Vorbemerkung: Ich brauche ein Auto, was zuverlässig ist, wo ich mich rein setzen kann, losfahren kann, und weiß, daß ich ankomme.
Außerdem sollte es ein Diesel sein, denn wenn ich als Student schon 20000km im Jahr fahre, dann wird das demnächst sicher mehr werden. Und in den Größenordnungen rechnet sich ein Diesel, wenn man ihn dann noch mit Frittenöl fahren kann, dann noch mehr.
Also habe ich mich in der letzten Zeit mal nach w123 umgeschaut.
Saabine hat das wohl mitbekommen. Ich dachte eigentlich, ich hätte alles wasserdicht getarnt. Aber irgendwie muß sie davon Wind bekommen haben. Und sehr gefreut hat sie das sicher nicht.
Wie sonst wäre das zu erklären, was sie heute getan hat?
Habe mir heute einen 300D angeschaut.
Der Wagen stand im Großraum Kassel, also ein bißchen von Frankfurt (O)entfernt.
Ich mache mich also um kurz nach 6 auf den Weg, der Routenplaner hat mir gesagt, ich bräuchte etwas über viereinhalb Stunden. Um elf wollte ich da sein, das hätte also gepaßt.
Dummerweise hat mir der Routenplaner nicht gesagt, daß die A9 eine einzige Baustelle ist. Um trotzdem pünktlich zu sein, also auf den wenigen freien Abschnitten versucht, rauszuholen, was ging. Da ging dann zum Glück auch etwas, aber auch der Verbrauch nach oben.
Der Wagen war mir beschrieben worden als "Motor geht wie Hölle, ansonsten ganz guterZustand der Wagen, hat nen bißchen Rost am Radlauf rechts hinten, und an der Frontschürze."
Darauf hatte ich dann nachgefragt: "Wagenheberaufnahmen? Schweller?" und als Antwort bekommen: "Also an den Aufnahmen ham wir ihn ja immer hochgenommen, nee, da ist nix."
Zunächst fiel mir auf, daß dem Kühler etliche Lamellen fehlten. Dann bemerkte ich, daß 3 von vier Wagenheberaufnahmen heftig blühten. Noch nichts durch, aber wohl kurz davor.
Der Schweller links war klinisch tot. Die Aufnahmen für die Stabis an der HA warn hin. Selbstverständlich waren beide hinteren Radläufe hin, und natürlich die Übergänge unten is Blech ebenfalls.
Alle Abflüsse waren verstopft - nicht auszudenken, wie der Rest aussah...
Da bin ich dann abgereist.
Warn ja auch nur 470 km Fahrt eine Richtung.
Also wieder zurück.
Unterwegs sehe ich, wie sich im Rückspiegel eine graublaue Wolke vom Heck meines Autos löst.
Erster Gedanke: Scheiße.
Zweiter Gedanke: Nö, nicht jetzt, nicht hier!
Dritter Gedanke: Was kann das denn sein? Kopf oder Zkd?
Hmmm. Dann kurz versucht, das noch einmal zu provozieren, Gas geben, Gas wegnehmen, aber nichts. Doch, da plötzlich noch mal. Dann wieder nichts.
Ganz koscher kam mir die Sache nicht vor, also Fahrt wegnehmen und den nächsten Hafen anlaufen, in diesem Falle eine Tanke.
Motor ausgestellt, kurz gewartet, Öl nachgeschaut.
PANIK!
Blasen im Öl, und außerdem kaum Öl drin.
Panik bekämpft, Kühlwasserausgleichsbehälter geöffnet, nachgeschaut.
Sauber. Alles bestens. Kühlwassserausgleichsbehälter wieder verschlosssen, nachgedacht.
Noch mal nach dem Öl geguckt. Diesmal weniger Blasen. Außerdem sah das Öl immer noch hell aus.
Noch mal nachgedacht. Festgestellt, daß man mit dem Öl messen fünf bis zehn Minuten warten soll.
Also noch mal Öl gemessen. Keine Blasen mehr, Öl sah gut aus, war auch wieder ein bißchen mehr drin. Sah nicht mehr ganz so erschreckend leer aus.
Trotzdem hatte ich ca einen halben Liter verloren. Aber ich war ja auch ziemlich geheizt. Ein bißchen mehr Öl wäre sicher nicht verkehrt, wenn ich weiter so fahren wollte (und das mußte ich aus Zeitgründen). Normalerweise hab ich ja immer einen Kanister mit Öl dabei.
Normalerweise.
Heute nicht.
Aber wir sind ja an einer Tanke, da bekommt ja sicher etwas, oder?
Natürlich hab ich Öl bekommen, der Liter hat mich ja auch nur 15 Euro gekostet. Paßt schon.
Abgesehen davon, daß das mein letzter Geldschein im Portemonnaie war.
Und weil ich gestern die Uniform gekauft habe, ist auch nichts mehr auf dem Konto. Hoffen wir, das es noch für die nächste Tankfüllung reicht...
Das Öl also nachgekippt. Motor gestartet.
Komisches Geräusch festgestellt. Noch mal hingehört.
Ausgestiegen, Hand an DroKla, Ohr an Ventildeckel (Vorsicht, heiß!):
Ja. Bei 1000 U/min ein häßliches, fieses, bösartiges Scharren aus dem Berich des Zylinderkopfes. Was ist das genau?
Keine Ahnung. Aber hört sich fies an. Als ob da gerade was kaputt geht.
Nachgedacht.
Das Problem tritt nur bei 1000 U/min auf? Geprüft. Ja. Darüber hört er sich fein an. Gut, dann gibt es kein Problem.
Dann festgestellt, is mir jetzt auch sowieso alles egal, ich muß zurück, und zwar schnell, und wie man nen Motor wechselt, weiß ich ja mittlerweile. Tim hat sicher noch irgendwo einen rumliegen.
Wenn Saabine so will, bitte schön. Soll sie sehen, was sie davon hat.
Na gut. Dann eben hart und dreckig. Manchmal braucht sie das.
Also rein ins Boot, ablegen, und weiter ging die große Fahrt. Nach passieren der Hafenmole noch ein bißchen gewartet, dann wieder AK voraus.
Und wie gesagt, hart und dreckig. Schien ihr doch Spaß gemacht zu haben, denn die nächsten paar hundert Kilometer liefen prima.
Bis auf den Verbrauch.
Aber das bin ich ja von ihr gewöhnt, daß sie danach dann immer etwas über den Durst trinkt. Etwas zuviel, wie ich meine.
Und ich glaube, sie spürt wohl auch, daß ich das nicht toll finde, aber sie läßt sich jedenfalls nichts anmerken und trinkt weiter.
Na ja, das gehört wohl nicht hierher.
Dann plötzlich, vor mir: Blinkende Lichter!
Blinkende, gelbe Lichter!
Warnblinker!
STAU!!!
In die Eisen, ich komme so gerade hinter dem letzten zu stehen. Ausgekuppelt, im Leerlauf sackt natürlich die Drehzahl direkt durch auf 500, ÖLWARNLAMPE! Kein Öldruck mehr. Und die quälenden Sekunden, bis die Fuhre endlich steht, und ich die Drehzahl anheben kann, daß die Pumpe endlich wieder Öl fördert...
Arme Saabine. Das wollte ich nicht. Ich wollte ihr doch niemals wehtun!
Verkehrsfunk. "... auf der A2, Magdeburg Richtung Berlin, drei Kilometer Stau zwischen Ziesar und ...."
Danke, daß du das sagst. Das weiß ich jetzt auch.
Moment, was riecht hier so?
"...letzte freie Ausfahrt ist Ziesar. Drei Fahrspuren sind gesperrt..."
Und wo kommt der ganze Qualm her??
"...dort brennt ein Auto."
- Stille.
Hat er das jetzt wirklich gesagt?
Moment. Der Qualm kommt von unter meinem Auto.
Nein, ich stehe ja IM Stau, selbst wenn ich brennen sollte, kann der mich ja gar nicht meinen. Glück gehabt.
Jetzt fällt mir auf, daß der Platz rechts neben mir frei ist. Wieso steht da keiner?
Und hinter mir? Zwei Wagenlängen. Wer verschenkt die bloß im Stau?
Ach so. Der Qualm. Ich öffne die Tür, versuche unters Auto zu gucken. Nichts, abgesehen davon, daß das Zeugs von unter meinem Auto kommt.
Also aussteigen, ab auf die Knie, und gucken.
Daß mein Getriebe undicht ist, ist denke ich den Meisten hier bekannt. Wenn ich ansonsten gefahren bin, war der Auspuff wohl nie richtig heiß. Es macht vielleicht doch einen Unterschied, ob man 50 oder 200 fährt.
Und bis eben gab es wohl immerhin noch den Fahrtwind, der das Öl auf dem Auspuff gekühlt haben mag. Oder zumindest alles so schnell weggerissen, daß ich nicht mitbekommen habe, was unter mir passiert.
Jetzt gab es keinen Fahrtwind mehr, und mein Getriebeöl, daß sich über meinen Auspuff verteilt hatte, wandelte sich jetzt in einer exothermen Reaktionen gerade in etwas stinkendes gasförmiges um.
Aha.
Auch interessant.
Da ich keine Anzeichen machte, in Panik zu verfallen oder wild mein Auto auszuräumen, schien den anderen Verkehrsteilnemern mittlerweile auch die Angst vor Saabine zu schwinden, so daß sich die Lücken neben und hinter mir dann auch schlossen.
Daß es mittlerweile nicht mehr qualmte, mag dazu beigetragen haben.
Nachdem sich der Stau aufgelöst hatte, bin ich dann ohne weitere Probleme in Frankfurt angekommen.
Und fast war mir, als wollte Saabine sagen: Lach dir doch was anderes an, wenn du meinst, ich sei zu unzuverlässig. Aber Du wirst zurückkommen. Denn erleben , etwas erleben wirst du nur mit mir...