Moin,
ganz kurz (oder länger) zum Kauf bei Jens, ich war bei ihm und das sind meine persönlichen Erfahrungen mit ihm und dem Auto:
Ich habe vor ein paar Monaten Harry (Schüssler-SAAB) gekauft, ich war wirklich vor Ort, habe mit Jens Seltrecht persönlich gesprochen und seine sehr beeindruckende Sammlung gesehen.
Wie lief das Ganze ab?
Ich sah Harry bei Jens auf der Seite und habe ihn beobachtet und zugeschaut, wie sich immer mal wieder zwischendurch der Preis geändert hat. Als er in einem Rahmen war, der mir passte, schrieb ich eine E-Mail. Darauf bekam ich prompt eine Antwort mit allen Daten und Fakten, die er über das Auto hatte.
Dann schrieb ich, welche Fotos etc. ich noch gerne hätte, daraufhin rief er mich an und fragte mich ganz nett, ob er meine Telefonnummer an den Besitzer (und Retter) des Autos weitergeben darf, sonst geht das immer über drei Ecken. Das fand ich sehr sympatisch, ich schätze kurze Dienstwege. Dann vergingen drei Tage und Oli rief mich an. Mit ihm habe ich zwei Stunden über Harry und die komplette Geschichte von Uhlenhorst, über den Psychologen, den Stillstand hinter einer kleinen Werkstatt, die Restauration durch Oli, bis hin zu Jens gesprochen.
Als nächstes habe ich dann bei Jens angerufen und mit ihm einen Termin ausgemacht, wann ich mit meinem Kumpel nach Hamburg fahren und mir Harry angucken kann. Ich habe vorher genau gefragt, ob Harry fahrbereit ist oder ob einer Überführung auf eigener Achse von Hamburg nach Dresden etwas im Wege steht. Jens meinte daraufhin: "[...] passieren kann immer etwas, aber er sieht kein Problem, wenn er die Stecke fahren müsste, würde er sie auch mit dem Auto fahren, völlig problemloser Wagen".
Vor Ort in Hamburg
Man muss sich außerhalb der Tiefgarage einen Parkplatz suchen, meist ist davor etwas frei, an dem Tag jedoch nicht, wir parkten in einer Seitenstraße und liefen ein paar hundert Meter wieder zurück. Im Tor stand Jens Seltrecht, grinste und an und meinte "Guten Tag!". Er hatte Harry aus der Parklücke gefahren. Harry war nicht warm gefahren oder künstlich aufgehübscht... Johannes und ich konnten uns Harry in aller Ruhe angucken, ich bin mit Taschenlampe und Spiegel ums ganze Auto, konnte jede Klappe öffnen, hinter alles gucken, Jens saß entspannt am anderen Ende der Garage und behielt den Überblick über alles, unterhielt sich nebenbei noch mit einem anderen Käufer für ein anderes Auto (normalerweise macht er keine Doppel-Termine, wir waren durch den Stau eine Stunde zu spät). Aber auch diesen Käufer hat er nicht belagert, wie man das von den typischen Verkäufern kennt.
Als er sah, dass meine LED-Leuchte schon recht duster war, kam er zu mir, meinte, seine große Magnet-LED-Leuchte mir in den Hand drückend: "Damit sehen sie ja nix!" (fand ich recht beeindruckend ;-))
Als er dann wieder sah, das wir alle Klappen wieder zu hatten, meinte er zu uns: "Wie siehts aus? Probefahrt?", habe ich natürlich "JA" gesagt, er bat um einen Pfad, ich gab ihm meinen Ausweis mit der Frage, ob er nicht mit will, er meinte darauf mit einem breiten Grinsen, er ist nur Händler und quatscht dann, man braucht Zeit, um das Auto zu erleben, viel Spaß!. Mit dem Satz fuhren wir dann mit Harry aus der Tiefgarage und eine recht große Runde, ein Stück aus der Stadt, über den Stadtring und wieder zurück (ich denke wahrscheinlich 30-40 min).
Wieder an der Tiefgarage angekommen, fuhren wir rein, Tor war offen, und ich bekam meinen Ausweis direkt wieder in die Hand mit der Frage: "Wie isses?". Ich meinte, dass Harry durchaus gut fährt, würde gerne noch eins, zwei Kleinigkeiten angucken. Jens war die Ruhe selbst und meinte nur: "klar!". Dan hatte ich Zeit auch mit warmer Maschine den Flieger zu beurteilen, mich mit Johannes zu beraten, Jens war nicht nervig daneben, sondern saß am anderen Ende der Halle, telefonierte etc. pp.
Als ich dann Johannes bat, mir das Auto auszureden und er meinte: "Mir fällt kein Grund ein, das Auto nicht zu kaufen", ging ich zu Jens und wir haben echt nett über Dies und Das, Oldtimer, Klassiker, seine Erlebnisse, etc. gequatscht, als würden wir uns schon Jahre kennen. Dann hab ich ihm erzählt, was ich so vor habe, was schon bei mir steht, warum usw. Erst dann ging es um den Preis. Jens ist ja durchaus bekannt dafür, Leute mit der falschen Preisvorstellung oder auch mit dem falschen "Spirit" aus der Halle zu schmeißen. Das meint nicht, dass man nicht mit ihm handeln kann, aber mit einer Gentleman-Art, also keine "Letzte Preis?!"-Gespräche. Er verkauft nur wirklich seltene Autos mit der Geschichte und das macht er mit viel Herzblut.
