Wie richtet man eine Kurbelwelle ?

Hallo MatthiasW,

Danke für das Kompliment zum Charakter, schön, daß meine Entschuldigung angenommen wurde, ich habe da sicher zu scharf geschossen.

Allerdings bin ich doch sehr verwundert darüber, daß man auf dieser doch recht einfachen Auflager Konstruktion so genau messen kann, denn auf 1/100 messen ist nicht mal eben so gemacht.
Holz, das Gewicht der Welle, die Nägel...
Irgendwie war ich mir recht sicher, daß man durch Bewegen der Welle alleine schon Messfehler reinhauen kann.
Aber wenn es funktioniert und reproduzierbar ist, dann ehrlichen Respekt, ich bin schon beeindruckt!
Hätte ich nie vermutet bei den Toleranzen!
Zudem ist es wirklich interessant bzw. auch beunruhigend, daß so große Unrundheiten im gebrauchten Motor herrschen, irgendeine Vermutung zur Ursache?

Darf ich fragen, wie hoch die Temperatur im Ofen war?

Beste Grüße
Stephan
 
Ich denke, dass die Temperatur im Ofen dei Härtung oin keinster Weise beeinträchtigt.

Da man die Welle selbst wahrscheinlich nicht groß über 200C° bekommt...und gut über 110°C wird sie im Betrieb eh warm.

Hier eine Kurz-Info zu Nitirerhärtung....für alle

N diffundiert ab ca. 500°C in die Stahloberfläche ein, dabei bildet sich durch Reaktion mit Eisen ein 10 – 20qm dicke Eisennitriedschicht sehr großer Härte. Die Behandlungstemperatur spielt eine wichtige Rolle. Reine N-Diffusion findet bei 500 – 580°C statt. Bei dieser relativ niedrigen Nitriertemperatur dauert der Diffusionsprozess sehr lange. Übliche Nitrierzeiten dauern 40 – 90h. Mit zunehmender Temperatur wird die Prozessdauer kürzer, jedoch diffundiert jetzt auch C ein und dieses Verfahren nennt man Nitrocarburieren. - Temperaturen zwischen 580 – 600°C
Nitrierschichten lassen sich durch eindiffundieren von N auf nahezu allen Stählen und Gusseisen erzeugen, dabei spielt der Zustand des Werkstoffes keine Rolle. Es können auch gehärtete oder vergütete Werkstoffe nitriert werden. Nitrierte Werkstücke haben eine sehr gute Korrosionsbeständigkeit. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem Einsatzhärten besteht darin, dass nach dem Nitrieren kein Abschrecken erfolgen muss, also kein Verzug oder Risse entstehen. Nitrierte Werkstücke können vor dem Nitrieren auf Maß bearbeitet werden.
 
....dabei bildet sich durch Reaktion mit Eisen ein 10 – 20qm dicke Eisennitridschicht sehr großer Härte.

Du meinst Mikrometer!?

Gruß
Marcel
 
maasel schrieb:
....dabei bildet sich durch Reaktion mit Eisen ein 10 – 20qm dicke Eisennitridschicht sehr großer Härte.

Du meinst Mikrometer!?

Gruß
         Marcel

Ja, da ist wohl das "µ" Zeichen nich rübergekommen...

mm wäre etwas übertrieben ;-), qm is natürlich Quatsch...
 
Hallo Matthias, ich komme mit einer Bitte an Dich. Ich habe seit kurzem einen 9000i Automatik mit 135000 Kilometer. Beim Einlegen der Fahrstufen vorwärts und beim Zurückschalten vom 4. in den 3. Gang kommt es zu Schaltenschlägen. Nicht aber beim Einlegen des Rückwärtsganges. ATF-Wechsle brachte keine Verbesserung. Jemand aus dem Forum meinte der Rückschaltkolpen sei fest bzw. dessen Feder gebrochen. Beim Zerlegen des Stuergerätes fand ich nichts dergleichen. Ein Spezialist meinte ich solle die Ventilkugeln und die Ventilplättchen des Steuergerätes prüfen. Ich habe zwar Erfahrungen mit Schaltgetrieben und Motoren von 99ern und 900ern und habe ein 99erCC von Automatik auf Schaltgetriebe umgebaut. Mit Automatikgetrieben habe ich aber keine Erfahrungen. Wie ich aus Forumsbeiträgen von Dir mitbekommen habe, bist Du Spezialist mit der Automatik und hast den Teil des Werkstatthandbuchs dafür. Ich bitte Dich um Deine Meinung zu meinem Problem und bitte Dich, kopiere und schicke mir per E-Mail des Teil der das Steuergerät betrifft.
Gruß und Dank voraus
Fran Müller(Mühle), 90530 Wendelstein, Tel. 09129/8926, 01795233653
 
