Autogas PRO/CON

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18. Dez. 2004
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SAAB
9000 II
Baujahr
1995
Turbo
FPT
Hallo liebe Saab Freunde,

diesen Beitrag möchte ich gerne einem Forumskollegen widmen der mich mit folgendem Beitrag ehrlich gesagt geschockt hat:
Ich bin halt einfach Originalitätsfanatiker. Bei einer Gasanlage rollen sich mir die Fußnägel hoch, genauso wie bei nicht originalen Radios, Zubehörfelgen, ATU-Fußmatten und anderen ästhetischen Fauxpas. Die Gasanlage halte ich darüberhinaus noch für einen guten Geizkragen-Indikator, oftmals wird dann auch an anderen Ecken des Wagens gerne gespart. Nichts für ungut an alle Gasfahrer, das gilt freilich nicht pauschal.

Meiner Meinung nach besteht hier Klärungsbedarf und ich möchte alle LPG- und CNG Kritiker anregen, über folgende Fakten nachzudenken:

- LPG und CNG verbrennen sauberer als Diesel oder Benzin
- CO2 Bilanz um 15% besser als Benzin
- LPG fiel in der Vergangenheit als Abfallprodukt beim Raffinieren an und wurde noch vor Ort abgefackelt, ist nach meiner Information aber heute nicht mehr der Fall oder nur in geringem Umfang
- zumindest für den Anteil der abgefackelt würde, fahren die Fahrzeuge quasi CO2 neutral
- keine Beimischung von Biokraftstoffen und damit Vergeudung landwirtschaftlicher Flächen
- höhere Sicherheit beim Betanken als Benzin
- dem preislichen Vorteil von LPG steht etwa 20% Mehrverbrauch, die Kosten der Installation und Wartungskosten entgegen. Insgesamt lässt sich aber dennoch was Sparen, das stimmt soweit.

Ich würde behaupten, dass LPG und CNG direkt nach Elektrofahrzeugen die sauberste automobile Lösung sind; wobei E-Fahrzeuge dann auch erst 80 bis 200tkm betrieben werden müssen um den Break-Even-Point bei der CO2 Bilanz zu erreichen und vorzugsweise "grün betankt" werden.

Zum Thema Originalität: Es sind keine Bugattis und auch keine Mona Lisa. An meinen Fahrzeugen ist von außen der Gaseinbau nicht zu sehen. Auch Saab hat nicht alles perfekt gemacht und deshalb erlaube ich mir auch zum Beispiel, Edelstahl statt der rostigen Schrauben am Unterboden oder auch an der Abgasanlage zu verbauen usw. Gegen Erstattung der Versandkosten kann ich den "Originalfetischisten" gerne die rostigen Originalteile zukommen lassen.

Da ich mir insgesamt mehr Gedanken mache als manch anderer wie Autofahren ökologisch sinnvoll ist (mal ganz abgesehen vom Fahrzeugzustand und der Wartungshistorie) empfinde ich es als außerordentlich unpassend, als LPG Fahrer in die Geizkragen und Schlamper Ecke gestellt zu werden.

Gruß
Marcel
 
Hallo Marcel,
schöne Zusammenfassung, unterschreibe ich soweit auch alles! :top:
Ich will nur noch hinzufügen, dass der Gas-Umbau es bei meiner damaligen Berufsfahrerei es mir erst überhaupt erlaubt hat diese mit einem Saab zurück zu legen. Als reiner Benziner wäre es schlichtweg zu teuer und nicht machbar. Als Diesel wollte ich das aus von dir genannten Gründen schon damals auch nicht (nicht erst seit dem "Skandal"). Erst als LPG ins Spiel kam, war das sowohl kosten-technisch als auch umwelt-technisch halbwegs vertretbar.
Also ja, es geht bei LPG auch immer ums Geld. Aber ich würde mich da jetzt nicht als geizig abstempeln. Ich achte eher bewusst dadrauf, WO ich mein Geld investiere. Ich will das beste aus den (wenigen) verfügbaren Mitteln machen. Und da geht Technik und Nutzwert vor Optik. Hauptsache er fährt und hält seine Nase in den Wind ... das da auch mal noch ne Beule oder Kratzer drin ist, so what!? Aber ich verstehe, dass das dann gleich wieder unter Geiz abgetan wird, "pflegt der denn sein Auto nicht?!"... doch! nur anders! :cool:
 
Da ich mir insgesamt mehr Gedanken mache als manch anderer wie Autofahren ökologisch sinnvoll ist (mal ganz abgesehen vom Fahrzeugzustand und der Wartungshistorie) empfinde ich es als außerordentlich unpassend, als LPG Fahrer in die Geizkragen und Schlamper Ecke gestellt zu werden.
Wenn dem so wäre, müsste man auf jeden Fall auch alle Dieselfahrer in die Geizhalz-Ecke stellen, da die Kraftstoffkosten ja so schön niedrig sind.

