Familienzuwachs im Hause WI-JX 900!
So, jetzt isser also endlich zuhause - der neue DrittSAAB. (Bevor wieder genölt wird: Fotos folgen!)
9000 CSE (so steht's jedenfalls am Heck) 2.0t, scarabäusgrün-metallic, lt. VIN hergestellt im Jahre 1995 als Exemplar No. 21.976 auf der Produktionslinie 1 in Trollhättan.
Ausstattung: Alles, was SAAB damals serienmäßig so eingebaut hat, plus Klimaautomatik, Tempomat, Beifahrerairbag, Alarmanlage. Es fehlen: Leder und Schiebedach. (Okee, das Schiebedach fehlt nicht wirklich. Und das Leder wird baldmöglichst nachgerüstet.
)
Offensichtlich hatte der Wagen zu Beginn seines Daseins Probleme, ein Zuhause zu finden, denn er stand wohl ab Frühjahr 1995 bei einem inzwischen Ex-SAAB-Händler in Schwalbach/Taunus auf dem Hof, wurde ab und an mal mit 'ner roten Nummer bewegt und schließlich erst am 05. Januar 1996 mit einem Kilometerstand (lt. Kaufvertrag) von 1.546 Kilometern zum ersten Mal zugelassen - und zwar auf den Herrn des Geburtsjahrgangs 1954, von dem ich den Wagen heute übernommen habe.
Gefunden habe ich ihn eher beiläufig: Irgendwann vor Weihnachten tauchte bei mobile.de eine Anzeige auf, in der ein 9000 CS
[sic!] mit 256.000 Kilometern, sparsamem Begleittext und ohne Bilder aber für 2.350 Euro als Privatverkauf feilgeboten wurde. Weil der Preis verhandelbar sein sollte und weil der Wagen in Wiesbaden (also da, wo ich auch wohne) stand, habe ich auf das Inserat geantwortet, obwohl ich ja eigentlich gar kein zusätzliches Auto brauchte. Und weil ich ja eigentlich gar kein zusätzliches Auto brauchte, fand ich es auch nicht weiter schlimm, dass ich vom Anbieter des Wagens nichts mehr gehört habe.
Bis Montag, den 09. Februar 2009.
Da klingelte bei mir zuhause das Telefon und eine freundliche Dame, der Stimme nach mittleren Alters, fragte, ob ich noch Interesse an ihrem SAAB 9000 hätte. Hm. Es hat dann ungefähr eine halbe Minute gebraucht, bis ich mich wieder an die mobile.de-Anzeige und meine Mail erinnert habe. Und dann dachte ich: Och, angucken und probefahren kost' ja nix. Und deswegen haben wir einen Termin vereinbart, die freundliche Dame mittleren Alters und ich.
Als ich ankam, standen vor der Tür eines großen Hauses in einer besseren Wohngegend gleich zwei 9000er: Außer dem annoncierten noch ein blaumetallicfarbener 2.3t, der offensichtlich neuer und tiefer und weniger gefahren war. Aber egal.
Die freundliche Dame mittleren Alters sagte, dass sie nicht viel über den Wagen sagen könne - außer dass sie und ihr Mann und ihre Tochter ihn immer gerne gefahren seien und dass sie ihn nur verkauften, weil die Tochter jetzt in der Schweiz studiere und dort kein Auto brauche und der grüne 9000er seitdem nur noch rumstehe, was ja unsinnig und für den Wagen auch nicht gut sei. Und dann gab sie mir den Schlüssel und meinte: "Fahren Sie, so lange sie wollen - aber machen Sie ihn bitte nicht kaputt..."
Naja, ich bin ihn dann laaange probegefahren. Und habe bei den Zwischenstopps die komplette Checkliste "Augen auf beim 9000er-Kauf" abgearbeitet. Ergebnis: Alles super. Alles funktioniert. Nichts knackt, klötert, qualmt oder kettenrasselt.
