Problem ist halt, dass bei einer Reparatur eins zum anderen kommt. Nehmen wir den Kopfdichtungsschaden bei meinem - € 1.500,- hatte ich mir als inneres Limit gesetzt - ist der Kopf runter ist es wohl sinnvoll auch die Sitze neu zu machen und die Wasserpumpe...Beim Zerlegen ist dann der Plastikstutzen vom Kühler zerbröselt, der Krümmer hatte einen Riss, der Ausgleichsbehälter....Wie dann der Kopf schon beim Machen war kam aus der Werkstatt die Meldung von brüchigen Kettenteilen... Spätestens hier wäre es vernünftig gewesen die Notbremse zu ziehen, bisherige Werkstattkosten als "Lehrgeld" zu verbuchen und den überholten Kopf bei Ebay anzubieten...Zum Abschluss riss noch der Anschluss für den Ölkühler ab. In der Summe das vorher angedachte Limit um über 100 % überschritten - vernünftig ist das wirklich nicht.
Natürlich ist das vernünftig. Ein 9000 ist ein verdammt gutes Auto. Saubequeme, wirklich langstreckentaugliche Sitze (die man bei den meisten Herstellern weder für Geld noch gute Worte bekommt, und wenn doch, dann sind sie gleich prohibitiv teuer), Platz für die Passagiere wie in einer alten S-Klasse, Platz für's Gepäck wie in einem ernstzunehmenden Kombi (Anmerkung: von denen gibt es auch nicht mehr viele). Angemessen motorisiert, angemessen sparsam, ziemlich dauerhaltbar und das ganze noch in einem zeitlosen Design verpackt.
Wo bitte, bekommt man denn etwas gleichwertiges? Und wenn man etwas fände, wie teuer wäre das dann? Eine Alternative dazu, den eigenen 9000 zu reparieren wäre nur der Kauf eines anderen 9000. Aber dann hätte man zusätzlich zum Kauf Transaktionskosten (ca 10 Autos besichtigen, dazu quer durch die Republik fahren und mehrere Tankfüllungen verbrennen, Trailer mieten, Fahrzeug mit Hängerkupplung und passendem Fahrer (BE oder Klasse III) auftreiben, alternativ Kurzzeitkennzeichen, Gebühren für die Ummeldung... alleine das sind schnell etliche hundert Euro, vielleicht wird es sogar schon vierstellig). Dann muß man noch den Wartungsstau beseitigen, den man beim Kauf von Gebrauchtwagen leider grundsätzlich voraussetzen muß, und schon hat man ganz schnell gute 3000 bis 6000€ (abhängig vom Zustand), die die Alternative "kaputtes Auto wegwerfen, "neuen" 9000 holen" mindestens (!) teurer wäre. So teuer ist keine Kupplung, selbst wenn alles schief geht.
Das Verhältnis von "Rest- und Marktwert" zu Reparaturkosten ist bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung einer Reparatur nahezu völlig egal. (Natürlich spielt das mit rein, aber wenn das Problem darauf reduziert begeht man einen groben Fehler. Das sind nur zwei Variablen - von vielen.) Wichtig sind zwei Fragen: was kostet es mich, den jetzigen Wagen weiterzufahren? Was kosten mich gleichwertige Alternativen? In der Gesamtbetrachtung aller Kosten ist es dann fast immer wesentlich günstiger, das schon vorhandene Auto zu erhalten.
Leider können die meisten Leute nicht rechnen.