Laaaangfassung 9-5:
Der 9-5 wird von mir kaum noch gefahren, den hat Tante Kopp als Familienbomber im Einsatz. Ab jetzt mit voller Zusatzbestuhlung hinten, was so gerade geht. Er befindet sich in einem Zustand zunehmender Verwahrlosung und mutiert zum reinen Mittel zum Zweck. Die optischen Mängel außen - teils durch die Nutzer und teils durch miese GM-Teilequalität verursacht - sind mir schon etwas länger egal. Innen verwohnen meine Damen die Karre jetzt auch noch. Ich guck' einfach nicht mehr genau hin. Früher habe ich gerade auf einen gepflegten Innenraum immer Wert gelegt. Früher war halt alles besser, ne? (Gruß an gghh falls er hier mal vorbeilesen sollte).
Soll ich jetzt wirklich mal ein schonungsloses Update bringen? Ich sehe virtuell schon die Steine fliegen.
Egal, los geht's, vorher aber eine Warnung:
--- ACHTUNG! --- Auf ambitionierte Fahrzeugpfleger, Bling-Bling-Boys und Show & Shine-Spezialisten könnten die folgenden Bilder äußerst verstörend wirken. Um seelischem Schaden vorzubeugen wird dringend empfohlen, nicht weiter zu lesen oder aber ganz schnell herunter zu scrollen.
---ACHTUNG!---
Optisch die übelste Stelle. Das Gepfusche war ursprünglich erst mal nur gedacht um vorübergehend die hellen korrodierten Stellen unter den Abplatzungen abzudecken und mich dann auf die Suche nach intaktem gebrauchten Ersatz zu machen, aber wie heißt es so schön: Nichts hält länger als ein Provisorium. Ich wollte schon mit rotem Hammerite und dünnem Pinsel "Ranzkarre" draufschreiben, aber Tante Kopp hat ihr Veto eingelegt. Außerdem wären dann Lizenzgebühren bei brose fällig. Auf der anderen Seite fängt der Mist jetzt auch an:
Selbst hier gibt es den "Außenspiegelgehäuse-Effekt":
Wo ein Auto überall rosten kann:
Die hängen auch schon sonst wo und werden immer heller. Vielleicht sollte ich die mal neu machen:
Die wird allmählich porös und bleicht aus. Sieht echt sch… aus:
Sollte eigentlich auch immer mal neu gemacht werden, sitzt nun schon 8 Jahre angeknabbert auf dem Dach:
Schnell unansehnlich werdende Radbolzen sind ein bekanntes Ärgernis. Ich hatte ein paar Jahre lang schwarze Kappen drauf, was gut aussah. Die sind mittlerweile ebenfalls ausgeblichen reißen hier und da (original GM-Ersatz übrigens…). Jetzt bleiben die ab. Passt nun besser ins Gesamtbild
.
Abgegrabbelt:
Ein guter gebrauchter liegt aber schon im Regal. Der Verkäufer hier aus dem Forum hat aber vergessen zu erwähnen, dass man den laut WIS nicht 2x verbauen darf - oder wusste es nicht. Muss ich vielleicht mal ausprobieren, wie gut der noch hält.
Spackige Tasten, das ging direkt nach Gebrauchtkauf los:
Die Softlack-Seuche moderner Autos. Glücklicherweise kommt der Mist beim 9-5 an Armaturenbrett und Türverkleidungen nicht zum Einsatz, in der Mittelkonsole ansonsten nur im Bereich rund um das Zündschloss (der ist aber auch nicht mehr schön)
Falls jemand anhand der Bilder denkt, dass auch Waschen und Polieren mal wieder fällig wäre, der liegt richtig. Zumindest Waschen ist fest eingeplant - in dem Monat Elternzeit, der bald ansteht. Poliert wird nicht mehr. Mein Vorhandener Rest-Elan hinsichtlich Polieren wird vom ständig ausbleichenden Kirschrot des 900 aufgefressen.
Das liest sich jetzt vielleicht ein wenig trostlos und mancher mag die Nase rümpfen, aber im Spannungsfeld aus Umzug, neuem Job und weiterem Nachwuchs fällt das eine oder andere einfach hinten rüber. Außerdem habe ich hier schon vor zwei oder drei Jahren beschlossen, dass dies eine Ratte wird. Das macht einen entspannter.
Was mir noch auffällt ist der Eindruck, dass der Fahrersitz nach 180.000 km deutlich durchgesessen wirkt, obwohl wir beide keine Schwergewichte sind. Vor allem seit etwa Kilometerstand 150.000 geht's bergab.
