Hallo !
Da ich in Michels thread nun schon mal angesprochen wurde , hier mein ganz persönliches Fazit .
Ich habe meinen ´66er Saab 95 in einer im Norden Polens ( nahe der ukrainischen Grenze ) befindlichen Werkstatt , die aussschließlich auf alte Saabs spezialisiert ist , vollrestaurieren lassen .
Zumindest wars das , was ich gerne gehabt hätte ...
Ich würde nicht so weit gehen , zu behaupten , dass ich dort beschissen worden sei , wie es Michl so drastisch ausdrückt .
Allerdings muss musste ich feststellen , dass der polnische Anspruch , was denn eine Vollrestauration ist , von meinem ziemlich weit abweicht .
Was absolut einwandfrei gemacht wurde , waren die Blecharbeiten . Auch der Lack ist - nicht perfekt - aber für einen Gebrauchsoldie allemal in Orndung .
Allerdings sind bei der "Restauration" einige absolute No-gos passiert :
- Eine Woche nachdem ich den Wagen ( nach etwa einem Jahr ) wieder bei mir hatte , sprang er nicht
mehr an . Letztlich stellte sich die Benzinpumpe als Schuldige heraus - hatte vorher funktioniert aber
kann passieren .
- Der Wagen brauchte nach dem Einkuppeln mehrere Sekunden , bis er sich überhaupt in Bewegung
setzte . Ursache : Mangels passender Manschetten für den Kupplungszylinder ( ich weiß jetzt nicht
mehr ob es der Nehmer- oder Geber war ) hat man einfach zwei hintereinander gepfriemelt . Eine , wo
der Aussendurchmesser passte und eine mit passendem Innendurchmesser . Beim Einkuppeln haben die
sich natürlich vollkommen verheddert und der Kolben ging daher nur widerwillig zurück . Definitiv Pfusch !
- Nachdem die Kupplungshydraulik komplett erneuert wurde , habe ich trotzdem noch Probleme mit der
Kupplung . Stelle ich sie ein bisschen zurück , rutscht sie sofort durch . Stelle ich sie soweit nach , dass
sie nicht rutscht , trennt sie kaum und das Getriebe kracht ( speziell beim Rückwärtsgang ) . Vielleicht
die Kupplungsgabel ausgeschlagen , vielleicht der Belag am Ende oder ölig . Keine Ahnung . Fakt
jedenfalls : vor der "Restaurierung trennte sie einwandfrei . Und ebenso Fakt : Der Motor muss nochmals
raus ...
- Bremsen : Nachdem ich ( ein Jahr nach Abschluss der Arbeiten und nachdem ich endlich die meisten
Mängel halbwegs beseitigt hatte ) endlich zum "Pickerl" ( TÜV ) fahren wollte , waren die Bremsen fest .
Ich hab sie zerlegt und sie waren komplett verrostet . Die Radbremszylinder wurden also offenbar im
Rahmen der Restauration nur beiseite gelegt und ungeöffnet wieder eingebaut . Pfusch !
- Also ich endlich beim Pickerl angekommen war , stand eine riesen Wasserlache unterm Auto . Ein
Kühlerschlauch völlig porös . Laut meinem Mechaniker haben die Jungs einfach einen schwarzen
Gewebe-Wasserschlauch verwendet ! Pfusch wäre eine Untertreibung !
- Dann noch so Kleinigkeiten wie ein zerstörter Scheibenwaschbehälter . Gut meinend hat man den
Pumpmechnismus auf eine elektrische Pumpe umgebaut ( was eigentlich niemand angeschafft hatte ! )
und hierzu eine hohlgebohrte Schraube durch den Boden des Behälters getrieben . Ohne Vorbohren ...
Dass der dann natürlich mehrfach gerissen ist , ist ja kein Wunder . Zusätzliche Ironie : Die Pumpe
wurde mittels eines Kabels angeschlossen , das nicht mal Strom führte und somit letztlich gar nicht
funktionierte ... kompletter Pfusch !
- Der Scheibenwischer selbst : War so angeschlossen , dass er sich zwar wunderbar einschalten ließ ,
aber nicht mehr ausschalten . Dazu musste ich jedes Mal die Zündung abdrehen ... Pfusch !
- Dass der Teppich vorne an der Spritzwand , der von jahrelangem Wassereintritt ziemlich mitgenommen
war , da wieder unverändert eingebaut wurde und die ( beim 95 sauteuren ) hinteren Kotschutzgummis
so weit eingerissen waren , dass ich sie bei der ersten Ausfahrt verloren hätte ( vorher waren sie in
Ordnung ) , sind da eigentlich nur mehr kleine Schönheitfehler ...
Mein Fazit also : Blech- und Lackarbeiten recht ordentlich , Mechanik teilweise recht mäßig ( ob die
Motorüberholung ordentlich gemacht wurde kann ich noch nicht sagen , weil ich mich bisher einfach noch nicht wirklich weiter fahren getraut habe ) , Elektrik - offenbar absolut null Ahnung !
Der Preis entsprach ( incl. Transport nach Polen und zurück ) in etwa dem , was ich hierzulande für eine Komplettlackierung ( aber ohne Blecharbeiten ) und die Motorüberholung bezahlt hätte .
Hätte ich die Restauration hier selbst in die Hand genommen und Teilarbeiten vergeben , wären die Kosten vermutlich geringfügig höher , aber ich wüsste , was wirklich gemacht wurde .
So habe ich ein angeblich vollrestauriertes Auto , wo ich seit knapp zwei Jahren an der Beseitigung der Mängel arbeite ( Der Grund , den Wagen restaurieren zu LASSEN war , dass ich eben nicht selbst dran arbeiten wollte , weil ich ohnehin genug andere Projekte habe ... ) und an dessen einwandfreiem Zustand ich ständig Zweifel haben muss .
Was aber am allerschlimmsten wiegt ist der Umstand , dass mich ( zumindest vorübergehend ) die Freude an dem Auto verlassen hat .
Insgesamt würde ich persönlich sowas in Polen auf gar keinen Fall mehr machen lassen .
Eine Spenglerarbeit beim Alltagsauto oder eine Lackierung : Kein Problem !
Was Mechanik betrifft , ist man da aber offensichtlich immer noch sehr geprägt von jahrzehntelanger Mangelwirtschaft , wo einfach alles improvisiert und mit den Folgen dieser Flickschusterei gelebt werden musste .
All das , was ich jetzt geschrieben habe bezieht sich auf eine einzige Werkstatt und vielleicht arbeitet man anderswo ja ordentlicher . Und wie schon erwähnt , ich glaube gar nicht mal , dass ich beschissen wurde . Man denkt sich offenbar einfach nichts dabei , falsche Manschetten oder rostige Radbremszylinder zu verbauen . Früher hatte man ja auch nichts anderes und irgendwie fährt die Kiste schon . Warum regt sich der Typ also bitte auf ? ...