Vielleicht gibt es unter Euch ja immer noch einige kuriose Gestalten, die daran nteressiert sind, was denn aus meinem 900 geworden ist und es noch nicht müde sind, diesem und mir noch etwas Aufmerksamkeit zu schenken. Da will ich mich doch nicht bitten lassen und lass’ diesen Thread ein zweites Mal auferstehen.
Eine Weile nach meinem letzten Post hier war es mir, nach ewiger erfolgloser Suche, doch tatsächlich gelungen, ein Carlsson Kit (Front-, Heckspoiler, Seitenteile und Radabdeckungen) aufzutreiben - nur war dieses erstens in ziemlich ramponiertem Zustand und lagerte zweitens in Übersee (Kanada). Nachdem ich mich also abermals von meinem Ersparten getrennt hatte - wir wollen auf die Lieferkosten nicht näher eingehen - konnte ich meine ersten Erfahrungen bei der Glasfaserreparatur machen - zwar waren die Anbauteile recht verzogen und bedurften einiger Erhitzung und Biegerei, aber ansonsten lief das eigentlich recht akzeptabel. Bis zu dem Zeitpunkt, als mich nach wochenlanger Arbeit meine erste Ausfahrt mit installiertem Carlsson Kit zur Spureinstellung führte, die Werkstatt die Auffahrtsrampen auf den Werkstand nicht fest montiert hatte, selbige Rampe untem meinem 900 in neuem Gewand einfach wegkippte und das Fahrzeug mit dem Frontspoiler auf dem Werkstand aufschlug.
Dabei hatte ich vor, am nächsten Tag nach Schweden zu fahren, wo ich ein Date mit dem hier vielleicht sogar bekannten Getriebebauer Jörgen Eriksson hatte. Jörgen ist ein ehemaliger Saab Rallyfahrer und Mechaniker, dessen Name vor allem in den schwedischen Foren oft im Zusammenhang mit modifizierten 900ern auftaucht, da er sich heute als Nebenerwerb damit befasst, verstärkte Getriebe für selbiges Modell zu basteln. Ich hatte bei der Recherche schon viel Gutes über seine Arbeit gehört und mir auch schon vordichten lassen, wie denn ein Getriebe mit einer Freigabe für etwa 450Nm aussehen könnte - welche Teile also zum Einsatz kämen - und wie teuer mich das denn käme.
Mit eingestellter Spur aber ramponiertem Frontspoiler bin ich also nach Schweden, wo Jörgen sich als sehr zuvorkommender Gastgeber entpuppte. Er wusste bereits, das ich als Student mehr oder weniger alles, was mir so übrig bleibt, in mein Fahrzeug stecke und hat mir ermöglicht, während des Getriebe eingebaut wurde, in seiner Halle zu übernachten, Videos aus seinen Rallytagen und freilich auch die Werkstatt mit den Teilen meines zukünftigen Getriebes anzukucken. Jörgen verwendet beim Bau seiner 900er Getriebe eine Vielzahl selbst entworfener und in Fertigung gegebener Teile wie Lager, Stahl-Differenzialdeckel etc. Erstaunlich war dabei (auch für Jörgen), dass er ein komplett nagelneues Gehäuse auftreiben konnte. Für mich als Fahrer bei der ersten Ausfahrt mit neuem Getriebe viel eher merkbar waren am neuen Antrieb aber freilich der 8er-Primärtrieb und die Sintermetall-Kupplung, die im niedrigen Geschwindigkeitsbereich fast ein wenig zu bissig ist, bis man sich an sie gewöhnt hat: Jemand, der mich beim Anfahren beobachtet, wird mich wohl nun für einen Peugeot Fahrer halten.
Aber was wäre ein Schweden-Ausflug ohne Besuch bei MapTun - lag ja quasi auf dem Weg! Fredrik von MapTun hatte mir im Vorfeld einen Plan für eine weitere Leistungssteigerung auf rund 320 bis 350 PS zusammengestellt, dessen Ermöglichung ja unter anderem Grund der Getriebeanschaffung war. Als ich allerdings nach Ablieferung des Fahrzeugs bei MapTun, relativ schlaflos in einer Herberge in Örebro liegend, um 23:00 Uhr eine SMS von Fredrik erhielt, die darauf hindeutete, dass er und seine Kollegen immer noch an meinem Wagen tüfteln würden, war der erste Hinweis auf meine persönliche Apokalypse, die mich erwarten sollte, eingelangt.
Am nächsten Tag war klar, dass ein genauerer Blick in den Motor geworfen werden musste - und dieser zeigte, dass sich selbiger ein paar Bissen zu viel genehmigt hatte: Alle vier Kolben und der Zylinderkopf hatten vom ersten bis zum vierten Zylinder abhnehmend starke Dellen, als wäre etwas von Zylinder zu Zylinder durchgekaut und weitergegeben worden, die Kolbenlager und auch die Welle waren beschädigt. Je eingehender die Untersuchung des Motors, desto mehr stellte sich heraus, dass dieser am besten komplett getauscht werden sollte. Angesichts dessen, dass ich wie immer finanziell so knapp geplant hatte, dass ich nach den kalkulierten Ausgaben nichts übrig hatte außer die aktuelle Monatsmiete und ein paar Kröten, um mich durchzufüttern, war das freilich genau das, was ich hören wollte.
Da es in Österreich ohnehin schwieriger und teurer ist, einen guten 900er Motor zu finden und einbauen zu lassen und ich nach dem Einbau ja auch wieder nach Schweden hätte fahren müssen, um die Arbeit an der Leistungssteigerung fortsetzen zu können, fasste ich kurzerhand den Entschluss, den Wagen bei MapTun stehen zu lassen, ohne auch nur Geld für einen einzelnen Kolbenring übrig zu haben, flog nach Hause und aß das restliche Monat meine Pastareserven auf.
MapTun war natürlich über meine begrenzten Finanzen im Bilde und zeigte sich wie immer extrem hilfsbereit. So konnte mir Fredrik schon kurz darauf einen neuen (gebrauchten) Motorblock sichern, obgleich ich Bescheid gab’, dass es wohl noch dauern würde, bis ich diesen tatsächlich erwerben könnte.
Nun, das alles fand vor vielen Monaten statt, die das Auto nun auf Schweden-Kur verbracht hat. In all der Zeit wurden nun allerdings nicht nur der Motor getauscht und der kaputte Frontspoiler instandgesetzt, sondern Teil für Teil so viele Komponenten gewechselt, dass nun eigentlich vor allem unter der Haube kaum etwas beim Alten geblieben ist - mehr dazu gleich. Mit meinen Projektarbeiten neben dem Studium hab' ich das ebenso stückweise finanziert, wobei erwähnt werden muss, dass MapTun mir viele Teile quasi zum Einkaufspreis weitergegeben hat und bestimmt ein Vielfaches der bezahlten Stunden in das Fahrzeug investiert hat. Dafür, dass Fredrik sich dem Projekt so angenommen hat, bin ich ihm wirklich sehr dankbar, da ich mir das jetzige Resultat ansonsten nie hätte ermöglichen können. Bei meinem letzten Besuch in Schweden hatte ich auch viel Zeit, Fredrik und co bei der Arbeit zuzuehen und Fredrik hat mir auch viele Details des Tuning-Prozesses am RotoTest näher gebracht. Viele lassen sich beim Arbeiten ja ungern über die Schulter schauen; umso mehr Freude hat mir dieser Einblick bereitet. MapTun kann ich allen Interessenten wirklich wärmstens empfehlen.
(Teil 2 folgt auf Grund der Zeichenbegrenzung in einem zweiten Post.)