Der Poly-V-Riemen ist jetzt fällig (wurde bei 60.000 plus einer Umlenkrolle getauscht), auch wenn er noch nicht rissig ist. Da ist noch der kurze drin, obwohl da laut Service Bulletin mittlerweile wieder der lange reingehört. Wegen der Spann- und Umlenkrollen gucke ich mal, wenn mir beim Drehen und Bewegen der Teile nichts Gravierendes auffällt, dann bleiben die drin, denn:
Ärgerlich waren bzw. sind undichte Simmerringe am Ausgang der Antriebswellen am Getriebe. Im WIS steht, dass man die beim Kupplungswechsel prophylaktisch gleich mit machen soll. Nun sind beide - beim Kupplungwechsel erneuert - nach anderthalb Jahren bereits undicht geworden. Der eine schwitzt nur leicht, am anderen läuft es raus - dieser wurde jetzt nochmals erneuert. Die alten war nach über 10 Jahren noch dicht. Ich bin mittlerweile der Ansicht, dass man Dinge nur reparieren sollte wenn sie wirklich kaputt sind. "Wo man schon mal dabei ist, bei der Gelegenheit gleich mit tauschen" erscheint zunächst sinnvoll, aber dann besteht die Gefahr, dass beim Tausch Fehler gemacht werden oder die Ersatzteilqualität so mies ist, dass der nächste Schaden nicht lange auf sich warten lässt. Dabei habe ich im freien Teilehandel immer die eher teuren (vermeintlichen?) Produkte (noch?)renommierter Marken gekauft.
Bei der Gelegenheit wurde nochmals der Getriebeölstand gecheckt und ein halber Liter aufgefüllt, da die Getriebegeräusche offenbar mehr werden. Aufgrund meiner anderthalbjährigen beruflichen Tätigkeit auf genau diesem Gebiet sind meine Ohren natürlich sensibilisiert, anderen fällt das charakteristische Singen von 1200-2200 rpm meist nicht auf. Ich bin mir aber sicher, dass das schlimmer geworden ist. Vor allem ist es auch in den höheren Gängen hörbar, das findet man bei intakten Getrieben eigentlich nicht.
Der Motor hatte seit Neuaufbau immer ein eher kerniges Laufgeräusch, was gar nicht mal schlecht klang. Da es nur in gewissen Drehzahl- und Lastbereichen auftrat, habe ich es auf die nach der Motorrevision verbauten Schmiedekolben geschoben, denen die Desachsierung fehlt. HFT wies mich aber darauf hin, dass es zu dumpf für Kolbengeräusch ist (hatte leider nie ein Projekt diesbezüglich…). Vermutlich ist seit Revision das Spiel an den Haupt- und Pleuellagern hoch. Erst schien es mir im Laufe der Zeit etwas stärker geworden zu sein, zuletzt konnte ich aber keine weitere Änderung mehr feststellen. Ich hatte mal überlegt versuchsweise ein 5W-50 zu probieren und gucken ob es einen Effekt hat. Da die Ölauswahl dort aber begrenzt ist und die meisten solcher Öle aufgrund der hohen Heißviskosität und aufgrund geringer Nachfrage bis auf die ACEAs keine weiteren Freigaben haben, habe ich mich wieder für ein 5W-40 entschieden, aber eines das verglichen mit anderen aus der Klasse laut Datenblatt etwas dicker ist. Aufgrund der Schmiedekolben und der Lagerluft könnte ein 5W-50 in meinem speziellen Fall aber durchaus passen, vielleicht probiere ich das beim nächsten Mal.
Was auch wieder mehr wird, ist das kreischende Geräusch, was normalerweise auf ausgeschlagene Torsionsfedern bzw. ihre Lagerung in der Kupplungsscheibe hinweist (für Näheres siehe auch Beiträge von Glinzo zu dem Thema). Das war bei mir auch der Fall, aber die jetzige ist noch nicht lange drin und es ist die verstärkte vom Aero. Ich kann mir nicht vorstellen dass das schon wieder hin ist, zumal ich eine Sachs besorgt hatte. Aber wer weiß, siehe oben. Das Geräusch ist umso stärker, je höher der Gang ist, schwillt ab 1700 rpm langsam an, erreicht bei 2000 seinen Höhepunkt und schwillt dann bis etwa 2500 Umdrehungen vollständig wieder ab. Oder kommt's diesmal vom Lader, der in dem Drehzahlbereich entlang der Pumpgrenze arbeitet und nicht mehr ganz fit ist?
Das Problem des Leistungsverlusts bei Hitze ist nicht gelöst, aber Tante Kopp ist es egal, weil sie erstens selten stark beschleunigt und zweitens das Auto auch im Hochsommer zuverlässig fährt (wenn auch langsamer…). Meine Motivation hier weiter zu forschen geht ehrlich gesagt gegen Null. Da gibt es derzeit wichtigere Dinge.
Jetzt gerade hat er frischen TÜV bekommen. Leider erst im zweiten Anlauf, aber das hatte ich befürchtet. Das Tragbild der hinteren Bremsen war schlecht. Die Bremsen zogen auf dem Prüfstand absolut gleichmäßig und packten zu wie sie sollen. Ich hatte schon mal mit 110 daN weniger an der hinteren Achse die Plakette bekommen. Aber der KÜS-Fuzzi muss ja was zu kritteln haben… Oft denke ich, dass bei vielen von denen der technische Sachverstand durch finanziellen und/oder politischen ersetzt wurde. Oder er ist einfach nicht ausreichend vorhanden, da traut sich dann natürlich keiner mehr vor die Tür in den unsicheren (Spiel-)Raum des Ermessens.