Päronhalva
Saaboteure e.V.
- Registriert
- 26. Nov. 2015
- Beiträge
- 529
- Danke
- 370
- SAAB
- 900 I
- Baujahr
- 1985
- Turbo
- FPT
Oktober 2020: Der Berliner Saab-Stammtisch lud zur Ausfahrt mit einem 9000er, vier 9-3ern und sieben 900ern. Die 900er-Sehnsucht war wieder geweckt. 2016 hatte mich @aero84 mit einer Fahrt im ›Schneewittchen‹ einst »angefixt«. Danach hatte ich lange nach einem 900er gesucht. Ergebnislos. 
Nun ging die Suche erneut los. Rostlosigkeit war die Prämisse. Am liebsten ein ›Steili‹, gerne ein Turbo. Mit Schiebedach, Contourssitzen und 16 Ventilen, ohne Aerokit. Blau sollte er sein, oder grün. Innen: beige. Also, Suchradius erweitern.
Es wurde: Schwarz-Beige.1 Das Saab-Museum hatte mir im Januar 2021 geantwortet. Meine gesuchte Kombination in den Baujahren 1979–86 habe man noch nicht gesehen. 1984 sei es möglich gewesen, den 900 Turbo in der Kombination Admiralblau (uni) oder Schieferblau (metallic) mit Sierra-Lederausstattung (beige) zu bestellen. »Ob ein Kunde diese Kombinationen bestellt hat, ist eine andere Frage«. Daher: Wo finden?
Pandemiebedingt war das Reisen schwierig. Ich hielt Kontakt mit Verkäufern in Brüssel, Dublin, Fort Myers, Gräfsnäs, Meppel, Nantes und Täby.
Ich machte Probefahrten. In Berlin, Homburg und Lüneburg. In Venlo schaute ich mir eine »Sammlungsauflösung« an. Dort machte mich der ebenso anwesende @herr b. auf @StRudel aufmerksam. Also schrieb ich ihm, intensivierte die Suche. Für diesen wertvollen Austausch, auch mit @OlympiaP2, @ST 2 und @turbo9000, bedanke ich mich. 
Im Dezember tauchte in der Google-Bildersuche eine zwei Jahre alte Anzeige meines heutigen italienischen Exemplars auf. »Der Italiener« ließ mich nicht los – genauso wie StRudels Kommentar: »Der lacht mir zu.«
Ich kontaktierte den Verkäufer, der Wagen sei noch verfügbar. Dank der Italienischkenntnisse von @JacSAAB901 telefonierten wir mit ihm im Februar und klärten alle offenen Fragen.
Denn der Verkäufer sendete weder Fotos noch ein Video zu und sprach ausschließlich Italienisch: »Ich denke, am besten ist es, das Auto in echt zu sehen und es – toccarla con mano – mit den eigenen Händen anzufassen«, war seine lakonische Antwort. Im März wollte ich ihn mir anschauen. Die italienische Botschaft riet jedoch vom Einreisen für Nicht-Italiener ab. 

Der »Schwarze Blitz«, wie ihn der Katalog bewarb.
Möglich wurde das im Mai. Das gab Zeit, Duolingo-Italienisch bis Unit 2 zu lernen. Angekommen in der Geburtsstadt Enzo Ferraris, machten der Verkäufer und ich eine Rundfahrt, vorbei an den Studios des Tuners Ares Design. Ich verschickte 112 WhatsApp-Fotos an @SAABomane und machte mich wieder auf die Rückreise. Dieser Saab 900 aus 1985 mit rund 168.000 Kilometern sollte es sein! Genau zwei Tage vor dem 36. Erstzulassungsgeburtstag des Wagens unterzeichnete ich.

