Nein, Grufti, Dein Ansinnen finde ich klasse. Zurück zur Technik. Um das Bild abzurunden, hier mal für alle Turbo-Anfänger wie mich die Anweisungen, die SAAB selbst zum Einstellen des Ladedrucks gibt. Dann wird hoffentlich endlich klar, daß Deine Methode ohne Kontrollmanometer durchaus Hand und Fuß hat.
Einstellung Ladedruckregelventil gemäß original SAAB- Werkstatthandbuch.
Erforderlich nach Reparatur oder Ersatz von Teilen, die mit der Ladedruckregelung zusammenhängen.
Zuerst mechanische Grundeinstellung, dann Messung des Ladedrucks beim Fahren. Die Messergebnisse dienen als Grundlage für die endgültige Einstellung des ladedrucks nach einer Tabelle.
Erster Schritt: Grundeinstellung Druckstange. Fahrzeuge *ohne* APC.
- nur notwendig, wenn Membrangehäuse oder Laderegelventilgehäuse ausgebaut waren.
1. Sicherungsmutter der Druckstange lösen.
2. Betätigungshebel so halten, daß die Ventilklappe geschlossen ist.
3. Endstück so einstellen, daß die Bohrung achsial vor dem Zapfen des Betätigungshebels liegt
4. Das Endstück 6 (sechs) Umdrehungen einschrauben und Sicherungsmutter anziehen.
5. Druckstange herausziehen und in Zapfen des betätigungshebels einhängen. Mit Nutring und Plombe sichern.
Zweiter Schritt: Messen beim Fahren.
- Wichtig: Die einzelne Messung des höchsten Ladedrucks bei der Fahrt muß sehr schnell vorgenommen werden, darf lt. Handbuch maximal 3 bis 5 Sekunden dauern, um Überhitzungsschäden an den Bremsbelägen zu vermeiden. Zwischen mehreren einzelnen Messungen und nach Abschluß aller Einzelmessungen mindestens 1km fahren, damit die Beläge abkühlen.
1. Schlauch zum Druckwächter unter dem Armaturenbrett direkt am Saugrohr abziehen. Mit einem T-Stück einen Abzweig schaffen und wieder am Saugrohr aufstecken. Vom T-Stück einen Unterdruckschlauch durch den Türspalt zum Kontrollmanometer (8392813, ein einfaches Manometer mit Anzeige bis 1,5bar) führen. Der Schlauch muß so fest sein, daß er von der Türdichtung nicht abgequetscht werden kann. Manometer in die Ecke hinter der Frontscheibe klemmen.
2. Motor gut betriebswarm fahren.
3. Testbeginn für Schaltgetriebe: 3.Gang, mit Motordrehzahl weniger als 1500U/Min fahren. Für Automatikgetriebe: Wählhebelstellung 1, mit Motordrehzahl weniger als 1500U/Min fahren.
4. Vollgasbeschleunigung vornehmen durch völliges Niedertreten des Gaspedals bis zum Anschlag.
5. Der eigentliche Test: Sobald die Motordrehzahl etwa 3000U/Min erreicht hat, mit dem linken Fuß(!) bremsen. Dabei das Gaspedal weiterhin durchgedrückt halten, so daß bei 3000U/Min der Vollgaszustand gehalten wird (längstens 3-5 Sekunden!), während dem der maximal erreichte Druck vom Kontrollmanometer abgelesen werden soll.
Die gemessenen Werte sollten irgendwo im Bereich zwischen 0,58-0,82Bar liegen (Bei 0,85 Bar schaltet der Druckwächter die Benzinzufuhr ab...)
Dritter Schritt: Nach der Fahrt (vorsicht, die Ecke dürfte jetzt wirklich heiß sein) Ladedruck endgültig einstellen.
1. Plombe und Sicherungsring vom Gestänge entfernen und aus dem Zapfen am Betätigungshebel aushängen. Sicherungsmutter lockern und je nach gemessenem Wert das Endstück hinein- oder herausdrehen:
- Bei zu hohem Ladedruck muß die Stange länger werden, also Endstück um die in der Tabelle angegebene Anzahl von Umdrehungen herausdrehen.
- Bei zu geringem Ladedruck muß die Stange kürzer werden, also Endstück nach Tabelle hineinschrauben.
Einstelltabelle Ladedruck, Europa, Fahrzeuge ohne APC:
Abgelesener Wert in bar (Ladedruck)-->Anzahl der Umdrehungen des Endstückes an der Druckstange
0,7 ist der Soll-Wert.
Für den Bereich 0,66 bis 0,74 werden keine Umdrehungen angegeben, Werte dieser Größenordnung sind offenbar noch als richtig zu betrachten.
