Kleine Horrorgeschichte Saab 900 turbo Cabrio - Lehrgeld eines Neulings

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06. Feb. 2015
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SAAB
900 I
Baujahr
1988
Turbo
FPT
Liebe Foristen,
es war nur eine kurze Liaison, zum Glück! Der Verlust schmerzt, ist aber besser als ein Schrecken ohne Ende.
Liebe macht blind, und Verkäufer, die mit sehr schönen Saabs 99 vor Ort sind, ordnerweise Fotos zeigen können, ordnerweise Rechnungen vorweisen können und schöne Geschichten erzählen färben die Brille zusätzlich rosarot. Auf alles gibt es eine Antwort, Motor und Turbolader haben (laut Rechnungen) gerade mal 5000km nach Überholung hinter sich. Der angeblich einzig wahre Volvospezialist in Norddeutschland hat gut 2800€ für den Umbau auf Lucas-Einspritzung, die Euro-2-Abnahme und diverse Einstell- und Montagearbeiten
in Rechnung gestellt. Das Auto wurde "ohne Rücksicht auf Kosten restauriert". Lack neu, Leder neu. Nach den ganzen Hollandruinen endlich mal ein schönes Auto. Der Verkäufer und sein Begleiter scheinen tief in der Szene verankert und vertrauenswürdig,die Geschichte zum Verkaufsgrund klingt glaubwürdig, also wird das Geschäft gemacht. Bei der Abholung wird man mit dem Satz "Ich habe die ganze Liebe zu meiner Frau in den Wagen gelegt" verabschiedet.
Fröhlich tritt man die Reise nach Kehl an, es gab eine Einladung, mit französischen Freunden zum Narrensprung nach Rottweil zu kommen. Es ist zwar nicht wirklich warm, aber die Sonne scheint, eine Stunde geht es offen Richtung Süddeutschland, die Stimmung steigt. Alles richtig gemacht!
OK, der Durchzug ist für einen Vollturbo etwas schlapp, und die APC-Kontrolle schlägt nicht aus, aber das tut sie nach Auskunft des Verkäufers ja erst bei hohen Drehzahlen, und mehr als 3500/min fordere ich nicht. Außerdem ist ja alles neu, kann ja nur eine Lappalie sein.
Nach ca. 4 h ist die Abfahrt Offenburg erreicht. Huch, was ist denn das für ein komisches Geräusch an der Ampel? Der Verkäufer hatte erzählt, dass es keine originalen Spannschienen mehr gäbe, und daher die Kette manchmal etwas rasseln würde, was aber kein Problem sei. Komisch, hört sich an wie ein Pleullagerschaden. Aber welcher Motor macht 500km mit einem Schnitt von 125km/h mit einem Pleullagerschaden? Kann ja nicht sein, ist ja alles neu.
Ankunft in Kehl auf dem Hof eines alten Freundes, den man über die Schrauberei an exotischen Franzosen (Panhard) vor 15 Jahren kennengelernt hat. Er öffnet das Tor, ein fragender Blick.
Da klappert doch was? Hmm, aber nur im Teillastbereichund nur manchmal. Kaputte Pleuellager klopfen doch vor allem unter Last?!?
Der Verkäufer angerufen. Ach, wäre sicher kein Problem, vielleicht die Nockenwellenlager, man wäre gerne bereit, sich bei der Lösung des Problems finanziell einzubringen.
Nächster Morgen. Wir drehen eine Runde um den Block. Nichts zu hören, aber man ist sich einig, dass der Turbo irgendwie nicht vorhanden ist. Montag nachmittag geht es piano mit 3000/min zurück nach Hause. Kann ja nichts wildes sein, der Motor ist ja quasi neu...
Mit dem Verkäufer wird verabredet, zu Molek zu fahren und eine Diagnose einzuholen. Leider muss ich bis 17.00h arbeiten, daher kann ich erst am Freitag dahin, da habe ich um 13.00h in Düsseldorf Feierabend. Der Freitag kommt, ich habe böse Vorahnungen.
Ich komme um 13.45h bei Molek an, und obwohl der Laden gerade mal 3km von meiner Schrauberbude weg ist, war er mir vollkommen unbekannt.
Das Urteil fällt verheerend aus: Die Antriebseinheit ist völlig verölt, die Verbindungsstange zum Wastegate fehlt, das APC-Ventil fehlt. Der neue Stoßdämpfer hinten rechts ölt, die Antriebswellenmanschette vorne rechts ist defekt. Der Tank ist undicht und verliert auf der Oberseite Benzin. Der Motor hat einen massiven Lagerschaden, der Wagen ist ringsherum verspachtelt (laut Aussage des Verkäufers "alles verzinnt, kein Gramm Spachtel" - da war mein Winzmagnet wohl zu stark, die dünne Magnetfolie von Molek fällt fast überall ab). Vater und Sohn Molek würden wetten, dass der Motor niemals draußen war, geschweige denn überholt wurde. Der Wagen sei ein "klassischer Blender".
Noch von den Moleks rufe ich den Verkäufer an, stelle das Telefon auf laut und verlange die Wandlung. Er sichert diese zu.
Danach folgt ein Nervenkrieg per SMS mit Zu- und Absagen, bis mir um 7.22h heute morgen mitgeteilt wird, dass zu meinem Glück die Frau des Verkäufers findet, dass sie den Wagen zurücknehmen sollten.
Ich bin um 8.00h beim Hängerverleih, der Saab kommt auf den Trailer, ab geht es von Duisburg ca. 60km mitten ins Ruhrgebiet, in einen Ort, der mit Ca... beginnt, ich bin mir absolut nicht sicher, ob wir den Wagen nicht wieder mit zurücknehmen müssen. Der Verkäufer ist mit seiner Begleitung vom Verkaufsgespräch vor Ort, schleicht kurz um den Wagen und bietet mir an, den Wagen für 900€ weniger als den Kaufpreis zurückzunehmen. Ich bin mit den Untiefen einer gerichtlichen Auseinandersetzung bestens vertraut und schlage ein, will diesen Mühlstein nur noch vom Hals haben.
Auf der Rückfahrt stellt sich Erleichterung ein. Wie konnte ich nur so blöd sein?
Das einzig positive an diesem Vorfall ist dieses Forum und die Bekanntschaft mit den Moleks, die natürlich meinen Hallenvermieter (einen 86jährigen ehemaligen Schrotthändler, ein echtes Original ) wie auch meinen Mitmieter (einen Kfz-Sachverständigen) bestens kannten. "Warum bist du nicht vorher gekommen?" Tja, weil ich sie nicht kannte. ..
Jetzt weiß ich, wie es geht. Für das schöne Turbo-Coupe in Moleks Garage fehlt mir gerade trotzdem das Geld, aber vielleicht wird es ja ein 9000er. Alles in allem hat mich jeder Kilometer im Saab einen Euro gekostet, aber besser ein blaues Auge als zwei zugeschwollene!
Mittlerweile überwiegt die Erleichterung.
Beste Grüße
Frank
 