Auch das alte Serviceheft war noch mit dabei – und eine Faltkarte Siziliens sowie der Region zwischen Verona, Venedig und Bologna.
Zurück in Deutschland reservierte ich einen Transporter, um mich zwei Wochen später wieder in die Emilia-Romagna zu begeben. Aus den Fahrzeugpapieren hatte ich Name und Adresse des vorherigen Halters notiert. Ich schrieb eine Postkarte und kündigte meinen Besuch an. Stimmte die Geschichte? Der 900er hatte 20 Jahre beim mittlerweile verrenteten Daihatsu-Händler gestanden. Vorher gehörte er zu einem nun 76-Jährigen Pilze-, Obst- und Gemüseladenbesitzer aus den Appeninen.

Verladen und verzurrt. Stündlich prüften wir die Gurte.
Juni. Warum der Händler den Wagen noch nicht früher verkauft habe? Die 96er und 99er seien noch Rallye-Fahrzeuge gewesen, die wären in Italien gefragter. Der 900er nicht in dem Maße.2 Nachdem wir den Wagen per Winde aufgeladen hatten, steuerten wir zum Monte Cimone durch die Po-Ebene voller Reis- und Melonenfelder, mitten in der Kirschernte. Rennradkolonnen säumten den holprigen Straßenrand. Sachte schraubten wir uns Kurve für Kurve auf 1.000 m Höhe, während eine Oldtimerrallye bergab rauschte.
Der ehemalige Halter freute sich über unseren Besuch sichtlich. Er erzählte mir, seine Frau habe den Saab gefahren, sei dann verstorben. Vorher habe sie ihn noch gegen einen Daihatsu eingetauscht, weil er ihr zu lang und groß war. So landete er in der Garage des Händlers und Liebhabers historischer Motorräder, Fahrräder und Venini-Lampen. Inmitten von BMW, Maserati, MG, Porsche und Triumph. Mit dem schwarz-orangenen Kennzeichen, das ich nicht mitnehmen durfte, weil es Staatseigentum ist.
Zum Mittagessen empfahl er uns ein Ristorante mit Talblick. Steinpilzrisotto und Crodino. Anschließend fuhren wir – getrocknete Pilze, Parmesan und Balsamico aus seinem Laden im Gepäck – Richtung Bozen. Dort entstand das im Bilderrätsel verlinkte Foto, das mit dem Kommentar von @Eber zu diesem Bericht führte. Da ich den Trailer nicht im Stadtzentrum stehen lassen wollte, hatten wir ein Quartier hoch in den Weinhängen gewählt. Was ich nicht erahnt hatte: Die Straßen dorthin waren enger und steiler als Google-Street-View es in meiner Planung hatte vermuten lassen … Schweißperlen auf der Stirn.

12. Juni, 21:19 Uhr. Angekommen zum Zwischenstopp in Bozen.
Tagsdrauf nahm der Transporter am Brenner das Gas zeitweise nicht mehr an. Fast jeden dritten Rastplatz fuhren wir zur Espressopause an. Auch im bayerischen Alpenvorland atmete er weiterhin schwer. »Hoabt’s a Schrottkarrn kauft?« grummelte ein aus dem Biergarten spazierender Herr mit Trachtenhut durchs Seitenfenster. Notgedrungen hatten wir an seinem Bauernhof angehalten.
Angekommen in Berlin, fuhr ich zur Saab-Werkstatt zwecks Wartung und Zulassung: »Ein Italiener und keene Klima?« Immerhin: Keine ›Schrottkarre‹, kein Rost. Erneuert wurden: Anlasser, Benzinfilter, Bremsschläuche, -klötze und -flüssigkeiten, Kraftstofffilter, Heizventil3, Reifen, Wärmetauscher und Zündkerzen.
Oktober 2021: Bei der Zulassungsbehörde gluckste die Sachbearbeiterin: »Da is einer aba uffjeregt«. Mir war mulmig, ob mir Ähnliches wie @cc670 widerfahren würde. Aber alles Bürokratische war vorbereitet worden. Und so erhielt der Steili seine Schilder.
Jetzt wartet er auf ein aktiveres Leben als die letzten zwei Jahrzehnte. Nur mit H- und Saisonkennzeichen und behutsamen Fahrten. Vielleicht wird er 2022 Schweden (wieder)sehen. Es gibt ja jetzt im Sommer einen Katamaran von Sassnitz nach Ystad sowie eine Fährverbindungen von Rostock nach Nynäshamn … und dann ist da ja noch das Saab Festival in Trollhättan.