CNG wäre aufgrund des guten H-zu C-Verhältnisses in Sachen CO2 ein hervorragender Kraftstoff, wenn es denn fossil sein muss. Dazu kommt die enorme Klopffestigkeit, von daher ist es gerade bei den Downsizing-Motoren der letzten Jahre fast unverständlich, dass es nicht ab Werk mehr davon gibt. Nachrüstung ist hier zu aufwendig.

Bei LPG sieht das anders aus. Hier besteht nur die Gefahr, dass der Umbau nicht gut gemacht ist oder der Motor für eine Umrüstung ungeeignet ist, ansonsten hat der Kraftstoff ebenfalls Vorteile. Da er aber ein "Abfallprodukt" ist, taugt er nicht zur Massenmotorisierung.

Originalitätsfetischisten sind halt Originalitätsfetischisten. Es gibt viele Fetische die ich nicht teile, mir ist Originalität relativ egal. Wenn man die vielen totlangweiligen Karren auf den Straßen sieht, dann ist "original" bei mir definitiv nicht positiv besetzt.
 
Es gibt gerade auf der ADAC Web Seite einen interessanten Vergleich der Antriebsstoffe, LPG leider nicht dabei... aber trotzdem interessant.
Noch ein Hinweis, der ADAC versichert KEINE Oldtimer die eine LPG Anlage eingebaut haben... voll blöde, weil es ja auch ein altes Auto im Vergleich sogar zu neuen Benziner deutlich sauberer macht was das CO2 angeht...
 
So einfach ist es mit der positiven Umweltbilanz von CNGwohl doch nicht. Bislang wurde durchgehend vertreten, dass eine CO2 Ersparnis von 15% gegenüber Diesel besteht. Nach einer neueren Studie ist das aber wohl zweifelhaft. In der Verbrennung ist CNG wohl tatsächlich günstiger. Bei der Förderung entweicht allerdings ein Gas (Name ist mir entfallen), das ein zigfaches CO2-Äquivalent aufweisen soll. Die Studie wurde in der TAZ und SZ vorgestellt, leider finde ich keinen freien Link dahin.
 
Zuletzt bearbeitet:
... wenn es um pure "Originalität" geht, wie steht es dann mit Rostschutz ??? :confused:

Auch richtig, mein 9k ist keine Designikone mit einem Wert jenseits 1 Mio. Euro.
Da geht Funktionalität auf jeden Fall vor. Leider wurde das Auto im August von
einen Hagelschauer erwischt. Die Motorhaube sieht schlimm aus, will ich bei
Gelegenheit tauschen, da ich auch die ganze Zeit draufschauen muss.
Ein paar Einschläge auf Dach und Heckdeckel dagegen lasse ich. Der Lack ist ja
nicht gerissen. Also keine Rostgefahr. Die Reparatur aller Dellen soll über das
Doppelte des Zeitwerts kosten. Da würde ich eher das ganze Auto tauschen,
gern auch mit LPG.

Das sehe ich auch nicht als Geiz an, denn allein die Tatsache, einen SAAB zu fahren,
ist nicht gerade bezeichnend für Geiz. Ginge es nur um die Kraftstoffkosten, gäbe es
auch Diesel der neuesten Generation mit Verbrauchswerten um 4 l / 100 km.
 
So einfach ist es mit der positiven Umweltbilanz von LPG wohl doch nicht. Bislang wurde durchgehend vertreten, dass eine CO2 Ersparnis von 15% gegenüber Diesel besteht. Nach einer neueren Studie ist das aber wohl zweifelhaft. In der Verbrennung ist LPG wohl tatsächlich günstiger. Bei der Förderung entweicht allerdings ein Gas (Name ist mir entfallen), das ein zigfaches CO2-Äquivalent aufweisen soll. Die Studie wurde in der TAZ und SZ vorgestellt, leider finde ich keinen freien Link dahin.

Statt Abfackeln ist es aber besser, es sinnvoll zu verwenden. War es vielleicht Methan?
 
So einfach ist es mit der positiven Umweltbilanz von LPG wohl doch nicht. Bislang wurde durchgehend vertreten, dass eine CO2 Ersparnis von 15% gegenüber Diesel besteht. Nach einer neueren Studie ist das aber wohl zweifelhaft. In der Verbrennung ist LPG wohl tatsächlich günstiger. Bei der Förderung entweicht allerdings ein Gas (Name ist mir entfallen), das ein zigfaches CO2-Äquivalent aufweisen soll. Die Studie wurde in der TAZ und SZ vorgestellt, leider finde ich keinen freien Link dahin.
LPG wird ja nicht gefördert, sondern ist ein Abfallprodukt bei der Spritherstellung...
 
