Ist auch eine Frage der Intention...
Nach heutigem Gusto hätte man Dich vermutlich in Watte gepackt und die Lehrerin von der Schule geschmissen.
Die alte Lösung finde ich aber irgendwie besser.
PS:
Meine Hochachtung, dass Du das so frei erzählst.
Hallo Thomas,
ich hatte es einfach verdient und ihre Reaktion kam spontan und ehrlich! Ich hätte mir nicht einfallen lassen, mich zu beschweren, dazu hätte es anderes bedurft!
Aber:
Als eine andere Lehrerin, eine wirklich alte Jungfer aus längst vergangen geglaubten Zeiten in meinem ersten oder zweiten Schuljahr vorzeitig pensioniert wurde, hatte hingegen mein Vater die Hand im Spiel. Selbst noch im Referendariat konnte er aus keinem Grund der Welt nachvollziehen, dass Sechs- oder Siebenjährigen im Handarbeitsunterricht (so hies dies damals!) bei Fehlern mit dem Holzlineal auf die Finger geschlagen wurde. Nachdem ich ihm davon erzählte, er sich weiterer Aussagen und weitergehender Unterstützung versichert hatte, ging diese Pensionierung ziemlich flott durch: Sein Argument, die Medien warten nur darauf (1970 im politisierten München mit den richtigen Kontakten;-) war unschlagbar!
N.B.: Leider erinnerte sich man später am Gymnasium an einen früheren auch sonst renitenten Referendar, der so hieß wie ich, für mich absolut fatal und nur noch von Nachteil!
Die späteren Übergriffe stämmiger Turnlehrer oder Kopfnüsse verteilender Boxer (im Nebenberuf verbeamteter Kunst- und Ethiklehrer!) werde ich hingegen nie begreifen!
Und ganz zu letzt noch etwas zum staatlichen Gewaltmonopol: Vor ganz vielen Jahren wahrend des Studiums war ich mit Freunden auf der Wiesn (hochdeutsch: Oktoberfest).
Nicht mehr völlig nüchtern, aber dennoch zurückhaltend und unauffällig wurden wir von einer Gruppe jugendlicher Italiener (waren halt zufällig Italiener, hätten auch Deutsche sein können) angepöbelt. Wir ergriffen unverzüglich die Flucht, waren leider aber nicht mehr schnell genug. Ich wusste gar nicht, wie klein man sich machen kann, wenn ein knappes Dutzend Männer, na ja: Heranwachsende auf einen eintritt!
Als dann die Polizei auftauchte, versuchten die abzuhauen, während ihre Freundinnen versuchten, sich weinend bei uns zu entschuldigen.
Die zwei Rädelsführer (einer wirklich ein Koloss) wurden geschnappt und in die Wiesenwache gebracht (ihr müsst Euch die als Metallcontainer mit Arrestzelle vorstellen). Bei der Gegenüberstellung musste ich durchs Glasfenster die Bösewichter identifizieren. Dann nahm uns der Polizei(oberhaupt-)wachtmeister bei Seite und eröffnete uns Unglaubliches:
Er gab zu bedenken, dass er den Job seit 15 Jahren mache, und uns sagen könne, da von uns keiner ernsthaft verletzt wurde, dass das Verfahren eingestellt werden würde oder bestenfalls eine geringe Geldstrafe erfolge. Er hätte damit auch einen Haufen Papierkram zu erledigen.
Ob wir damit einverstanden seien, dass er jetzt zu den beiden reingehe, ihnen ein paar Watschen gebe und sie dann laufen lasse. Mein Einwand, ob ich denn dies nicht selbst tun dürfe, wurde abschlägig beschieden, aber wir dürften dafür zuschauen!
Und wirklich ging dieser großgewachsene Bajuware mit seinen rießigen Abortdeckelhänden hinein, schmierte dem ersten ein, zwei und dem anderen, der aufsprang, um sich zu verteidigen, gleich noch ein paar. Dann durften die (körperlich unverletzt) gehen; sie zogen mit hängenden Köpfen ab und haben sich vielleicht gemerkt, wie man sich in aussichtlosen Situationen selbst fühlt.
Ich denke heute noch manchmal darüber nach, ob ich das Geschehene jetzt gutheißen soll oder nicht: Die beiden haben sicher mehr daraus gelernt, als durch eine Monate später fällig werdende Geldstrafe (die in meinem berufl. Bereich immer zuerst die Eltern zahlen) oder gar durch eine Verfahrenseinstellung.
Trotzdem, trotzdem, was ist nun ein Denkzettel, was ist (staatliche) Gewalt???
Über Schwarzfahren mag man diskutieren, Ladendiebstahl ist ein auch anderer Punkt, aber bei (versuchter) Körperverletzung oder Einbruchsdiebstahl hört der Spaß auf! Ich weiß leider aber auch zu gut, dass man meist erst im Wiederholungsfall spürbare Sanktionen verhängt.
Freundliche Grüße
Andreas