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Oh jeh, das waren ja wirklich Blender. Früher sagte man wohl Rosstäuscher dazu. Glückwunsch, dass du so gut aus der Sache raus gekommen bist!
 
Ja, zuweilen hat man einfach nur Pech. Ist mir auch schon so gegangen.
Zuviel Vertrauen zu Verkäufern - und mögen sie noch so nett sein und auch diesem Forum nahe stehen - ist einfach nicht angebracht.
Hast Glück gehabt, dass Du so wieder aus der Sache rausgekommen bist. Das geht leider auch anders.
Viel Glück beim nächsten Kauf!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Frank,

blöde Erfahrung, mein Beileid.
Aber das 900 CV ist trotzdem Klasse.
Kauf dir wieder eins mit besserer Beratung und mit Hilfe aus dem Forum.

Grüße Ralf
 
Schade, das war ja eine kurze, ärgerliche Liason.

Jörg
 
Oha... Eine Geschichte, die zum Schluss doch einigermaßen ausgegangen ist und das wachsame Auge schult.
Better luck next time...
 
900€ miese gemacht, obwohl die zugesicherten Eigenschaften ("restauriert", "Motor überholt",...) anscheinend nicht zutreffen?
Nun gut, vermutlich stressfreier als wenn man vor Gericht o.ä. geht.
 
Mich würde nur 'mal der gezahlte Preis des Wagens interessieren, welcher ja kein Geheimnis sein dürfte.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Da liegt schon der Hase im Pfeffer. Bei den beschriebenen positiven Details des Autos ist der Preis für mich absolut unrealistisch zu günstig und daher geschäftlich nicht realisierbar. Trotzdem, geblendet und gehofft. Leider, wie fast immer bei den Vorgaben, enttäuscht. Schade.
 