Evtl. mit Erdgas verwechselt?

Mir wäre der technische Aufwand bei Erdgas zu hoch. Außerdem ist
es mir sympathischer, Flüssiggas einzufüllen, wobei der Tank auch
nicht extrem hohen Drücken ausgesetzt ist.
 
Danke. Ich meinte tatsächlich CNG. Text ist korrigiert.
 
Hallo Marcel,
schöne Zusammenfassung, unterschreibe ich soweit auch alles! :top:
Ich will nur noch hinzufügen, dass der Gas-Umbau es bei meiner damaligen Berufsfahrerei es mir erst überhaupt erlaubt hat diese mit einem Saab zurück zu legen. Als reiner Benziner wäre es schlichtweg zu teuer und nicht machbar. Als Diesel wollte ich das aus von dir genannten Gründen schon damals auch nicht (nicht erst seit dem "Skandal"). Erst als LPG ins Spiel kam, war das sowohl kosten-technisch als auch umwelt-technisch halbwegs vertretbar.
Also ja, es geht bei LPG auch immer ums Geld. Aber ich würde mich da jetzt nicht als geizig abstempeln. Ich achte eher bewusst dadrauf, WO ich mein Geld investiere. Ich will das beste aus den (wenigen) verfügbaren Mitteln machen. Und da geht Technik und Nutzwert vor Optik. Hauptsache er fährt und hält seine Nase in den Wind ... das da auch mal noch ne Beule oder Kratzer drin ist, so what!? Aber ich verstehe, dass das dann gleich wieder unter Geiz abgetan wird, "pflegt der denn sein Auto nicht?!"... doch! nur anders! :cool:
Naja, nicht machbar...

Ich fahre seit immer LPG und zu meinen Bestzeiten etwas über 100 tkm/Jahr. Ich hätte das auch mit Benzin fahren können. Natürlich wären am Ende des Monats ein paar DM (heute €) weniger übrig, aber es wäre auch mit Benzin gegangen.
Ich bin meinen 2.3 TurboS über 1 Jahr ohne LPG gefahren (LPG Anlage defekt, die neue Prins hat halt etwas gedauert, bis ich die eingebaut habe). Nur Benzin. Im Durchschnitt hatte ich einen Verbrauch von knapp unter 8 Litern. Klar wäre LPG billiger gewesen, aber soo schlimm war das auch nicht...

Ein weiterer Vorteil von LPG: Ich habe eine Autonomie von weit über 1.500 km und das habe ich schon mehr als 1 Mal als Vorteil gesehen. Abgesehen davon bleibt der Motor deutlich sauberer....
 
LPG wird ja nicht gefördert, sondern ist ein Abfallprodukt bei der Spritherstellung...
Naja, Abfall ist wohl nicht richtig. Es gibt ja durchaus andere Verwendungen dafür. Abfall klingt wie muss kostenpflichtig entsorgt werden. Nebenprodukt trifft es wohl deutlich besser.
 
Naja, Abfall ist wohl nicht richtig. Es gibt ja durchaus andere Verwendungen dafür. Abfall klingt wie muss kostenpflichtig entsorgt werden. Nebenprodukt trifft es wohl deutlich besser.
Ok.. Nebenprodukt hört sich schöner an :top:
 
Hier kann man die oben angesprochene Studie zur Klimawirkung von CNG lesen:
http://energywatchgroup.org/wp-content/uploads/EWG_Erdgasstudie_2019.pdf
Beim Überfliegen der Studie entnehme ich dem Text, dass der Autor hauptsächlich das Entweichen von Methan bei der Nutzung von Erdgas kritisiert. Methan ist ein Hauptbestandteil von Erdgas, aber auch von Biogas. Ohne die Einzelheiten zu kennen, dürfte das Methan wohl hauptsächlich beim Ab-/Umfüllen und Lagern des Erdgases entweichen.
Warum der Autor der Studie das Entweichen von Methan nur bei der Nutzung von Erdgas sieht, nicht aber bei der Nutzung von Biogas erschließt sich mir nicht!
Absicht der Studie ist aber nicht die Nutzung von Diesel zu propagieren, sondern fossile Energieträger durch regenerierbare (inkl. Biogas) zu ersetzen.