Bei Harry erzählte er mir nebenbei, dass er auch kurz selbst überlegt hat ihn auf dauer zu fahren, aber sein Volvo-Herz war größer (er hat sehr beeindruckend seltene Volvos, die man bei einem Besuch selbstverständlich ebenfalls sehen darf, so wie auch den Rest der Autos vor Ort. Ich sah dort z.B. das erste mal in meinem Leben einen Treser-Audi und einen Strossek-Porsche).
Zurück zum Preis: Wir wurden uns sehr schnell und auch sehr freundschaftlich einig. Jens lehnte dabei an einem Pfeiler der Tiefgarage und machte einen Vorschlag, ich begründete, machte einen Gegenvorschlag und dann trafen wir uns. Wie er dann feststellte (da er dafür bekannt ist, die Autos nicht nur nach Geld zu verkaufen): "[...] ich sehe das so, das Auto geht von einem Verrückten, an einen anderen Verrückte, das passt für mich! So wie sie an das Auto rangehen, sieht man, sie kennen sich damit aus, sie können den Wagen fahren und erhalten." Mit dem Satz und einem breiten Grinsen hatte ich dann sozusagen auch "Jens-Segen" und wir machten den Kaufvertrag. Sehr unproblematisch, er füllte das Formular aus, wir saßen in der kleinen Sitzecke, in der sich so viele alte Autoteile und Zeitschriften stapeln, das man nur eine kleine Ecke vom Tisch noch nutzen konnte. Ich klappte meinen Laptop auf, hing ihn in sein WLAN, machte mit dem Online-Banking eine Sofort-Überweisung, er holte gemütlich den Kilometerstand, dann schaute er mit seinem Laptop auf sein Konto, unterschrieb, ich unterschrieb, er machte mit seiner App ein Foto von den Unterlagen, heftete seinen Durchschlag ab, und stellte mir dann alle Unterlagen, die zu Harry gehören zusammen, er heftete auch den Vermittlungsvertrag oben auf und meinte: "Es ist kein Geheimnis, was ich mache, was ich an Provision bekomme, ich hab das gerne offen, darum gebe ich das bei den Autos immer mit dazu". Hat mich nochmals beeindruckt, wie sehr transparent er das gestaltet.
Dann entschuldigte er sich, dass er uns keinen Espresso anbieten konnte, aber seine Hebeanlage war kaputt und der Monteur erst auf dem Weg... So unterhielten wir uns noch einen Moment, haben uns nett verabschiedet und ihr fuhr mit Harry aus der Tiefgarage.
Die Überfahrt
War tatsächlich die entspannteste Überführung die ich je hatte, es war wirklich alles wie besprochen. Ich habe natürlich nochmal nach allen Flüssigkeiten geschaut (waren ja schon ein paar km unterwegs) und wir haben natürlich getankt, aber dann sind wir bis auf zwei kurze Pausen für Kaffe&Co super nach Dresden gefahren. (Vorher noch Mittag an der Oldtimer-Tankstelle genommen).
Seit den ist Harry hier und, was soll ich sagen, er funktioniert, wie er soll. Reinsetzen, Fahren. Macht Höllenspaß. Das Einzige, was der Wagen nicht kann, ist unauffällig, man hat immer alle Blicke auf sich, aber das wusste ich ja vorher...
Und nu?
Mache ich die Stellen an Harry "besser", die mich stören, das ist aber meine Vorstellung, wie das Auto sein muss. Technisch müsste ich nichts machen, wie gesagt, alles wie zugesichert und vor Ort geprüft, Auto funktioniert. TÜV war mein Wunsch, den selbst zu machen, auch den hätte Jens bzw. Oli gemacht. (<werbung>: Meinen Autos und damit auch Harry kann man auf Instagram folgen "heart4saab"</werbung>).
Was sagt uns das?
Ich fand alles mit Jens sehr klar und transparent, es gab keinen Raum für Missverständnisse, alles war ganz deutlich, keine Geheimnisse dabei. Das er nur Vermittler der Autos ist, ist vollkommen vor dem Kauf des Autos klar. Wie beschrieben, man bekommt sogar den Vertrag, den er mit dem Besitzer macht, beim Kauf dazu. Was Jens aber auch jedem Käufer ganz klar am Telefon sagt: Vorbeikommen, angucken, fahren, dann kann man sich ein Bild machen. Alles andere empfiehlt er nicht, macht er, wenn man es sich wünscht.
Vielen Dank fürs Lesen, vielleicht bestärkt es ja oder vielleicht lehnt auch jemand das Model ab, aber wer vor hat, bei Garage 11 ein Auto zu kaufen, fährt am besten mit Termin vorbei. Auch wenn man den Wagen nicht kauft, ist die Sammlung an seltensten Autos einen Besuch wert.
Viel Spaß und viele Grüße
Kai