Ich habe es mir über die Jahre angewöhnt, von innen nach außen zu restaurieren.
Deshalb fange ich mit dem am schwierigsten zugänglichen Teil an: Mit dem Rückwärtsgangzahnrad auf der Hauptwelle im Getriebe. Ich habe schon bei abgenommenem Seitendeckel gesehen, dass da dringender Handlungsbedarf ist. Noch schwieriger wäre höchstens das Hauptlager vor dem Differential doch das ist glücklicherweise gut. Also lohnt es sich, die schlechten Teile des Getriebes durch gute zu ersetzen. Ich komme mir dabei vor wie ein Chirurg.
Ganz wichtig: Sauberkeit, auch beim Zusammenbau. Deshalb das Getriebe vor solchen Arbeiten penibel reinigen!
Um die Arbeiten am SAAB-Getriebe werden viele Geheimnisse gemacht und es wird viel Zauberei veranstaltet. So wild sind viele Arbeiten daran gar nicht.
Lagerwechsel würde ich mir allerdings nicht zutrauen, da muss gemessen und gepresst werden - das Werkzeug habe ich nicht und so lange es gute gebrauchte Getriebe günstiger als ein neues Lager gibt finde ich das auch nicht wirtschaftlich.
Deshalb: Zur Nachahmung an alle ambitionierten Schrauber empfohlen, so schlimm ist das alles nicht.
Meine Arbeitsbeschreibung kann kein Ersatz sondern nur eine persönliche Ergänzung der Angaben im WHB sein !!!
Man kommt auch ohne Spezialwerkzeug gut ran, wichtig ist, sich die Position der Einzelteile und die Reihenfolge des Ausbaus zu merken.
Also erstmal so weit, dass die "Sesam öffne Dich" Mutter an der Hauptwelle gelöst werden kann. Sonst kann man das Primärgehäuse nicht abnehmen und kommt nicht ans Innere (nochmal Danke für die Tipps, hft!).
Am Rande: Weniger bekannt ist, dass die untere Welle des Primärantriebs bei Turbo-Modellen etwas länger ist und von einem zusätzlichen Lager im Primärdeckel gestützt wird. Sauger haben dieses Lager nicht und die Welle ist kürzer. Deshalb würde ich kein Getriebe von einem Sauger in einen Turbo einbauen.
Also Diff raus und die Wellenarretierung im Diff-Gehäuse rechts lösen. Nach Entfernen des Primärantriebs und des 5. Gangs wird die Mutter sichtbar, der Schlüssel zum Inneren! Mit einem 50,- € Elektro-Schlagschrauber ist die Mutter 1 Sekunde später ohne Gegenhalten lose (Diese Schlagschrauber sind einfach genial - ich weiß schon nicht mehr, wie ich das früher gemacht habe).
So, dann das kleine Rückwärsgangzahnrad raus. Die Nebenwelle lässt sich jetzt ganz einfach nach vorne rausnehmen. Dabei auf das hintere Lager und den Distanzring aus Messing achten. Bei der Gelegenheit mal auf die Achse der Nebenwelle schauen wo das Rollenlager der Nebenwelle läuft. Meistens ist hier Verschleiß sichtbar, und man muss abwägen, ob man die Welle besser austauscht. Ich habs gemacht, weil ich noch eine bessere in der Kiste hatte.
Jetzt kann man den Rest rausräumen. Das Kegelrad mit Hauptlager und Hauptachse brauchen dazu nicht gelöst zu werden! Einfach Teil für Teil von der Hauptwelle ziehen, manche Hülsen gehen etwas schwer runter. Die beiden Schaltgabeln nimmt man am besten zusammen mit den Ringen ab nachdem man den Führungsstab entfernt hat. Die Teile in der Reihenfolge der Demontage ablegen. Ich schiebe sie gerne auf die abgebaute Nebenwellen-Achse, dann bleibt alles in der Reihenfolge und die Teile können sich nicht verdrehen.
Als letztes kommt das Zahnrad des Rückwärtsgangs dran, dahinter sind nur noch 1-2 Distanzscheiben. Das Rad sah übelst aus, von machen Zähnen fehlte gut 1/4 ! Deshalb also der ganze Aufwand? Klar, Wann sonst kommt man so einfach dazu, einen Rückwärsgang zu reparieren!
Links = alter Satz Rechts neuer (gebrauchter) Satz
Der Einbau geht recht flott, einfach in umgekehrter Reihenfolge. Dabei alle Teile prüfen - ich hatte Glück: Synchronringe, Schaltgabeln, alle anderen Zahnräder in bestem Zustand. Und keines der Lager fiel durch ungewöhnliche Geräusche auf.
Jetzt noch die Antriebstöpfe von rechts nach links und umgekehrt getauscht, neue Simmerringe, neue O-Ringe, Schrauben sichern, alles mit richtigem Drehmoment anziehen, abdichten, Deckel drauf, fertig ist Teil 1!
Mit Teil 2 (Motor) mache ich nächste Woche weiter. Für diese Woche habe ich genug getan!