Vi kanske ses där?
––––
1 Ein »Forumsgolf«, ja.
2 Was es aber ja auch noch gab: Die Rallyevarianten des zweitürigen 900er Sedans?!
3 Hier testen wir gerade noch den Entkalker von ›AKS Dommermuth‹ und warten auf Resultate, damit auch noch der Heizkreislauf bald rund läuft.

Nun ging die Suche erneut los. Rostlosigkeit war die Prämisse. Am liebsten ein ›Steili‹, gerne ein Turbo. Mit Schiebedach, Contourssitzen und 16 Ventilen, ohne Aerokit. Blau sollte er sein, oder grün. Innen: beige. Also, Suchradius erweitern.

Es wurde: Schwarz-Beige.1 Das Saab-Museum hatte mir im Januar 2021 geantwortet. Meine gesuchte Kombination in den Baujahren 1979–86 habe man noch nicht gesehen. 1984 sei es möglich gewesen, den 900 Turbo in der Kombination Admiralblau (uni) oder Schieferblau (metallic) mit Sierra-Lederausstattung (beige) zu bestellen. »Ob ein Kunde diese Kombinationen bestellt hat, ist eine andere Frage«. Daher: Wo finden?

Pandemiebedingt war das Reisen schwierig. Ich hielt Kontakt mit Verkäufern in Brüssel, Dublin, Fort Myers, Gräfsnäs, Meppel, Nantes und Täby.


Im Dezember tauchte in der Google-Bildersuche eine zwei Jahre alte Anzeige meines heutigen italienischen Exemplars auf. »Der Italiener« ließ mich nicht los – genauso wie StRudels Kommentar: »Der lacht mir zu.«
»Tante foto potrebbero essere superflue«
Ich kontaktierte den Verkäufer, der Wagen sei noch verfügbar. Dank der Italienischkenntnisse von @JacSAAB901 telefonierten wir mit ihm im Februar und klärten alle offenen Fragen.



Der »Schwarze Blitz«, wie ihn der Katalog bewarb.
Möglich wurde das im Mai. Das gab Zeit, Duolingo-Italienisch bis Unit 2 zu lernen. Angekommen in der Geburtsstadt Enzo Ferraris, machten der Verkäufer und ich eine Rundfahrt, vorbei an den Studios des Tuners Ares Design. Ich verschickte 112 WhatsApp-Fotos an @SAABomane und machte mich wieder auf die Rückreise. Dieser Saab 900 aus 1985 mit rund 168.000 Kilometern sollte es sein! Genau zwei Tage vor dem 36. Erstzulassungsgeburtstag des Wagens unterzeichnete ich.


Auch das alte Serviceheft war noch mit dabei – und eine Faltkarte Siziliens sowie der Region zwischen Verona, Venedig und Bologna.
Zurück in Deutschland reservierte ich einen Transporter, um mich zwei Wochen später wieder in die Emilia-Romagna zu begeben. Aus den Fahrzeugpapieren hatte ich Name und Adresse des vorherigen Halters notiert. Ich schrieb eine Postkarte und kündigte meinen Besuch an. Stimmte die Geschichte? Der 900er hatte 20 Jahre beim mittlerweile verrenteten Daihatsu-Händler gestanden. Vorher gehörte er zu einem nun 76-Jährigen Pilze-, Obst- und Gemüseladenbesitzer aus den Appeninen.