Hallo,

kommen wir nun vom Automatikgetriebe zur Kurbelwelle (Kw) zurück. Nachdem ich die Kw aus dem E-Herd genommen habe und sie nochmalig auf die “Holzlatten-Sparrennägel Konstruktion“ gelegt habe. Habe ich feststellen müssen, dass es eine Geradheitsabweichung von 0,06mm vorhanden ist. „DAS HABE ICH MIR ANDERS VORGESTELLT“ und mal mit einem 25 jahre altem Tabellenbuch die Anlassfarbkarte an die Kw gehalten. Alle Zapfen => Farbton “Goldgelb“ also 230°C. Langes Kw Ende Farbton “Dunkelblau“ bedeutet 290°C. Auch bei so geringen Temperaturen scheint sich da was zu tun.

Unzufieden mit den 0,06 mm Geradheitsabweichung die vor dem Anlassen 0,01mm betragen hat, konnte ich es nicht sein lassen, nochmalig auf Ihr herum zu drücken. Nach 3 durchgängen wieder das gewünschte Resultat 0,02mm.

Nun blieb das Problem des leicht “angegammelten“ 2. Pleuelzapfens. Der Beste Gang für so etwas ist es hier zu Lande, zu “Sauer & Sohn GmbH & Co KG“ zu gehen und sich mit der Welle beraten zu lassen.

Kw prüfen / Schlag-Riss-Härte und die Zapfen polieren lassen. Prüfprotokoll erhalten und alles I.O..

Nun begann wieder die Montage mit dem 200 PS angetriebenen, selbstgefertigtem Flaschenzug "Motorhebezeug".

1. Foto => Motor anheben durch Fahrstufe R des hinteren Saabs.

2. Foto => Fahrzeug unter den Motor schieben.

3. Foto => Motor ablassen durch sanftes vorrollen lassen des hinteren Saabs.
 

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MatthiasW schrieb:
......
1. Foto => Motor anheben durch Fahrstufe R des hinteren Saabs.

2. Foto => Fahrzeug unter den Motor schieben.

3. Foto => Motor ablassen durch sanftes vorrollen lassen des hinteren Saabs.

Du Matthias,

da Du anscheinend mehr als einmal im Leben einen Motor ein- und ausbaust, warum kaufst Du Dir nicht eine kleine E-Seilwinde?
Die Dinger kosten nicht viel und ich habs nicht bereut.
P.S. zum Ablassen, wenns zu schnell geht (ist bei den günstigeren der Fall, da die nur eine Geschwindigkeitsstufe haben), kann man die Seilwinde über einen Stelltrafo zum Senken schön runterregeln....

Hätte nicht gedacht, dass man im E-Backofen 290°C bekommt....
 
Ist ja köstlich...:lol:
Ich baue das komplette Aggregat immer von unten ein...
Allerdings nicht in meiner Heim-Garage...
 
Hallo,
ich muss hier noch einaml kurz einhaken, auch wenn der Thread uralt ist.
Seid ihr sicher, daß die Saab Kurbelwelle aus dem B202 gehärtet ist?
Als ich meine Welle mein Motorenmann feinwuchten lassen habe, war sich dieser absolut sicher, daß die Welle nicht gehärtet ist. Auch das wucht-bohren machte mit einem normalen Bohrer absolut keine Probleme. Zudem (wo ich das mit dem Rost vs Nitrieren gelesen habe) habe ich mal eine Kurbelwelle aus einem B234 ausgebaut, der 2 Jahre gestanden hat, und die Welle war voller Flugrost...

