dort zwar nur zufällig etwas, durch einen etwas vibrationsstärkeren Leerlauf und leichtes Lastwechselbocken, bei anderen fliegen die Brocken und verursachen Folgeschäden.
Wer mit einem Endzeit-9k in der Total-Verbraucht-Liga rumranzt, sollte sich die Kohle sparen und diese lieber in ein deutlich besser erhaltenes Folgefahrzeug investieren. Wenn dagegen die Grundsubstanz noch einigermaßen beieinander ist, ist es nicht wirklich sinnvoll, den Wagen ohne den sich schon zu erkennen gebenden Verschleißschaden des Kettentriebes in Grund und Boden zu fahren, denn selbst mit einem nicht mehr so ganz taufrischen 9k ist man immernoch besser unterwegs, als mit einem Sparmobil neuerer Bauart.
Mir sind mehrere 9k mit Apollo-11-Laufleistung bekannt, deren nachweislich erster Kettensatz noch annähernd neuwertig ist. Das Geheimnis der Langlebigkeit ist vollsynthetisch, wird in Kanistern oder Fässern geliefert - und ist nur dann wirksam, wenn es alle 10.000 km oder spätestens etwa nach einem guten Jahr Betriebszeit (...zumindest bei Turbos und Fahrzeugen mit vorverlegtem Kat...) auch konsequent getauscht wird.
Gegen brutale Ampelstarts von selbsternannten Vorstadt-Schumis hilft aber auch dieses Mittelchen nicht. Nein, natürlich - ich meine NICHT Euch, sondern natürlich den *bözen-bözen* Vorbesitzer, mit dessen Altlasten Ihr jetzt leben müsst. Die grausligste Kette hab ich vor ewigen Zeiten mal bei einem 2,3-Turbo aus der allerersten Serie gesehen. Die war nach knapp 60Tausend "sportlich" zu Grunde geritten.
Rechnet einfach, was Euch ein vergleichbarer Ersatzwagen kosten würde - und setzt dazu die Kosten der verschiedenen denkbaren "Kettenkuren" auf die Liste. Strich drunter und kalkulieren, ob es wirtschaftlich ist. Eigentlich recht einfach...
Wer das Geräusch einer verschlissenen Kette kennt, ist natürlich im Vorteil - und bekommt hierdurch kurz vor dem finalen Ausfall eine letzte, akustische Warnung - zumindest dann, wenn sich nicht automatisch mit Starten des Wagens die Halli-Galli-Super-Duper-Boxen mit Surround-HX-Pro-Imitat zuschalten...
Ganz ohne Ohren, aber mit ein paar Handgriffen, die aber manchem schon zu lästig sind, lässt sich bekanntlich der Spanner prüfen. - Deshalb erspar ich mir den drohenden Zeigefinger, denn selbst hier im Fred wurde schon mehrfach darauf hingewiesen, daß dieses Bauteil durchaus entscheidend für die Kettenlebensdauer sein kann.
Hope it helps.
J.R.