Die eigenen Autobauer abgewrackt
von Werner Grundlehner
Der deutsche Fördertopf ist leer und die Autopreise sind im Keller. Von der amerikanischen Abwrackprämie haben vor allem die japanischen Autobauer profitiert. Die Steuerzahler haben ausländische Hersteller subventioniert.
Eine Massensubvention geht zu Ende. Rund sieben Monate nach der Einführung ist der Fördertopf für die staatliche Abwrackprämie in Deutschland leer. Der Topf war mit fünf Milliarden Euro gefüllt. Zwei Millionen Autokäufer profitieren davon. Auf kurze Sicht überzeugt das Konjunkturprogramm: Bis zum Schluss wurde der deutsche Autoabsatz nochmals kräftig angeheizt. Mit rund 275 000 Neuzulassungen liegt der August 28 Prozent über dem Vorjahresmonat. Ein Sprecher des Branchenverbandes ist überzeugt, dass sich die Mehrzahl der Käufer ohne Abwrackprämie nicht für einen Neuwagen entschieden hätte.
Käufer werden Mangelware
Im laufenden Jahr könnten die Absatzzahlen auf rekordhohe 3,7 Millionen Fahrzeuge steigen. Für 2010 befürchten Fachleute hingegen, dass der Autoverkauf um 1 Million einbrechen wird. «Im nächsten Jahr sind private Käufer Mangelware», sagt Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Autobau an der Uni Duisburg. Die zeitliche Verzögerung der Neuzulassungen werde die Zahlen bis im November noch hoch halten – der Neuwagenverkauf werde jedoch schon vorher nachlassen.
Steuerzahler finanzieren sinkenden Marktanteil
Dudenhöffer sieht zwei gewichtige Probleme, die durch die Abwrackprämie entstanden sind: «Das Preisgefüge im deutschen Automarkt ist zerstört. Die Listenpreise sind nicht mehr das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind». Es werde schwer, den Deutschen beizubringen, dass sie auf dem neuen Golf «nur» noch 20 bis 30 Prozent Rabatt erhielten. Mit der Abwrackprämie summierten sich die Preisnachlässe auf 40 bis fast 60 Prozent.
So war ein Nissan Micra für 11 220 Euro zu haben, 6500 Euro weniger als der Listenpreis, (Rabatt 57,9 Prozent). Für einen Citröen C1 zahlten die Deutschen noch 9390 Euro (Rabatt 51,3 Prozent). Dass vor allem nicht-deutsche Modelle die höchsten Rabatte aufwiesen, ist bezeichnend. Dudenhöffer erklärt: «Die deutschen Autobauer werden in diesem Jahr mit 56,9 Prozent den tiefsten Marktanteil der Geschichte erreichen». Dieser tiefe Marktanteil sei mit viel deutschem Steuergeld «erkauft» worden.
GM und Chrysler schauten in die Röhre
Die amerikanische Aktion «Cash for Clunkers» (Bares für Rostlauben) ist vor gut einer Woche ausgelaufen. Autobesitzer konnten beim Neuwagenkauf zwischen 3500 und 4500 Dollar zusätzlich für ihre «Rostlauben» lösen. Die Situation entwickelte sich jedoch ähnlich wie in Deutschland. Zwar wurde der gebeutelte US-Automarkt kurz angekurbelt. Die Branche stellt sich jedoch bereits auf einen üblen September ein.
Gefragt waren zudem nur Kleinwagen. Die Verkäufe von General Motors brachen im August im Vorjahresvergleich um 20,2 Prozent ein, Chrysler beklagte ein Minus von 15 Prozent. Die grössten Profiteure waren der koreanische Hersteller Hyundai und die japanischen Hersteller Honda und Toyota. Auch Deutsche Anbieter machten in den Vereinigten Staaten Terrain gut.
Macht es der Franzose schlauer?
Die Fehler der Deutschen und der Amerikaner will Frankreich nicht wiederholen. Das Land plant ein schrittweises Abschmelzen der Prämie bis 2011. Die Abwrackprämie, die in der «Grande Nation» zurzeit 1000 Euro beträgt, soll zunächst auf 700 bis 800 Euro reduziert werden und später auf 400 Euro zurückgefahren werden. In Deutschland betrug sie 2500 Euro. Die Franzosen backten aber von Anfang an kleinere Brötchen: Das Volumen des Gesamtprogramms soll lediglich 390 Millionen Euro betragen.