Nicht die Häufung von Schadensfällen hat zu einer Erhöhung der Versicherungsprämie geführt, sondern die besseren Überlebens- und Behandlungsmöglichkeiten für die Geschädigten...
...und die damit verbundenen höheren Kosten pro Schadensfall, meinst du sicher.
Trotzdem denke ich (ohne Zahlen zu kennen), dass auch die Zahl der Fälle eine Rolle spielt, dass sich diese mit zunehmender Zahl von Hausentbindungen nur aus dem stationären in den ambulanten Bereich verlagert (hat). Von dem generellen Trend zur zunehmenden juristischen und finanziellen Inanspruchnahme von medizinischem Personal in (vermuteten) Fehlerfällen mal ganz abgesehen.
Die geburtshilflichen Situationen, die du benennst kann in der Tat so wie du selbst sagst niemand vorraussehen, sind aber gleichzeitig so selten Ereignisse
Eben! Aber um genau die geht es ja - nicht um die allgemeine Qualität!
Wenn nun einer Schwangeren suggeriert wird, eine Hausentbindung sei sicher und nichts schlimmes könne passieren, weil bei ihr ja alles "normal" sei und im Notfall sei ja (ärztliche) Hilfe schnell da, dann habe ich (aus eigener schlechter Erfahrung) meine Probleme damit, und die Mutter spätestens auch dann, wenn sie unglücklicherweise zu den (zugegeben) seltenen Fällen gehört, in denen dann eben doch eine unverhersehbare Komplikation aufgetreten ist oder die nette, freundliche junge Hebamme in so einer Situation dann doch mit unzureichender Berufserfahrung mutterseelenalleine auf dem Dorf dasteht, die Anpassungsstörung nicht rechtzeitig genug erkennt und wo die nächste geburtshilfliche Abteilung 40 km, der nächste Notarztstützpunkt 20 km entfernt ist und der Baby-NAW ca. 1 h bis zum Eintreffen benötigt...! Dass dann das Geschrei groß ist und keiner nach der allgemeinen Qualität der außerklinischen Geburtshilfe fragt, kannst du dir denken!
dass sie nicht für oder gegen die Qualität von außerklinischer Geburtshilfe spricht.
Es geht m.M. nach auch nicht primär um die Qualität außerklinischer Geburtshilfe im Allgemeinen - dass die im wesentlichen gut ist, bezweifelt ja auch niemand ernsthaft. Meine Bedenken habe ich ja schon oben und in meiner ersten Antwort formuliert. Es geht hier, wie so oft, um den Einzelfall, in dem etwas eben mal nicht nach Plan läuft, und dass es den gibt, auch da sind wir uns ja einig.
Und problematisch wird es i.d.R. ja erst dann richtig, wenn in diesem (zugegeben) seltenen Fall auch noch mangelnde Qualifikation, Professionalität, Erfahrung dazu kommt.
Wenn nun eine werdende Mutter, aus welchen Gründen auch immer, nach
ernsthafter Aufklärung über
alle möglichen, auch unerwarteten Probleme und Komplikationen
und deren Folgen, trotzdem beschließt, auf die Möglichkeiten und Absicherungen klinischer Geburtshilfe zu verzichten und ihr Kind zu Hause bekommen zu wollen, soll sie es tun. Wie aber soll sie z.B. die Qualifikation ihrer Hebamme, gerade für den Fall des Auftretens von Komplikationen beurteilen...?!
Dass eine Schwangerschaft keine Krankheit ist und heute vieles, was ringsherum getrieben wird, übertrieben wird (und der Trend zu Wunsch-Sectiones in meinen Augen pervers ist), das sehe nicht nur ich so.
Trotzdem gehört IMHO eine Entbindung, wann immer möglich,
in unserer Gesellschaft mit ihren Ansprüchen an Sicherheit und Absicherung und Versicherung in ein Krankenhaus - nein steich das Wort und lies: in eine geburtshilfliche Einrichtung, die über alle (!) Möglichkeiten der Versorgung von Komplikationen unter der Geburt bei Mutter (wird oft vergessen!) und Kind verfügt oder innerhalb angemessener (!) Zeiten zur Verfügung stellen kann (nur gibt es davon außerhalb von Krankenhäusern kaum welche). Dass auch hier nicht alles fehlerfrei abläuft ist nun wieder ein anderes Thema...
Ich gestehe natürlich jedem zu, das nicht so zu sehen. Dann muss er/sie aber wissen, was er tut. Und meiner Ansicht nach auch die damit verbunden Konsequenzen tragen. Die Mutter, evtl. mit einem behinderten Kind zu leben, und die Hebamme, für (vermeintliche) Fehler in Anspruch genommen zu werden.
edit
Hab gerade noch einmal deine #39 gelesen.
Wer sagt denn, dass eine Entbindung in einer Klinik nicht interventionsarm sein kann und soll?! Dass sie es möglicherweise öfter als nötig nicht ist, weil möglicherweise nicht in dem "Fall" selbst begründete "Indikationen" oder die einfache Verfügbarkeit oder oder... dazu verführen, auf die eine oder andere Intervention zurückzugreifen, sei an dieser Stelle einmal dahin gestellt. Und für die Kreißende ist dann natürlich im einzelnen nicht immer nachzuvollziehen, ob die spezielle Maßnahme nun gerade wirklich "not-wendig" ist oder war. Das mag natürlich die Ablehnung der Klinikentbindung noch fördern (zumal, wer ist überhaupt schon gerne im Krankenhaus?!), was auch ich gut nachvollziehen kann. Da ist mit Sicherheit das Vertrauensverhältnis zu der Hebamme, die einen während der Schwangerschaft zuvor auch schon betreute, sehr viel angenehmer.