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96iger Michel
Dies alles stimmt ja so wie Du schon geschrieben hast . Es ist jetzt für Neueinsteiger nicht ganz leicht , die Erfahrungen langjähriger Lackierer zu verstehen, da sich manches widerspricht , da man es nicht so ganz verständlich erklärt hat oder kann . Es ist halt ein Lehrberuf , doch danch kommt eben die langjährige Berufserfahrung zum Tragen . Vor allem die Materialkunde ist schon eine Wissenschaft für sich, weshalb ich immer wieder dazu rate , bei einem Lackhersteller zu bleiben um an einem Objekt zu arbeiten, ohne Überraschungen erleben zu müssen . Natürlich kann man es auch anders machen, wenn man während der Arbeit die Reaktionen gleich erkennt und Auswege auf der Hinterhand hat . Aber diese brauchen schon ein gewisses Feingefühl durch Erfahrung .Einschichtlackierungen in den 70er Jahren waren original Kunstharzlacke.
Da eine Nachlackierung in den 80er Jahren hin zu bekommen, war oft mühselig.
Kunstharzlack 1K als Original-Lack und Nitrolack 1K drauf...geht nicht.
Kunstharzlack drunter und Acryl 2K drauf...geht nicht.
Da musste jedesmal das zu lackierende Teil komplett abgeschliffen, oder eine spezielle Grundierung als Puffer zwischen den unterschiedlichen Lackschichten aufgebracht werden.
Mal eben eine kleine Stelle mit dem Pinsel ausbessern, ging meist schon in die Hose, weil die Kanten vom Kratzer sich anlösten und aufblühten.
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Ähnliches passierte dann beim Wechsel von Acryllack als Einschichtlack und dem 2-Schichtlack. Da konnte es passieren, daß sich der angeschliffene Acryllack vom Base-Lack anlöste und hochging.
Hatte man so einen Kack endlich im Griff, kam der Wechsel auf den Wasserlack.
Grundsätzlich vertragen sich die Lacksorten. Aber nur, wenn man den Lack zwischendurch lang genug ablüften lässt. Wenn man zu schnell dabei ist, dann muß man nachsitzen. Denn das rächt sich prompt mit krisseligem Lack. und muß wieder herunter.
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Vor einer Lackierung muß man also wissen, was als Untergrund vorhanden ist...damit man weiß, wie man herangehen kann.
Dazu gehören dann auch eventuelle Nachlackierungen von einzelnen Teilen, falls das Fahrzeug komplett lackiert werden soll.
Kann mich an einen "Frog-Eye" aus den USA erinnern, wo insgesamt 7 unterschiedliche Lackschichten drauf waren. Das Auto haben wir bis auf´s blanke Blech abgeschliffen, um einen ordentlichen Untergrund zu haben.
Und ein 9000er, der früher mal in Italien gelaufen hatte, war ziemlich ausgeblichen. Also eine neue Lackierung, bitte.
Original ein Acryllack, also nix besonderes zu erwarten. Wenn da nicht mal diverse Karosserieteile mit Wasserlack nachlackiert worden wären.
Es war ein reines Fiasko!
Deine Beschreibungen sind an der Tagesordnung in den Lackierereien und bereitet meist nur den alten Hasen weniger Schweißausbrüche . Da braucht man Nerven und muss cool bleiben .