Nuja, solange das Ethanol nicht aus einer nordamerikanischen Maismonokultur oder einen indonesischen Palmölplantage kommt, ist die Ökobilanz durchaus positiv.
Tja, wenn das so wäre vielleicht (wobei selbst das zu bezweifeln ist, denn es wird eben auch viel Energie und Wasser (!) verbraucht, um Ethanol herzustellen). Selbst im Ethanol-Vorreiterland Schweden WILL man zwar aus Holzabfällen u.a. irgendwann mal, wenn´s klappt, in großem Stil Ethanol so produzieren, dass man von Drittländern unabhängig ist, aber Fakt ist: Derzeit importiert Schweden in riesigen Mengen per Tanker über den Atlantik seinen Ethanolbedarf aus Brasilien. Wurde letztes Jahr in schwedischen Zeitungen, wie schon öfter, heftigst kritisiert.
Ich bin aber gar kein E85-Totreder. Fahre selbst einen BioPower und sehe es letztlich so:
a) Derzeit weist die E85 Produktion nach allen Erkenntnissen, die man sich leider (noch) nicht schönreden kann, aufgrund der zur Herstellung erforderlichen Anbauflächen, Energie, Wasser usw. eine eher problematische Ökobilanz auf und ist weit davon entfernt, ein "grüner" oder "politisch korrekter" Kraftstoff zu sein.
b) Der Anbau der Rohstoffe erfolgt unter teilweise entsetzlichem Tagelöhner-Niveau z.B. in Brasilien (einem der Hauptlieferanten weltweit), wie man vor einigen Monaten in einem sehr ausführlichen Bericht im Spiegel nachlesen konnte.
c) Umgekehrt ist keine Technologie von Anfang an ausgereift, und wenn etwas Neues nicht zumindest einmal ausprobiert wird, kann nie jemand herausfinden, ob es funktionieren könnte.
d) Erst die Nachfrage kann auch die Motivation und das zwangsläufig erforderliche Kapital schaffen, neue und bessere Herstellungsmethoden zu entwickeln und zu erproben. Mit anderen Worten: Wenn Ethanol von Anfang an tot geredet wird und deswegen der Technologie von Anfang an keine Chance gegeben wird, gibt es keine Nachfrage, und alternative Herstellungsmethoden kommen gar nicht mehr zum Zug. Denn nur wo ein Markt ist, wird auch entwickelt.
e) Die Erdöl-Lobby wird -da habe ich keinen Zweifel, ich bin kein Verschwörungstheoretiker, arbeite aber "in den Medien"-ihren Teil dazu tun, dass die Berichterstattung über Ethanol tendenziell eher negativ ist und bleibt.
f) Ich fahre bewußt so oft wie möglich "auf Ethanol", weil ich es sinnvoll finde, einer neuen Sache eine Chance zu geben, und weil es im Falle Saab mit den flexiblen Motoren auch kein Problem wäre, wenn sich alles wieder als Holzweg herausstellt und wir doch erstmal alle wieder beim Benzin/Diesel bleiben.
g) Ich bin durchaus "mental darauf vorbereitet", dass sich Ethanol in ein paar Jahren doch als zwar netter Versuch, aber eben doch nicht heilsbringender Holzweg herausstellen kann. Aber dann war ich wenigstens "dabei", als einer neuen Sache zumindest mal eine Chance gegeben wurde. Ewige Skeptiker gibt es genug - aber ewige Skeptiker kommen in der Regel auch nicht weiter, weil sie eben eher etwas Neues "totreden" bevor es überhaupt sein Potential entfalten konnte.
Schau´n mer mal...
Gruß,
Lesseju