Das gute Fräulein will´s wirklich wissen, ob ich ihrer würdig bin...
Neulich bei der Herbstausfahrt des Saab Club Österreich... Das Treffen war erfolgreich absolviert und die Heimreise stand an.
Da eine Freundin meiner Frau nur wenige Kilometer entfernt wohnt, hatten wir uns entschieden, noch einen Sprung bei ihr vorbeizuschauen. Und weil ich gerne möchte, dass meine Herzallerliebste all meine alten Sääbe fahren kann ( schließlich könnte ich mir ja mal bei einer Ausfahrt das Bein brechen oder gar schlimmeres ) , ließ sie sich breit schlagen, diese Etappe zu lenken. Mit weitreichenden Folgen...
Am Ende der Straße, in der der Abschluss der Saab Ausfahrt stattfand, war zu diesem Zeitpunkt dann ein Zeltfest im Gange. Und quer über die Straße war plötzlich ein "schlafender Polizist" verlegt, der vorher da definitiv nicht war. Und beim Überfahren desselben - keineswegs schnell und ich selbst wäre da auch definitiv nicht noch langsamer gefahren - plötzlich ein metallisches Geräusch. Upps, hoffentlich haben wir uns nicht den Auspuff beleidigt... Aber alles gut, der 99 fuhr stoisch weiter.
Zumindest für die nächsten 500 Meter.
Dann plötzlich ein kreischendes, schleifendes und insgesamt höchst beunruhigendes Geräusch... Doch Auspuff abgerissen? Aber laut war´s nicht... Also mal nachsehen.
Der Blick unters Auto ergab einen völlig unauffälligen Auspuff, aber am rechten Hinterrad hing die Feder bis zur Straße herab...
Obwohl... Irgendwie sah die Feder dann doch etwas schwindsüchtig aus, das konnte nicht die normale Fahrwerksfeder sein!
Bei abgenommenen Rad war dann alles klar. Fräulein Gyllengul hat eine Anhängekupplung. Und damit der Wohnwagen - oder was auch immer der schwedische Erstbesitzer damit gezogen haben mag - das Fräulein nicht zu sehr in die Knie zwingt, wurden innerhalb der originalen Fahrwerksfedern Zusatzfedern verbaut.
Eine - zumindest bei uns - nicht sehr verbreitete Variante. Ein ehemaliger Saab Händler meinte später, in Österreich wären entweder gleich härtere Federn oder Luftbälge ( wie ich sie auch bei meinem ehemaligen 99 GLE hatte ) verbaut worden.
Die Federn haben einen Durchmesser, der unten genau durch das Loch der Längslenker passt. Und damit sie da eben nicht durchrutschen, sitzen sie unten in kleinen "Distanzringen" ( siehe Fotos unten )
Und eben der war beim Überfahren der Schwelle rausgesprungen.
Beim genaueren Hinsehen stelle ich dann aber erleichtert fest, dass der Ring nicht ganz verloren gegangen war, sondern sich seitlich etwas weiter oben in der Feder verklemmt hatte. Und so gelang es mir letztlich mit dem bisschen Bordwerkzeug den Ring zu befreien, die kleine Feder soweit zu komprimieren, dass ich ihn unten wieder enfädeln konnte. Und damit war die Heimfahrt gerettet. Veronika - obwohl zu dem Zeitpunkt bereits ein Nervenbündel - war angesichts meiner fettverschmierten Hände ( Mike Sanders lässt grüßen ) sogar noch tapfer genug, zumindest bis zu ihrer Freundin in der nächsten Ortschaft weiter das Steuer zu übernehmen.
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Daheim stellte sich dann die Frage: So lassen und hoffen, dass es nicht wieder passiert, oder die Federn ausbauen?
Da ich aber mir dem 99 definitiv nie wieder einen Wohnwagen ziehen werde und ich mir nicht für den Fall, dass es doch noch einmal passieren sollte, sagen wollte, hättest Du doch...
Also war klar, die Federn müssen raus.
Mein erster Gedanke: Federn komprimieren, Ring raus und vielleicht kann man sie dann ja einfach durch das Loch im Längslenker nach unten ausfädeln...
Nein, kann man nicht! Die Feder hat oben einen größeren Durchmesser als unten!
Ok, beim 99 ja nicht so ein Problem. Vorderes Lager des Längslenkers lösen und den Lenker soweit absenken, dass die Feder ausgebaut werden kann.
Nur der Lenker ließ sich nicht ausreichend weit absenken...
Gut, wahrscheinlich klappt es nur, wenn man beide Seiten löst...
Beim linken Hinterrrad dann noch eine Überraschung: Dort sitzt die Feder zwar auch in dem besagten Ring, aber da ist noch eine Art Beilagscheibe mir einer Schraube drin, die es rechts nicht ( mehr? ) gab. Welche Funktion dieses Teil genau hat, erschließt sich mir nicht ganz. Es sitzt innen am Längslenker und verschließt quasi das Loch. Die Schraube ist aber nirgendwo fixiert...
Aber gut, letztlich ließ sich die linke Feder ausbauen, die Zusatzfedern samt Zubehör raus. Federn rechts auch raus, Federn wieder rein, linker Längslenker festgeschraubt, rechter Längslenker... Die Löcher des Lagers waren um mindestens einen Zentimerter versetzt zu den Stehbolzen!!!!
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Ich hab dann versucht, die Achse rechts nach hinten zu spannen ( vielleicht sorgt ja der Panhardstab für diesen Versatz ? ) - vergeblich...
Nach etlichen Versuchen, den Längslenker mit einem Wagenheber so weit nach oben zu drücken, dass sich die - glücklicherweise an den Enden konischen - Stehbolzen doch noch in die Löcher einfädeln würden, hat´s dann doch noch geklappt. Die ersten beiden Male ist der Wagenheber genau dann abgerutscht, als die Bolzen gerade so drin waren... aber wie gesagt, irgendwann hat es dann funktioniert.
Was als entspannte Arbeit für ein Stündchen gedacht war, hat mich dann den ganzen Nachmittag auf Trab gehalten.
Hier noch die Fotos der Federn, der Distanzringe und der ominösen "Beilagscheibe"...
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