Die Aufgabenstellung des Bahnvorstands ist ja sowieso höchst schwierig.
Auf der einen Seite soll die Bahn Gewinne erwirtschaften, was Herr Mehdorn auf's vortreffliche geschafft hat - z.B. durch branchenfremde Zukäufe, z.T. im fernen Ausland; auf der anderen Seite sollen in Deutschland Menschen flächendeckend von A nach B transportiert werden, was zu vertretbaren Preisen völlig unrentabel ist, da ja auch die ganze Infrastruktur (Schienen, Bahnhöfe, Grundstücke) und die Pensionen der ehemaligen (Reichs-, Reichs- und Bundes-)Bahnerpensionen finanziert werden müssen.
Also was nun? Vernünftige Dienstleistung oder (börsenkompatibler) Gewinn?
Daß er damit aber Geld verdient bzw dem Steuerzahler erhebliche Zuschußzahlungen erspart hat, muß man fairerweise aber auch anerkennen.
Da ist ein Problem, mit denen alle ehemaligen öffentlichen Unternehmen zu kämpfen haben (DB, Post, Telekom, Entsorgungsunternehmen, Überwachungsvereine etc.).
Der öffentliche Infrastrukturauftrag (Flächendeckende Versorgung) steht in Konflikt mit dem unternehmerischen Denken eines Unternehmens, das nur an lukrativen Orten arbeiten würde - und das profitorientiert.
Wir als Bürger haben aber mit dem Problem zu kämpfen, dass wir die Kosten, die wir (Damals) durch Steuern und Gebühren getragen haben, jetzt aus unserem Budget für den privaten Konsum finanzieren müssen. Die Besteuerung hätte sich ja durch die Privatisierung der öffentlichen Unternehmen entsprechend reduzieren müssen. Das ist aber nicht geschehen. Dadurch wurde mehr oder weniger unsichtbar das Einkommen geschmälert.
Deshalb kann man nicht behaupten, Mehdorn hätte den Büger vor höheren Steuern bewahrt. Eher hat man den Büger doppelt zur Kasse gebeten ohne dass er das gecheckt hat.
Das was man Mehdorn zugute halten kann, ist, dass der Unternehmen rentabler gestaltet hat. Aber auch diese Aussage ist relativ. Schauen wir uns einfach mal die sogenannten "Auffanggesellschaften" der Post und der Telekom an, wo man die Beamten hin verfrachtet hat. Es handelt sich hierbei um Menschen (Bei der Telekom sind es 7000 !!), die für das Nichtstun weiter ihr volles Gehalt beziehen. Sicher sind da auch welche bei, die sowieso keinen Input gebracht hätten, aber es sind auch genügend Menschen dabei, die arbeiten wollen, aber es tatsächlich nicht dürfen !!
Eine Abfindung habe ich i.Ü. auch schon zweimal erhalten. Nur eben im vier- bzw. fünfstelligen Bereich, um die Übergangsfrist bis zur nächsten Beschäftigung finanziell überbrücken zu können, ohne ins soziale Netz zu fallen, da es kein nennenswertes "Erspartes" gab.
Es geht bei der Abfindung doch nur um den versuchten Ausgleich des der einen Seite durch die vorzeitige Beendigung des Vertrages entstandenen Schadens.
Yep. Eine Abfindung ist eine Art Schmerzensgeld. Dabei ist es aber nur dafür das man den Hut nimmt.
Bei großen Unternehmen und bei großen Mittelständlern ist es auch ein probates Mittel der Personalabteilungen, den Mitarbeiter einfach loswerden zu können, ohne sich selbst um andere Einsatzmöglichkeiten kümmern zu müssen. Ich würde es ganz simpel auch als Faulheit bezeichnen.
Natürlich wird damit versucht, die Klage auf "Wiedereinstellung" nicht zu verlieren. Es ist also auch eine Art Schweigegeld.
Es gibt genügend Leute, denen man den Laufpass gibt, die selbst sagen: Gebt mir was anderes, ich will doch für euch arbeiten!
Ich persönlich durfte auch schon meinen Hut nehmen, und zwar aus dem Grunde, weil der Nachfolger meines Chefs seine eigene Crew installieren wollte. Man kann sagen, er war für mich ein politischer Stolperstein. Getoppt hat er die ganze Sache, indem er sogar Externe für horrende Tagessätze eingekauft hat, die das Dreifache meines Gehaltes verdienten. Und man will es nicht glauben, die Unternehmensleitung hat ihn noch nicht mal zur Raison gerufen. (Zwischenzeitlich sitzt die sowieso am Gardasee in Rente).
Da die neuen Leute die Themen logischerweise nicht kannten, haben sich dadurch Projekte aufgrund von Fehlentscheidungen und mangelndem Know-How (Die Leute mit Know-How waren ja weg) um mehrere Jahre verzögert, was zu zusätzlichen Kosten im dreistelligen Millionen Bereich (!!!) geführt hat.
Man sollte sich also bei solchen Spektakeln keine Gedanken über sein eigenes Können machen - es ist völlig irrelevant.
Außerdem sollte das Beispiel zeigen, wieviel Geld eigentlich hinter den Kulissen verbrannt wird. Da haben 20 Mio. Rente für einen ehemaligen Vorstandsvorsitzenden nur die Größe eines kleinen Fingernagels.