Elektro macht z.B. m.E. in Ballungsgebieten schon Sinn, wenn die Autos gut gemacht sind.
Quatsch.
In Ballungsgebieten machen drei Verkehrsmittel Sinn:
1. ein funktionsfähiger ÖPNV
2. das Fahrrad
3 gesunde Füße.
Ein Auto benötigt man dann nur noch
- zum Transport schwerer und/oder sperriger Güter
- für Fernreisen
- zum Spaß.
Während einzelne Anforderungen auch durch Elektrofahrzeuge erfüllt werden könnten bleibt das mit leistungsstarken Verbrennungsmotor ausgestattete Kraftfahrzeug in der Gesamtschau unverzichtbar.
Auch hier kann man aber auf Poollösungen zurückgreifen. Ich hatte die letzten zwei Monate wg. sich hinziehender Karosseriearbeiten am Schneewittchen (und Saisonkennzeichen am 9000) kein Auto. Ich habe auch keines gebraucht. In Berlin und München bin ich mit BVG bzw MVG nicht nur billiger, sondern auch schneller. Auf der Langstrecke (Bahnfahren ist zu langsam) suche ich mir, wenn ich zeitlich flexibel bin und leichtes Gepäck habe, eine Mitfahrgelegenheit* - oder ich hole mir für's Wochenende einen Mietwagen und nehme dann selber Mitfahrer mit. Das
eigene Auto ist da absolut entbehrlich und nur noch durch den Lustgewinn begründbar.**
Ich weiß aber auch aus eigener Erfahrung, daß das nicht auf die Provinz übertragbar ist. Auf dem Land ist man ohne Auto aufgeschmissen, man benötigt daher nicht nur eines, sondern der lebenswichtigen Redundanz wegen mindestens zwei. Ein Sonderfall ist die Provinz, beispielsweise das Rheinland oder das Ruhrgebiet, die zwar von Ausdehnung und Besiedelungsdichte einer Großstadt nahekommt oder sie gar übertrifft, im Gegensatz zu dieser aber kein nutzbares Nahverkehrsnetz aufweist. Ich durfte z.B. neulich auf der Fahrt von Sankt Augustin nach Essen gut DM 44,- für einen Fahrschein löhnen - für eine Fahrt von weniger als 100km, die, Haustür zu Haustür, über drei Stunden gedauert hat und mit dem Kraftfahrzeug ganz locker in der Hälfte der Zeit zu erledigen gewesen wäre, einen Stau mitgerechnet. Unter solch widerwärtigen Bedingungen wird natürlich niemand auf ein Kraftfahrzeug verzichten, und zwar auf ein verbrennungsmotorisiertes. Ein Elektrofahrzeug hätte auch hier ein Reichweitenproblem. Wenigstens ist dank der hohen Bevölkerungsdichte die Einzelhandelsversorgung gut, so daß ohne Kraftfahrzeug zumindest nicht der Hungertod zu befürchten ist.
Ein Elektrofahrzeug ist sinnvoll für einen einzigen Sonderfall: Wenn der Fahrer in mäßiger Entfernung (ca 25km) von einem Ballungsraum, in dem er arbeitet, ein Eigenheim auf dem Land bewohnt und eine Solaranlage auf dem Dach sowie einen (inselfähigen) Generator hat. Hier wäre sowieso (Redundanz!) noch ein zweites Fahrzeug vorhanden, was dann mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet auch langstreckenfähig wäre. Für den täglichen Bedarf könnte dann das Elektrofahrzeug herhalten.
*
Auch wenn sich der bisherige Platzhirsch mitfahrgelegenheit.de sich gerade selber ins Aus schießt und in kürzester Zeit durch eine der Alternativen www.fahrgemeinschaft.de, www.flinc.org oder www.drive2go.de ersetzt sein wird.
** Der Autor hält das keineswegs für verwerflich sondern im Gegenteil für eine nicht hoch genug schätzbare zivilisatorische Errungenschaft.