PS: ich bin ehrlich schockiert, wie viele sich ein Leben ohne Herrschaft nicht vorzustellen trauen. Warum muss es immer ein hoheitliches Gremium geben um für andere zu entscheiden, gab es nicht mal den "mündigen" Menschen?
Was ist die Alternative? Pure Anarchie? Also wie damals im Wilden Westen, als es größere Landstriche ohne Gesetze und
Institutionen gab, die jedem Einzelnen Grenzen setzt? Der ideale Rückzugsort für Outlaws (was ja der Begriff schon ausdrückt).
Dann gilt nur noch das Gesetz des Stärkeren, also im übertragenen Sinn, wer den Colt schneller zieht.
Soll jeder alles selbst entscheiden dürfen? Man kann doch von niemandem erwarten, dass er auf jedem Gebiet so
kompetent ist, um richtige Entscheidungen zu treffen. Dafür sind die einzelnen Bereiche viel zu kompliziert.
Es soll ja keine Herrschaft im Sinne von Diktaturen oder den früheren Alleinherrschern sein, sondern eine gewählte
Vertretung, die gewisse Regeln aufstellt und durchsetzt. Der sog. mündige Bürger sollte so frei wie möglich sein und
eben auch durch seine Wählerstimme mitwirken. Aber irgendwer muss auch eingreifen, wenn die falsch verstandene
Freiheit des Einen, andere in deren Freiheit beschränkt.
Unsere Demokratie hat einen großen Fehler. Nach der Wahl hat man als Bürger wenig bis keinen Einfluss - bis zur
nächsten Wahl. Das ist in der Schweiz besser, wo es die Option von Volksabstimmungen gibt, auch wenn es manchmal
etwas übertrieben wird. Die Demokratie ist schwerfällig und Entscheidungsprozesse dauern oft sehr lange. Die ideale
Staatsform - z.B. eine Diktatur mit einem Idealisten an der Spitze - gibt es nicht. Sobald jemand die Macht hat, ist es mit
dem Idealismus vorbei. Deshalb ist die Demokratie das kleinste Übel. Allerdings ist gerade in Deutschland die Bürokratie
das größte Problem. Überreglementierungen, komplizierte Verfahren, die auch vieles blockieren oder ganz verhindern,
was eigentlich wünschenswert wäre. Ein Steuersystem, das der Wirtschaft Millionen unproduktiver Arbeitsstunden aufzwingt
und so kompliziert ist, dass es viele Möglichkeiten der Steuerhinterziehung gibt. Tausende von Beamten und ebenso
notwendigerweise Steuerberater sind nur damit beschäftigt, die produktive Arbeit der Leute zu kontrollieren und zu
reglementieren. Man könnte ja alle Steuern abschaffen und nur eine entsprechend angehobene Mehrwertsteuer beibehalten.
Die Steuererklärung dauert 5 min., man braucht weder Hilfe noch Kontrolleure, es gibt auch keine Schlupflöcher. Das
Finanzamt wäre ein Computer mit ein paar EDV-Spezialisten. Natürlich würden sich dann einige Leute von unproduktiver
Arbeit verabschieden müssen und sich einen anderen (produktiven) Job suchen.
Hat ein junger Mensch eine Superidee und möchte ein Start-up-Unternehmen gründen, wird er mit so viel Bürokratie
zugedeckt, dass ihm die Lust vergeht. Entweder er lässt es bleiben oder er geht ins Ausland. Dann werden halt die
Arbeitsplätze in Ländern geschaffen, die nicht so bürokratisch sind. Probiert er es in Deutschland, läuft er Gefahr, dass
er pleite ist, bevor alles richtig funktioniert.
Das sind die wahren Probleme Deutschlands, ÖR-Gebühren sind da nur ein unwichtiger Teil. Trotzdem ist es natürlich
legitim, sich damit auseinanderzusetzen und die Sache zu reformieren.
Man könnte die Gebühreneinnahmen bei 1 Mrd. deckeln und die übrigen 7 Mrd. in eine Art Soli für die notwendige
Instandsetzung maroder Brücken umwandeln. Bevor es auch bei uns Katastrophen à la Genua gibt. Da gäbe es sicher
mehr Zustimmung seitens der Bevölkerung.