Gruß
 
Die Welle ist nicht nitriert sondern tenifergehärtet,Eindringtiefe ca, 0,4 mm
 
Saabs eigene Werkstatthandbücher sprechen von einer "Tenifer" Härtung.
(Teniferierung, Carbonitrierung)

(s.a. http://de.wikipedia.org/wiki/Teniferierung)

Ausserdem bietet Nitrieren/Teniferieren keinen absoluten Rostschutz, sagt Wikipedia.

Gruß
Stephan

PS: Wird eigentlich die ganze Welle so behandelt?
Oder nur die verschleißgefährdeten Lagerbereiche?
 
Welche Kurbelwellen denn? ALLE? Oder nur B202 bzw nur B234?

Alle Kurbelwellen die ich hier beschrieben habe waren ziemlich sicher nicht gehärtet, siehe wucht-Bohren.
Auch sollten die tenifärgehärteten Wellen wenigstens weniger Rosten als ein Pleuel im selben Motor, oder? Dies war auch nicht der Fall. Habe leider keine Bilder davon, aber die Kurbelwelle war verrosteter als die Pleuel.
 
Ich habe hier nur die WHB's zum B202 aus dem 900 -93.
Da steht das so.

Horst weiß es sicher genauer.
 
Hallo Jan,

die Kurbrlwellen sind nicht im ganzen gehärtet. Dann wären sie hart aber nicht mehr zäh. Eine geschmiedete KW ist zäh. Das ist das Qualitätsmerkmal einer geschmiedeten KW. Gehärtet wurden lediglich die Zapfen. Heute Nitriert oder Tenifert man die Zapfen. Die neueren Metoden haben unter anderen bessere Notlaufeigenschaften.
 
Ok, das partielle behandeln erklärt natürlich einiges. Ich dachte bisher aber, daß man nur ganze Werkstücke randschicht härten kann, da durch die Temperatur die gesamte Werkstoffoberfläche aushärtet, also die atomchen da rumdiffundieren. Muss zugeben, daß Werkstoffkunde schon paar jahre her ist, und ich nicht wirklich aufgepasst habe. Aber wie wird sichergestellt, daß man nur die Lagerstellen härtet? Wird da der "Diffusionsträger" draufgepinselt?
Habe bei Wikipedia auch nur gefunden wir Salzbadnietrieren geht...aber wurde sowas (also partielles Tenifärhärten) wirklich bei unseren Kurbelwellen angewandt? Mein Motorenmann kann nämlich nur ganze Werkstücke nachträglich nitrieren, nicht partiell.
 
Bei mir ist Werkstoffkunde noch nicht ganz solange her, aber ich kann mich auch nicht daran erinnern mal was von "partieller" Randschichthärtung mitbekommen zu haben. Kenne das auch nur mit kompletten Bauteilen...

Hab ich etwa auch nicht aufgepasst?? :rolleyes:
 
Das stimmt, aber wenn man nur sein Kurzeitgedächtnis mit mit diesem Thema vollädt, bleibt natürlich nicht besonders viel hängen.
 
Hallo Jan,

die Kurbrlwellen sind nicht im ganzen gehärtet. Dann wären sie hart aber nicht mehr zäh. Eine geschmiedete KW ist zäh. Das ist das Qualitätsmerkmal einer geschmiedeten KW. Gehärtet wurden lediglich die Zapfen. Heute Nitriert oder Tenifert man die Zapfen. Die neueren Metoden haben unter anderen bessere Notlaufeigenschaften.

Die Zähigkeit bleibt bei einer Rand / Oberflächenhärtung bestehen.
Es kann die ganze KW oberflächen-gehärtet werden. Das Kernmaterial bleibt zäh...
 
Wow :eek: :eek: :eek:

Hab mir grad das ganze Thema mit Begeisterung durchgelesen...

So verdammt Interessant!!!

Hätte ich das bloß früher gewusst, hätte ich die KW von meinem Boxer auch mal so ner Behandlung unterzogen ^^ Geschadet hätte es gewiss nicht...

Auf jeden Fall.... RESPEKT!!!

Zur Seilwinde: Schonmal über nen Flaschenzug nachgedacht? Wesentlich Präziser (da Umlenkung) -> das Geschwindigkeitsproblem fällt weg! und vor allem braucht man dann keinen starken motor mehr.... :biggrin:

Gruß,
Alex
 
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