0,58 --> 3 ein
0,60 --> 2,5 ein
0,62 --> 2 ein
0,64 --> 1,5 ein
0,76 --> 1,5 aus
0,78 --> 2 aus
0,80 --> 2,5 aus
0,82 --> 3 aus
Sicherungsmutter festziehen, Gestänge einhängen. Mit Sicherungsring und Plombe gegen zufälliges Verstellen sichern.
Fahrzeuge mit APC werden ähnlich behandelt, hier wird mit dem Gestänge nur der Grundladedruck eingestellt:
- Wie gehabt: Mechanische Grundeinstellung. Endstück statt 6 Umdrehungen nur 3,5 Umdrehungen einschrauben.
- Kabelanschluß am Magnetventil (Neben der Zündspule, mittig oberhalb des Kühlers) abziehen, damit wird APC deaktiviert und es wird nur der Grundladedruck aufgebaut.
- Testfahrt wie gehabt.
Tabelle zum Einstellen mit APC:
Sollwert 0,30 +-0,03 Bar
Gemessene Werte im Bereich zwischen 0,27 bis 0,33 sind als "richtiger Wert" zu betrachten.
Abgelesener Wert in bar (Ladedruck)-->Anzahl der Umdrehungen des Endstückes an der Druckstange
0,23 --> 3 ein
0,24 --> 2,5 ein
0,25 --> 2 ein
0,26 --> 1,5 ein
0,34 --> 1 aus
0,35 /0,36 --> 1,5 aus
0,37 --> 2 aus
0,38 --> 2,5 aus
0,39/0,40 --> 3 aus
Nach der Korrektur der Einstellung nochmal eine Meßfahrt machen, und nachsehen, ob der Wert richtig ist.
Alles andedere wie bei Fahrzeugen ohne APC. Nicht vergessen: Stecker am Magnetventil hinterher wieder aufstecken.
Wie schon geschrieben, bei APC wird hier nur der Grundladedruck eingestellt. Eine Erhöhung des Grundladedruckes über den Sollwert 0,30 Bar +-0,03 führt nicht zu einer höheren Motorleistung, sondern bringt nur das APC durcheinander. So steht es im originalen SAAB-Werkstatthandbuch.
Wenn man schon mal dabei ist mit Luftpumpe und Prüf-Manometer zu spielen, kann man sich auch gleich ansehen, wie das Bordinstrument tickt und ob der Druckwächter zuverlässig arbeitet:
- Noch ein T-Stück einbauen und mit einer Luftpumpe bei im Leerlauf laufendem Motor Druck auf die Unterdruckleitung geben. Kontrollmanometer beobachten.
1.) Bei maximalem simuliertem Ladedruck (0,7 bar +-0,05) muß der Zeiger des Bordinstrumentes in den breiten mittleren orangenen Bereich zeigen.
2.) Bei 0,85 +-0,05 Bar muß der Motor stehenbleiben (Druckwächter unter dem Armaturenbrett schaltet die Benzinpumpe aus)
3.) In diesem Moment (Schaltdruck des Druckwächters) soll das Boardinstrument exakt auf der Grenze zwischen orangefarbenem und rotem Bereich stehen.
Einstellen läßt sich da mit Hausmitteln nichts, wenn der Schaltdruck des Druckwächters nicht stimmt, sofort ersetzen. (Ja, man kann ihn zwar verstellen, sollte aber dann *genau* wissen was man da macht und wieviel man dem Motor dabei zumutet. Zur Erinnerung: Es ist "nur" eine Sicherheitsbegrenzung, der tatsächlich erzeugte Ladedruck liegt normalerweise immer darunter. Also besser: Finger weg von der versiegelten Stellschraube.) Das Bordinstrument mag anzeigen was es will, wenn man nur weiß wie es "tickt" (ob es also zuviel oder zu wenig anzeigt)
Diese Festlegung von SAAB läßt einige interessante Schlüsse zu: Ist das Bordinstrument einigermaßen genau, kann es keine Ladedrücke im roten Bereich geben, nichtmal "anfang roter", denn das wäre per Definition über 0,85 Bar. Zeigt es im Einzelfall trotzdem Ladedruck über "Rot", ohne daß die Sprit-Zufuhr stante pede abgeschnitten wird, ist entweder der geeichte Druckwächter im Eimer (vielleicht auch nur unter Inkaufnahme des Risikos eines Motorschadens absichtlich manipuliert), der bei 0,85 Bar den Motor stillsetzt, oder aber das Bordinstrument zeigt mehr an, als tatsächlich vorhanden ist. Diese Zusammenhänge hatte ich anderswo schon mal dargelegt, nachdem ich mir die technischen Hintergründe im Handbuch angesehen hatte.
Grüße
Ron.