Zurück bei dem großen Haus in der besseren Wohngegend versprach mit die freundliche Dame mittleren Alters, dass ihr Gatte, der ein bekennender SAAB-Freund sei, mich sofort nach seiner Rückkehr von einer Dienstreise anrufen werde, um noch ein paar Nachfragen zu klären (zum Beispiel wie das mit dem Kettensatz für Nocken- und Ausgleichswellen ist). Das tat der Herr Gatte dann auch zwei Tage später. Und nach dem Gespräch (auch wenn sich dabei herausstellte, dass die Ketten eben noch nicht erneuert wurden) wusste ich: Jetzt nehme ich ihn, den Grünen. Denn der Mann war ein Ausbund an Korrektheit bei gleichzeitigen Symptomen von schwerem SAAB-Enthusiasmus, der glaubhaft versichern konnte, dass er nie an seinem 9000er gespart hat.
Und tatsächlich scheint der Dicke, wie ich ihn künftig angesichts seiner (gemessen am 900) panzerhaften Breite nennen werde, eines dieser inzwischen seltenen Exemplare aus pflegender Ersthand zu sein, denen immer genug Zuwendung widerfahren ist: Es gab alle 20.000 Kilometer eine Inspektion mit frischem Synthetik-Öl (alle 10.000 wäre mir zwar lieber gewesen, aber man kann nicht alles haben...) und wenn was gemacht werden musste, wurde es entweder beim SAAB-Zentrum Wiesbaden (naja...
) oder aber bevorzugt in der Werkstatt des Schwalbacher Ex-SAAB-Händlers eben gemacht. Und zwar offensichtlich ohne Rücksicht auf die Kosten.
Beispiele gefällig?
11.02.2005:
Scheinwerferwischer rechts erneuert - 244,25 Euro.
06.09.2005:
Klimakompressor ausgetauscht - 1.230,67 Euro.
16.12.2006:
Vier ABS-Sensoren erneuert, Wärmetauscher Klimaanlage erneuert, Zylinderkopfdichtung erneuert, Öldruckschalter erneuert - 1.980,55 Euro.
14.02.2007:
Spiegelglas und Antriebsmotor rechts erneuert - 287,58 Euro.
16.02.2007:
Lagerbuchsen Querlenker vorne (rechts und links) erneuert, Scheinwerferstellmotor links erneuert, Auspuffhalterung erneuert - 577,03 Euro.
19.09.2007:
Kupplung erneuert plus Kleinkram - 1.733,61 Euro.
09.01.2008:
Bremsscheiben und -beläge hinten, Bremsbeläge vorne erneuert - 627,29 Euro (inkl. Inspektion)
29.01.2008:
Drosselklappengehäuse aus- und eingebaut, Drosselklappe gereinigt - 72,- Euro.
12.11.2008:
Flexrohr erneuert - 535,18 Euro.
Undsoweiterundsoweiter - der Erstbesitzer hat tatsächlich alle Belege seit dem 05. Januar 1996 aufgehoben. Also: Ein Berg Papier fürs gute Gefühl.
Tja, und nun steht er vor der Tür, der Dicke, und wartet darauf, dass er morgen auf mich zugelassen wird und dann mit mir an die Ostsee fahren darf. Lustig: Er hat - anders als in der Anzeige damals geschrieben - nicht 256.000 Kilometer auf der Uhr, sondern nur 247.000. (Das war mir bei der Probefahrt gar nicht aufgefallen - war wohl zu aufgeregt...) Nicht so lustig: Auf der Fahrt nach Hause ist der Blinker nach dem Linksblinken zweimal nicht zurückgesprungen. Keine Ahnung, ob ich das bei der Probefahrt auch nicht gemerkt habe (war wohl zu aufgeregt...), oder ob das ein neues Phänomen ist. Aber erstmal ist mir das auch - völlig egal. Fürs Schön- und Heilemachen haben wir jetzt alle Zeit der Welt - der Dicke, der Blaue, das Cabrio und ich.
Und damit: Gute Nacht!