Verladen und verzurrt. Stündlich prüften wir die Gurte.
Juni. Warum der Händler den Wagen noch nicht früher verkauft habe? Die 96er und 99er seien noch Rallye-Fahrzeuge gewesen, die wären in Italien gefragter. Der 900er nicht in dem Maße.2 Nachdem wir den Wagen per Winde aufgeladen hatten, steuerten wir zum Monte Cimone durch die Po-Ebene voller Reis- und Melonenfelder, mitten in der Kirschernte. Rennradkolonnen säumten den holprigen Straßenrand. Sachte schraubten wir uns Kurve für Kurve auf 1.000 m Höhe, während eine Oldtimerrallye bergab rauschte.

Der ehemalige Halter freute sich über unseren Besuch sichtlich. Er erzählte mir, seine Frau habe den Saab gefahren, sei dann verstorben. Vorher habe sie ihn noch gegen einen Daihatsu eingetauscht, weil er ihr zu lang und groß war. So landete er in der Garage des Händlers und Liebhabers historischer Motorräder, Fahrräder und Venini-Lampen. Inmitten von BMW, Maserati, MG, Porsche und Triumph. Mit dem schwarz-orangenen Kennzeichen, das ich nicht mitnehmen durfte, weil es Staatseigentum ist.

Zum Mittagessen empfahl er uns ein Ristorante mit Talblick. Steinpilzrisotto und Crodino. Anschließend fuhren wir – getrocknete Pilze, Parmesan und Balsamico aus seinem Laden im Gepäck – Richtung Bozen. Dort entstand das im Bilderrätsel verlinkte Foto, das mit dem Kommentar von @Eber zu diesem Bericht führte. Da ich den Trailer nicht im Stadtzentrum stehen lassen wollte, hatten wir ein Quartier hoch in den Weinhängen gewählt. Was ich nicht erahnt hatte: Die Straßen dorthin waren enger und steiler als Google-Street-View es in meiner Planung hatte vermuten lassen … Schweißperlen auf der Stirn.


12. Juni, 21:19 Uhr. Angekommen zum Zwischenstopp in Bozen.
Tagsdrauf nahm der Transporter am Brenner das Gas zeitweise nicht mehr an. Fast jeden dritten Rastplatz fuhren wir zur Espressopause an. Auch im bayerischen Alpenvorland atmete er weiterhin schwer. »Hoabt’s a Schrottkarrn kauft?« grummelte ein aus dem Biergarten spazierender Herr mit Trachtenhut durchs Seitenfenster. Notgedrungen hatten wir an seinem Bauernhof angehalten.

Angekommen in Berlin, fuhr ich zur Saab-Werkstatt zwecks Wartung und Zulassung: »Ein Italiener und keene Klima?« Immerhin: Keine ›Schrottkarre‹, kein Rost. Erneuert wurden: Anlasser, Benzinfilter, Bremsschläuche, -klötze und -flüssigkeiten, Kraftstofffilter, Heizventil3, Reifen, Wärmetauscher und Zündkerzen.

Oktober 2021: Bei der Zulassungsbehörde gluckste die Sachbearbeiterin: »Da is einer aba uffjeregt«. Mir war mulmig, ob mir Ähnliches wie @cc670 widerfahren würde. Aber alles Bürokratische war vorbereitet worden. Und so erhielt der Steili seine Schilder.

Jetzt wartet er auf ein aktiveres Leben als die letzten zwei Jahrzehnte. Nur mit H- und Saisonkennzeichen und behutsamen Fahrten. Vielleicht wird er 2022 Schweden (wieder)sehen. Es gibt ja jetzt im Sommer einen Katamaran von Sassnitz nach Ystad sowie eine Fährverbindungen von Rostock nach Nynäshamn … und dann ist da ja noch das Saab Festival in Trollhättan.

Vi kanske ses där?

––––
1 Ein »Forumsgolf«, ja.

2 Was es aber ja auch noch gab: Die Rallyevarianten des zweitürigen 900er Sedans?!

3 Hier testen wir gerade noch den Entkalker von ›AKS Dommermuth‹ und warten auf Resultate, damit auch noch der Heizkreislauf bald rund läuft.

Zuletzt bearbeitet: