Nichts kann man verallgemeinern. Weil man etwas nur mündlich ausgemacht hat. Weil jedes Auto anders ist, weil Meister oder Lehrling mal einen schlechten Tag haben oder weil dem Kunden gerade eine Laus über die Leber gelaufen ist. Oder weil schlicht der Teufel in dem scheiss Karrn steckt! Was ich in den letzten Jahren aber gelernt habe, ist dass es viele Nachteile bringt, keinen Platz zum Selberschrauben zu haben. Folglich muss man wegen jedem Driss zur Werkstatt. Als Saab-Fahrer realisiert man dann, dass es kaum noch welche gibt und man sich am besten besonders gut mit jener stellt, die halbwegs in der Nähe liegt. Manche Werkstatt merkt möglicherweise, in welchem Abhängigkeitsverhältnis sich der Kunde befindet. Irgendwo da beginnt dann ein Spiel ungleicher Kräfte. Als Saab-Kunde ohne Schrauberzeit und -platz und großer -fähigkeit schluckt man dann notgedrungen Kröten, die man im sonstigen Leben als Konsument wohl eher wieder in den Teich plumpsen lassen würde.
Ich will dabei keiner Werkstatt irgendwas unterstellen, aber meine Erfahrungen der letzten 20 Jahre als (leider wohl auch recht naiver) Besitzer zahlreicher Exoten weisen etliche Schnittmengen auf, die man evtl so zusammenfassen kann. Je seltener die Autos und je löchriger das Werkstatt-Netz, desto mehr Flexibilität ist seitens des Kunden an den Tag zu legen.Und zwar in Bezug auf Terminierung, Qualität der Ausführung, Berechnung und Umgang.
Ergo dachte ich immer: Also immer schön freundlich, entspannt und verständnisvoll bleiben - dann klappt es auch mit der Werkstatt evtl. etwas besser. Dachte ich - wie gesagt. Bis mir neulich ein befreundeter Werkstattmeister einer US-Car-Garage beichtete, dass er mit besonders freundlichen und verständnisvollen Kunden anders umginge als mit Kunden, die klar als Kunden aufträten und ihn beispielsweise auf vereinbarte Termine festnagelten oder einzelnen Rechnungsposten penibel durchdeklinierten. Ich fragte: "Also bevorzugst Du freundliche, flexible Kunden?" Er verneinte und meinte: wenn er ehrlich zu sich selbst sei, brächte er den resolut auftretenden Kunden mehr Achtung entgegen. Diese bekämen ihre Autos auch termingerecht zurück, wohingegen die freundlichen, verständnisvollen oder naiven und Harmonie-süchtigen Kunden schon mal was länger warten müssten. Und überhaupt sei er eine Spezialwerkstatt, bei der die normalen Regeln nicht gelten. Die Kunden müssten ja nicht zu ihm kommen. "Ich zwinge niemanden..."
Nun, da hat er wohl recht. Und an diesem Punkt beginnt wohl für einige das langsame Abschiednehmen von ihrem geliebten Exoten.