Moin
Ich bin bislang in drei verschiedenen Elektroautos gefahren und es war immer beeindruckend. Vor allem das fast lautlose Beschleunigungsvermögen vom Start weg. Sicher, Höchstgeschwindigkeit und Reichweite sind nicht vergleichbar mit unseren heutigen Fahrzeugen, aber für den täglichen Einsatz in der Stadt haben mich die Dinger überzeugt.
Haben wollen!
Allerdings paßt die Situation bei mir auch sehr gut. Relativ kurze tägliche Wege, Garage mit Stromanschluß und ein Saab für längere Strecken. Das der Strom bei mir aus der Steckdose kommt ist mir bewußt, ebenso daß die Batterien hauptsächlich aus China kommen, dort der Umweltschutzgedanke eher klein geschrieben wird und die Sachen dann auch noch um den halben Globus geschippert werden. Ich bin kein Öko, die Technik interessiert mich.
Deswegen hier einige Gedanken, vollkommen ungeordnet, zu den angesprochenen Stichworten. (Ein paar Punkte werden sicherlich abgezogen da sie schon einmal genannt wurden.)
Immer wenn von Elektrofahrzeugen als die Zukunft der Individualmobilität gesprochen wird hört es sich an, als würde übermorgen jemand einen Schalter umlegen und jeder tankt nur noch an der Steckdose. Es ist aber kaum vorstellbar, daß der Elektroantrieb den Verbrennungsmotor in den nächsten 20-30 Jahren ersetzen wird. Er wird ihn ergänzen.
-Luftwiderstand
Sein Einfluß wird in den Geschwindigkeitsbereichen in denen sich ein E-Fzg. heute „wohlfühlt“ eher überbewertet. Bis 80-100km/h spielen Rollwiderstand und Gewicht größere Rollen.
-Reichweite
Ein großer Teil von uns Autofahrern kommt mit einem Aktionsradius von 50km am Tag gut klar. Diese Reichweite ist mit der heutigen Batterietechnik schon leicht erreichbar und wird sich in Zukunft sicher steigern. Verbrennungsmotoren plus Generator als fest installierte Reichweitenverlängerer sind heute noch gute Verkaufsargumente, vor allem für die TDI-Fraktion mit ihrer 1000km-Restreichweiten-Anzeige. Aber im täglichen 50km-Einsatz schleppt man immer geschätzt 150kg unnütz mit sich herum. Und Gewicht kostet Energie, kostet Reichweite.
Es würde doch eher Sinn machen für die täglichen Fahrten ein reines E-Fzg. zu nutzen und für die ab und zu anfallenden Langstreckenfahrten ein geeigneteres Auto zu mieten. Das würde allerdings ein Umdenken beim Verhältnis zum eigenen heiligen Blech bedeuten und dies ist, gerade bei uns Deutschen, doch schon sehr radikal.
Alternativ kann ich mir einen Range-extender aber auch sehr gut in Form eines kleinen Anhängers vorstellen. Der führt dann auf der Autobahn zu einer Geschwindigkeitsbegrenzung von verbrauchsgünstigen 80-100km/h und kann am Zielort abgestellt werden. Auch ein Mietmodell für die Anhänger ist denkbar.
-„Tankstellen“
Wir sind gewöhnt einen leeren Tank innerhalb weniger Minuten an der Tankstelle wieder aufzufüllen und weiter fahren zu können.
Mit einem leeren Akku ist dies so nicht möglich. Eine Aufladung dauert heute 4-8 Stunden. Schnelladungen sind zwar möglich, gehen aber auf Kosten der Lebensdauer der Akkus und benötigen ziemlich hohe Ströme die nicht aus der Haushalts-Steckdose kommen.
(Wenn ich irgendwo „elektrischen Unsinn“ geschrieben habe bitte ich Berichtigung und Nachsicht. Ich bin Strom-Legastheniker)
Die Idee mit der „Tankstelle“ an der der leere Akku einfach gegen einen vollen getauscht wird ist grundsätzlich ja verlockend. Allerdings gibt es einige Einschränkungen.
- Alle Hersteller müssten sich auf einen Einheitsakku einigen. (Science fiction)
- Da die Akku-Pakete noch groß und schwer sind (stellen wir uns mal einen sehr großen Reisekoffer mit vielleicht 200kg Gewicht vor) kann der Wechsel nicht vom Fahrer oder Tankwart manuell vorgenommen werden. Es muß also eine maschinelle Lösung her, vielleicht ähnlich einer Autowaschanlage, Auto mit leerem Akku vorne rein und mit Vollem hinten wieder raus. Einbauort und Anschluß der Batterien müßten ebenfalls vereinheitlicht werden.
- Die „Tankstellen“ sollten idealerweise ein eigenes Kraftwerk hinten im Garten stehen haben um immer genügend volle Batterien für die Kunden zu haben.

- Das „Tankstellen“-Netz müßte die Dichte heutiger Treibstoff-Vertriebsstätten haben. Schliesslich weiß ja niemand wann sein Strom zu Neige geht. Und der ADAC kann einem nicht mit einem 5l-Kanister Strom aushelfen.
-Wer wird beginnen? Die Energiekonzerne werden Ladestationen sicher nicht flächendeckend zur Verfügung stellen solange nicht genug Abnehmer unterwegs sind, die Automobilhersteller werden die Entwicklung/ Produktion nicht forcieren solange ihre Marktforscher nicht genügend potentielle Kunden ausmachen und die Kundschaft hält sich zurück weil die Technik noch zu viele Kompromisse beinhaltet.
Und selbst wenn jemand nun eine Lade-Infrastruktur in vertretbarer Zeit auf die Beine stellt, wie es das „Project Better Place“ in Israel versucht, bleibt das Problem unserer geliebten Auslandsfahrten. Überspitzt ausgedrückt, für die Fahrt zum Nordkap oder die Sahara-Durchquerung kann man keinen Strom in Kanistern mitnehmen.
Das E-Fzg. kann das heutige Auto nicht 1 zu 1 ersetzen, nicht bei unserem Nutzungsverhalten. Aber wenn wir dies ein wenig anpassen hat der Alternativantrieb durchaus seine Daseinsberechtigung. Die bekannten Automobil- oder Elektrokonzerne forschen sicherlich in großen Stil, werden es aber nicht wagen Fahrzeuge in nennenswerter Anzahl unters Volk zu bringen bevor diese in den Augen der Konzerne „perfekt“ sind. Schließlich wollen sie sich nicht dem Spott aussetzen wenn die Kisten mal liegenbleiben oder abfackeln. Also wird die Pionierarbeit wohl eher von Enthusiasten oder Firmen wie Tesla gemacht. Und, falls es funktioniert kann sich der große Konzern dort immer noch einkaufen.
-Getriebe/ kein Getriebe
Für „Nachrüstlösungen“ ist „mit Getriebe“ die einfachere Lösung, Zwar schleppt man mehr Gewicht mit sich rum, umgeht aber Probleme mit dem Differenzial. Außerdem hat man noch die Kupplung zum Treten, sollte der E-Motor mal festfressen (keine Ahnung wie realistisch diese Befürchtung ist).
-fehlender Sound
Wenn ich beim Radfahren beobachte wie viele Menschen sich beim Straße überqueren ausschließlich auf ihr Gehör verlassen ist dies tatsächlich ein Problem.
Falls der Roman oben jetzt noch nicht genug war, zum weiteren Einlesen in das Thema, vor allem Umbau, finde ich diese Seite ganz gut:
http://www.kukimbia.de/
Gruß
Jörg