Der Mercedes 280 SE meines Vaters war weiß. Deshalb hätte man Rost besonders gut gesehen. Der wurde einmal pro Jahr mit DINOL behandelt, weshalb der nicht rostete. Das war aber nicht Verdienst des Herstellers. Es war der Typ mit den amerikanischen (nachgerüsteten) senkrechten Doppelscheinwerfern. 1973 wurde das Auto mit 350.000 km auf der Uhr verkauft. Er läuft aber immer noch in unserer Gegend. Allerdings habe ich keinen Kontakt zum aktuellen Eigentümer und kenne weder den jetzigen km-Stand noch welche Maßnahmen zum Erhalt getroffen wurden.
Ein guter Freund besitzt das Cabrio als 280 SE und eine Lancia Flaminia Convertibile Touring 2.8 3c. Er hat dadurch den direkten Vergleich. Dass der Benz eines der letzten wirklichen schönen Mercedes-Modelle war, ist unbestritten. Bei guter Pflege und konsequenter Rostvorsorge ist der Zustand natürlich nahezu neuwertig. Aber technisch gesehen ist der der Flaminia unterlegen. Das Cabrio sowie der GT und GTL stammten von Touring und wurden parallel mit dem Maserati 3500 GT / GTI gebaut. Ich habe ein Foto, wo im Werk die Autos in zwei Reihen nebeneinander eine Art Fertigungsstraße durchlaufen. Touring hatte die sogenannte Superleggera-Bauweise entwickelt. Über einen filligranen Stahlrohrrahmen wurde eine ziemlich dünne Aluhaut gespannt. Dadurch waren die Touring-Modelle leichter. Während die Flaminia Berlina mit einem für die 60-er Jahre hohem Leergewicht von 1560 kg und zul. Gesamtgewicht von 2040 kg daher kam, war das Leergewicht beim GT 1360 kg, beim GTL 1420 kg, beim Cabrio 1400 kg. Die Zuladung war allerdings bescheiden, aber GT + Cabrio waren 2-Sitzer, der GTL ein 2+2: zul. Ges.gewicht 1520 kg (GT), 1740 kg (GTL) und 1560 kg (Convertibile) - alle jeweils als 2.8 Ltr. V6. Die 2.5 Ltr. V6 waren etwas leichter.
Die Flaminia (außer der ganz frühen Berlina) hatten alle Scheibenbremsen v+h und Transaxle-Bauweise. Der Motor leistete als 2.8 Ltr. 150 PS, das 3c steht für die 3 Weber-Doppelvergaser. Die waren für damalige Begriffe ziemlich schnell und außerdem gab es ja noch den Zagato Supersport mit 152 PS, der auch heute noch auf Landstraßen schwer zu schlagen ist. Wem die Berlina zu wuchtig war, der konnte das Pinin Farina Coupé (damals noch in 2 Worten) kaufen. Raumangebot wie eine Limousine.
2007 organisierte ich das Treffen 50 Jahre Flaminia (s. Foto). Alle Versionen (außer Prototypen) waren dabei. Wer 2017 dabei sein möchte, sollte sich jetzt um eine Flaminia bemühen, Hilfe von meiner Seite kein Problem.
Übrigens, noch ein Nachtrag zum BMW 3.0 CSi und den 6ern. Der Kofferraum des 3.0 CSi war so winzig, dass man sein Gepäck am besten mit der Bahn voraus schickte. Dafür hatte der 6er einen für Coupé-Verhältnisse riesigen Kofferraum, jedenfalls musste für sperrige Sachen immer das Coupé herhalten, da der Kofferraum des 323i (E21) zu klein war.