Kinder, bitte:
Es ist ja schön, daß ihr Euch Gedanken macht. Aber mir scheint, es fehlt Euch noch am etwas tiefgehenden Verständnis.
Ich fasse also den Sachverhalt noch einmal kurz zusammen.
1. Die Saab-Motoren ein Ölschlammproblem.
1.1. Der Ölschlamm setzt das Ölsieb vor der Ölpumpe zu, die Ölpumpe fördert nicht mehr genug, der Öldruck bricht zusammen, Motorschaden.
2. Zur Ölschlammneigung tragen bei:
2.1 das Kurbelgehäuseentlüftungsdrama
2.2 hohe thermische Belastung durch den Turbolader und den unter der Ölwanne positionierten Kat
Als Lösungsansatz propagiert ihr ein 10-w60, weil das temperaturstabiler sei und wollt die geringere Reinigungswirkung mit kürzeren Intervallen verkürzen.
Dabei überseht ihr Folgendes: Die 60 sagt NUR etwas über die Heißviskosität aus. Draus lassen sich Rückschlüsse über die Belastbarkeit des Schmierfilmes bei hohen Temperaturen und bedingt auch bei hohen Drehzahlen ziehen. Mit einem 10w60 könnte man also einem Schmierfilmabriß bei hohen Öltemperaturen und höchsten Drehzahlen vorbeugen.
Das ist aber eine Lösung für ein Problem, das der b235 gar nicht hat! Wenn dort die Schmierung zusammenbricht, dann weil kein Öl mehr durch das verstopfte Sieb nachkommt, nicht, weil das Öl seiner Aufgabe nicht mehr gerecht werden könnte.
Die 10w60 sagt hingegen überhupt nichts über die Temperaturstabilität im chemischen Sinne aus. Drittens mangelt es den meisten 10w60 an Reinigungsadditiven nd Dispergentien (die den Dreck dann in der Schwebe halten, damit er in den Ölfilter transportiert werden kann). Das alte "RS" von Castrol z.B. war selbst in den relativ gering belasteten Mercedes-V8 für seine Schlammbildung berüchtigt.
Die allermeisten 10w60 sind dafür ausgelegt, für einen kurzen Zeitraum (d.h. ein Rennwochenende!) unter Rennbedingungen (hohe Öltemperaturen: ja, haben wir; hohe Drehzahlen: nö, hamwer im Saab nicht!) zuverlässig zu schmieren.
Wir stellen fest: das 10w60 ist eine Prima Lösung für ein Problem, was der Motor gar nicht hat, bringt aber potentiell weitere Probleme!
Ein vollsynthetisches 0w40 dagegen ist chemisch beständig, besitzt eine für das Drehzahlniveau des Saab-Motors mehr als ausreichende Hochtemperaturscherbelastungsstabilität, ist gescheit (d.h. für den Straßeneinsatz) additiviert und hat eine bedeutend geringere Verschlammungsneigung. Die konstruktiven Besonderheiten der Saabmotoren bringen im vergleich zu anderen Motoren eine schnellere Alterung mit sich, so daß man die Ölwechselintervalle auf ca 10.000km verkürzen sollte. Dann bildet sich auch kein Ölschlamm in problematischem Ausmaß mehr. Damit verfügen wir bereits über ein wirksames Gegenmittel, während Euer Vorschlag am Kern des Problems vorbeigeht und u.U das eigentliche Problem noch verstärken könnte.
Ja, der b235 hat noch andere Probleme. Zu schwache Kolben in den ersten Baujahren etwa, in die man wunderbar Löcher brennen kann, oder die sich einfach so zerlegen. Oder den relativ langen Hub, der bei hohen Dauerdrehzahlen zu Problemen führt. Aber auch diese Probleme lassen sich nicht durch ein 10w60 lösen...