Offensichtlich hast Du den Wagen nicht von Unten gesehen.Bei der Menge an offensichtlichen Mängeln,frage ich mich,welcher Blinde das Wertgutachten erstellt hat.Oder war das schon älter?900€ Abzug sind schon enorm.
 
Naja, eine gerichtliche Auseinandersetzung gibt es auch nicht umsonst. Ich habe mich einlullen lassen, keine Frage. Es gibt halt Momente, in denen der Verstand aushakt, ich bin ja wirklich nicht der Einzige, dem so etwas passiert. Hauptsache, man lernt daraus.
 
Wertgutachten sind Schall und Rauch. Sie sind nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben sind.
 
Sei froh, dass du aus der Sache raus bist!
900,- € tun weh aber das lässt sich noch irgendwie aushalten. Sowas ähnliches ist mir auch schon passiert und wenn ich daran denke was das an Nerven kostet, die Ansprüche gerichtlich durchzuziehen, nee, dann lieber so!
 
Wenn der Verkäufer das Spiel noch neunmal wiederholt hat er am Ende den Kaufpreis und das Auto immer noch...
 
Unglaublich wie dreist manche Menschen sind.
 
Unglaublich wie dreist manche Menschen sind.
Das ist der Punkt, der es mir schwer machen würde, die Sache auf sich beruhen zu lassen und die ganze Geschichte, so wie du es tust, als Lehrgeld zu verbuchen. Klar, sicher hätte man bei genauerem Hinsehen vielleicht vor dem Kauf skeptisch werden können, aber das was du da beschreibst, geht in meinen Augen eindeutig über die Betrugsgrenze, und da müsste ich mich schon seeehr zwingen, das einfach so abzuhaken. Andererseits kann ich deine Zurückhaltung hinsichtlich einer gerichtlichen Auseinandersetzung sehr gut nachvollziehen, zumal diese Dinge dann auch immer eines Beweises bedürfen, und wenn du alleine dem Verkäufer und (s)einem Zeugen gegenüberstehst, fürchte ich, sähe es in dieser Hinsicht nicht gut aus für dich, sofern du all diese Zusicherungen nicht auch im Kaufvertrag schriftlich vorweisen kannst - was vermutlich nicht der Fall sein dürfte.
Also bleib dabei: als Lehrgeld verbuchen und dich möglichst wenig darüber ärgern, das ist wohl wirklich das beste, was du gerade machen kannst - und deswegen auch am besten diesen Fred, nachdem du deinen Frust losgeworden bist, möglichst bald schließen lassen.
Ich wünsche dir, dass du möglichst bald ein solides Exemplar von einem ehrlichen Verkäufer erwerben kannst, das über die Freude daran diese Geschichte dann noch mehr in Vergessenheit geraten lassen kann!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ohne Worte...
Mit blauem Auge davon gekommen, immerhin.
 
Also: Augen auf bei schwarzen, neu lackierten und neu hell belederten Cabrios, die das amtl KZ DU-MY900 hatten :eek:. Ich halte mich nicht für so unfehlbar, dass ich vorher behauptet hätte, so etwas könne mir nicht passieren. Aber manchmal entscheidet man sich halt falsch, und dann kostet es Geld.:bawling:.
Ich kann mit dem Ausgang der Geschichte leben, andere übersehen beim Rückfährtsfahren einen Poller und zahlen mehr.
Juristisch ist die Sache in einer ziemlichen Grauzone, es gibt eine feinsinnige Unterscheidung zwischen Betrug und arglistiger Täuschung. Ich war lange Jahre Schöffe am Landgericht, von daher weiß ich genug über Verfahrensdauer und -kosten, von den Unwägbarkeiten einer gerichtlichen Auseinandersetzung mal ganz ab.
Vielleicht sollte ich einfach bei meinen Leisten bleiben und weiter auf der Mercedes- oder Volvoschiene bleiben, da macht mir so schnell keiner was vor (oder mir ein Fahrzeug über eine vertrauenswürdige Quelle besorgen). Ich rufe morgen erst einmal beim Molek an, der hat noch einen schönen 9000er und einen Kunden mit einem 900CV, der das Auto vielleicht verkaufen möchte.
Beste Grüße
Frank
 
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