Ein auf CNG umgerüstetes Fahrzeug kann meines Wissens auch mit Biogas betrieben werden. Bei der Art, in der Biogas derzeit produziert wird, wäre es für mich keine wirkliche Alternative. Im Moment wird Biogas, statt aus Bioabfällen, wohl hauptsächlich aus extra dafür angebauten Pflanzen wie Mais gewonnen. Abgesehen davon, dass es fragwürdig ist Landwirtschaftliche Flöchen dauerhaft zur Energiegewinnung statt zur Nahrungsproduktion zu nutzen, nervt die massive Zunahme von Maisfeldern, wenn man auf der Landstraße Kreuzungen und Kurven im PKW nicht mehr einsehen kann.

Die Umrüstung auf CNG (Erdgas) dürft bei einem Saab wohl technisch sehr anspruchsvoll werden und ein H-Kennzeichendürfte es damit auch nicht geben (oer kennt jemand einen Saab mit CNG?)
 
diesen Beitrag möchte ich gerne einem Forumskollegen widmen der mich mit folgendem Beitrag ehrlich gesagt geschockt hat:
Nachdem es mir gelungen ist, mit einem Beitrag vom Mai nach einem halben Jahr noch zu schocken, möchte ich hier zwei Dinge klarstellen: Der zitierte Inhalt ist meine persönliche Meinung zu Gasanlagen. Ich habe mich im Nachsatz bereits im Originaltext von einer Pauschalisierung distanziert. Die möglichen Vorteile von Gasanlagen stelle ich nicht in Abrede.
 
Naja, nicht machbar...
nun, wenn man aber für die Fahrerei zur Arbeit auch mit LPG schon einen beträchtlichen Teil des Gehalts abdrücken muss, dann wird es mit Benzin noch umso sinnfreier ... das meinte ich mit nicht machbar.
Ich bin froh, dass ich das jetzt nicht mehr muss, für den Weg zum neuen Job reicht meine Muskelkraft... :bike:
 
Beim Überfliegen der Studie entnehme ich dem Text, dass der Autor hauptsächlich das Entweichen von Methan bei der Nutzung von Erdgas kritisiert. Methan ist ein Hauptbestandteil von Erdgas, aber auch von Biogas. Ohne die Einzelheiten zu kennen, dürfte das Methan wohl hauptsächlich beim Ab-/Umfüllen und Lagern des Erdgases entweichen.
Warum der Autor der Studie das Entweichen von Methan nur bei der Nutzung von Erdgas sieht, nicht aber bei der Nutzung von Biogas erschließt sich mir nicht!
Absicht der Studie ist aber nicht die Nutzung von Diesel zu propagieren, sondern fossile Energieträger durch regenerierbare (inkl. Biogas) zu ersetzen.

...

Ich finde z.B. S.5f der Studie ganz geeignet, um einzuschätzen wie gewichtig die Argumentation darin ist: Insgesamt alles schwammig ("oft", "häufig", "manchmal") und wenig Bezug zu Zahlenwerten (die, die vorkommen stützen die Argumentation meiner Ansicht nach nicht stringent). Das soll nicht heißen, dass die Grundaussage nicht korrekt ist. Aber so finde ich die Bezeichnung als Studie doch etwas hochgegriffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei LPG sieht das anders aus. Hier besteht nur die Gefahr, dass der Umbau nicht gut gemacht ist oder der Motor für eine Umrüstung ungeeignet ist, ansonsten hat der Kraftstoff ebenfalls Vorteile.
Was die Motoren angeht, so sind wir ja zumindest mit den B2xx-Blöcken in 900 & 9k scho mal auf der recht sicheren Seite.
Beim Einbau muss ich allerdings sagen, dass die Anlagen wohl oft einfach ob des Preises so eingebaut sind, wie sie es sind. Klar haben 'unschön' verlegte Kabel erst einmal keinen negativen technischen Impact. Aber nicht nur hier kostet akurate Arbeit wirklich immens Zeit, sondern auch das saubere Einstellen und die entsprechende Kontrolle in allen (un)möglichen Betriebszuständen ist gerade bei TUs doch recht aufwändig.
Wir fahren bei mir seit 01/2006, angefangen mit einem 2000er Voyager GS, mit LPG. Im aktuellen Bestand haben 2 9k und das 900er TU CV jeweils einen Prins VSI. Beim 900er hatte ich damit angefangen, nur den mechanischen Einbau fremd zu vergeben, und bei den 9k habe ich den Einbau komplett selbst erledigt. Damit, die Anlagen einzustellen, mußte ich mich schon Anfang 2007 bei meinem 9k Aero beschäftigen, da der Umrüster sich schlicht daran verhoben hatte. Daher weiß ich auch, was wieviel Zeit frißt, und dass dies in der Form wie ich es mache und haben will, betriebswirtschaftlich in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht darstellbar ist.
 
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